Klares Nein zu den Hotelplänen im Bamberger Hain

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Was wird aus dem ehemaligen Herold-Hochhaus? Mit den Plänen für ein Hotel und so genannte Stadtappartements handelte sich der Eigentümer im Bausenat eine herbe Abfuhr ein. Die Immobilie gilt vielen als Schandfleck im Haingebiet. Foto: Ronald Rinklef
Was wird aus dem ehemaligen Herold-Hochhaus? Mit den Plänen für ein Hotel und so genannte Stadtappartements handelte sich der Eigentümer im Bausenat eine herbe Abfuhr ein. Die Immobilie gilt vielen als Schandfleck im Haingebiet.  Foto: Ronald Rinklef

Im ehemaligen Herold-Haus sollen Hotel und Kurzzeit-Appartements entstehen. Um das umstrittene Vorhaben zu verhindern, zog der Bausenat alle Register.

Nachbarn und andere besorgte Bamberger Bürger können erst einmal aufatmen: Der umstrittene Plan, im ehemaligen Herold-Hochhaus an der Ottostraße im Haingebiet ein Hotel zu errichten, hat vorerst keine Chance auf Verwirklichung. Dies ist das Ergebnis der jüngsten Bausenatssitzung. Neun Stadträte lehnten den Antrag auf Umbau und Umnutzung ab. Nur Daniela Reinfelder (BuB) machte sich für das Vorhaben stark.

Es ist eine der schärfsten Waffen des Baurechts, zu der die Bausenatsmitglieder griffen, um das Vorhaben zu blockieren und weitere Investitionen in ein ungeliebtes Bauwerk nicht auch noch zu fördern. Herbert Lauer von der Bamberger Allianz wies den Weg. Der erfahrene Baujurist war es es, der eine Veränderungssperre vorschlug. Gleichzeitig soll für das Gebiet ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet werden. Mindestdauer des Verfahrens: ein Jahr; die Sperre für neue Nutzungen gilt sogar zwei Jahre. "Damit haben wir schon einmal einen Pflock eingehauen. Einen Beherbergungsbetrieb in dieser Größenordnung können wir hier nicht zulassen", begründet Lauer das Verfahren.


Ein Schandfleck im Haingebiet

Er formuliert damit, was die breite Mehrheit im Stadtrat denkt. "Das ehemalige Herold-Haus ist ein Schandfleck im Haingebiet. Da ist doch klar, dass solche Nutzungsänderungen akute Bauchschmerzen auslösen", sagt Peter Neller (CSU). Auch SPD und Grüne stimmten der Doppelstrategie zu.

Klar war: Ohne Klimmzüge hätte das Ergebnis der Sitzung auch anders aussehen können. Denn die gültige Rechtslage in einem allgemeinen Wohngebiet lässt Ausnahmen für Beherbergungsbetriebe ausdrücklich zu. Anders formuliert: Hätte der Bausenat die Anträge einfach so abgelehnt, wäre das Risiko groß gewesen, dass ein Gericht den Beschluss wieder kippt.

Im Gegensatz dazu bietet das angestrebte Bebauungsplanverfahren nun die Chance zu einer geordneten Entwicklung, bei der alle Beteiligten mitreden können. "Auch Kompromisse sind durchaus möglich", sagte Herbert Lauer.

Unwidersprochen blieb das Vorgehen der Mehrheit aber nicht. In der Abstimmung warf sich Daniela Reinfelder von Bambergs unabhängigen Bürgern (BuB) auf die Seite des Eigentümers EMImmobilien. Warum? Im Gespräch mit dem FT erklärte sie ihre Motive. "Ich finde einfach nicht, dass man so mit einem Bauherrn umspringen kann", sagt Reinfelder, von Beruf Architektin. Der Bauherr sei von der Stadt unnötig in eine Sackgasse gelotst worden und habe in Hoffnung auf Genehmigung teuere Lärmschutzuntersuchungen machen lassen. "Jetzt kann er die Pläne in die Tonne treten." Freilich: Die BuB-Stadträtin teilt auch die inhaltlichen Bedenken der anderen Stadträte nicht. Die Nutzungsänderung sei nachvollziehbar, besonders die Idee mit den Stadtappartements findet sie "total charmant". Dafür gebe es in einer Stadt wie Bamberg hohen Bedarf.


Eigentümer: Keine Kündigungen

Was genau sind Stadtappartements eigentlich? Und welchen Vorteil bringen sie? Glaubt man Horst-Peter Müller, dem Geschäftsführer von EMImmobilien, handelt es sich um ein Kurzzeitangebot für Wohnungssuchende zwischen vier Wochen und zwölf Monaten. Es werde vor allem von Mitarbeitern großer Unternehmen oder anderer Institutionen gesucht und damit länger genutzt als eine klassische Ferienimmobilie. Außerdem ermöglicht diese Wohnform laut Müller, die jeweils an einem Versorgungsstrang gelegenen Wohnungen im Herold-Haus sukzessive leer zu räumen und zu sanieren - ohne Kündigungen auszusprechen. Dies will Müller erklärtermaßen nicht tun, auch wegen des hohen Alters vieler Mieter. Er sagt: "Sie sind mir lieb und teuer."

Für den Eigentümer ist die Entscheidung im Bausenat eine herbe Enttäuschung. Klagen möchte Horst-Peter Müller aber nicht, so lange noch Hoffnung besteht, mit der Stadt auf dem Verhandlungswege weiterzukommen. Wichtig ist für ihn: Sowohl beim Brandschutz, als auch bei Immissionen und Stellflächen komme sein Projekt ohne Ausnahmegenehmigungen aus.

Müller zielt damit auf den Umstand, dass in der Nachbarschaft viele Befürchtungen gegen ein Hotelprojekt hochgekocht sind. Da ging es um den möglicherweise zunehmenden Lärm und Verkehr in der Ottostraße, aber auch um grundsätzliche Kritik an der Umwandlung von Wohnungen in Appartements. Schon im Sommer hatte Reiner Dietz vom Bürgerverein Mitte die geplante Nutzungsänderung als absurd gegeißelt. So werde der Mangel an erschwinglichem Wohnraum völlig unnötig verschärft.


Eine Lawine von Anträgen

Wie sehr sich der Bamberger Wohnungsmarkt dadurch verändert, dass immer mehr Wohnungen nun auch offiziell in Ferienappartements umgewandelt werden, zeigen Zahlen aus der Stadtverwaltung. Dort liegt laut Bernd Bauer-Banzhaf eine Lawine von 150 Umwandlungsbegehren vor. Die meisten Antragsteller können laut Stadt mit einer Genehmigung rechnen.