Nach dem Einbruch am Kaiser-Heinrich-Gymnasium äußert sich nun Schulleiter Michael Strehler öffentlich. Die bisherigen Ermittlungen hätten ihn zum Schweigen gezwungen. Den Tätern drohen auch harte schulische Konsequenzen.
Es waren für Schulleiter Michael Strehler keine leichten Monate. Wie an den anderen Bamberger Gymnasien mussten auch am Kaiser-Heinrich-Gymnasium (KHG) die Abiturvorbereitungen im Corona-Krisenmodus laufen. Und dann sorgte mitten in der Prüfungsphase - in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai - der spektakuläre Einbruch ins KHG und der damit verbundene Diebstahl der Abituraufgaben für ein schockierendes Erlebnis.
Die Polizei ermittelte in viele Richtungen. Schüler und Eltern waren verunsichert. Es gab wilde Spekulationen und manche Vorwürfe. Und die Schulleitung schwieg. Auch noch, als die Polizei bereits gegen drei mutmaßliche Täter ermittelte. Weil sie es musste, wie Michael Strehler nun betont. "Die Ermittlungen gegen die drei Verdächtigen laufen weiter, wir dürfen uns daher zu manchen Dingen immer noch nicht äußern." Es sei auch noch nicht geklärt, ob nicht noch gegen weitere Schüler Vorwürfe erhoben werden.
Und doch ist es Strehler wichtig, einige Punkte klarzustellen. So hätten die zum großen Teil geständigen Schüler keinesfalls bereits ein Abitur-Zeugnis erhalten. Sollten sich weitere Schüler auf verbotenem Wege Vorteile verschafft haben, müssten auch sie mit ernsten Konsequenzen rechnen. "Schon der Diebstahl ist ein schwerer Fall von Unterschleif. Wer zudem durch einen Einbruch die Sicherheit der Schule gefährdet, muss sich einem Disziplinarverfahren stellen", unterstreicht Strehler.
Keine Einbruchsspuren
Die Schulordnung sieht dafür als Konsequenzen die Aberkennung des Abiturs bzw. die Entlassung von der Schule vor. Die zu treffenden Maßnahmen würden in enger Abstimmung mit dem Kultusministerium getroffen. "Gegebenenfalls kann dann jemand sein Abitur an einer anderen Schule nachholen. An unserer Schule jedenfalls nicht."
Auch habe er keinesfalls eine Gruppe von Abiturienten oder gar alle unter Generalverdacht gestellt. "Niemand hat hier jemanden verdächtigt. Die Polizei hat Spuren gesichert und Fragen gestellt, die wir dann beantwortet haben", sagt der Schulleiter. Schüler und auch Lehrer seien von den Ermittlern vernommen worden, das sei aber noch keine Verdächtigung. Die Formulierung "Abischerz" sei von der Einsatzleitung der Polizei als Sprachregelung herausgegeben worden, an die auch er als Schulleiter sich halten musste.Was die Sicherheit der Schuldaten angeht, sagt Strehler: "Wir prüfen alles, um rauszukriegen, was da undicht sein könnte und wie sich da jemand Zugang verschaffen konnte." Grundsätzlich seien gerade sensible Daten aber auch am KHG sicher. Was nun das Eindringen ins Schulgebäude betrifft, werde derzeit auch untersucht, "inwieweit da Schlüssel unterwegs waren". Denn sichtbare Einbruchsspuren habe es nicht gegeben.
"An unserer Schule gibt es zum einen eine gewisse Erleichterung, nun etwas mehr darüber zu wissen, was da abgegangen ist. Auf der anderen Seite sind wir bestürzt, denn es handelt sich hier schließlich um Straftaten", sagt der Schulleiter. Für den von der "Bild"-Zeitung geäußerten Verdacht, dass ein Schüler klausurrelevante Daten gegen Nacktbilder getauscht habe, sieht Strehler aber keinerlei Anhaltspunkte. "Solche Behauptungen sind echt eine Unverschämtheit." Er legt Wert auf die Feststellung, dass der allgemeine Schulbetrieb am KHG immer in geordneten Bahnen gelaufen sei, "auch wenn hier Dinge passiert sind, die so nicht passieren dürfen".
Wie André Libischer, der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Bamberg, erklärt, können über die bereits veröffentlichte gemeinsame Presseerklärung des Polizeipräsidiums Oberfranken und der Staatsanwaltschaft hinaus derzeit keine weitergehenden Informationen erteilt werden. Am Montag war mitgeteilt worden, dass "technische und digitale Spuren" zu einem 18-jährigen Abiturienten des Gymnasiums geführt hätten, der die Tat im Rahmen seiner Vernehmung gestanden habe. Die entwendeten Abiturprüfungsaufgaben hatte er außerhalb seines Hauses in einem Waldgebiet versteckt. Zudem benannte der Tatverdächtige zwei 18-jährige Abiturienten als seine Mittäter. Den Beamten der Kriminalpolizei sei es gelungen "trotz der äußerst professionellen Vorgehensweise der drei Abiturienten, den Tatablauf schlüssig nachzuvollziehen". Im weiteren Verlauf der Ermittlungen würden weitere Beweismittel durch die Beamten der Kriminalpolizei Bamberg ausgewertet und auf ihre strafrechtliche Relevanz geprüft.