Justitias "fränkische Kleider"

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Detail am Oberlandegericht Bamberg Repro: Rinklef
Detail am Oberlandegericht Bamberg Repro: Rinklef
Zentraljustizgebäude in Hof
Zentraljustizgebäude in Hof
 
Vor Fotos des Justizgebäudes in Würzburg stehen bei der Ausstellungseröffnung in Bamberg (von links) Ministerialdirektor Walter Schön, OLG-Präsident Clemens Lückemann, Ministerialrätin und Architektin Gabriele Engel, Generalstaatsanwalt Thomas Janovsky und der Fotografen und Vizepräsident des Landgerichts Hof, Matthias Burghardt.
Vor Fotos des Justizgebäudes in Würzburg stehen bei der Ausstellungseröffnung in Bamberg (von links) Ministerialdirektor Walter Schön, OLG-Präsident Clemens Lückemann, Ministerialrätin und Architektin Gabriele Engel, Generalstaatsanwalt Thomas Janovsky und der Fotografen und Vizepräsident des Landgerichts Hof, Matthias Burghardt.
 
Straf- unde Ziviljustizzentrum in Würzburg
Straf- unde Ziviljustizzentrum in Würzburg
 

Das Oberlandesgericht am Wilhelmsplatz ist ein über 100 Jahre altes Denkmal. Andere Gerichtsgebäude in Ober- und Unterfranken sind supermodern. Das zeigen die Fotos, die bis 4. Juli im Bamberger Justizpalast zu sehen sind.

Bauwerke der Justiz als architektonische Blickfänge? Dass dies kein Widerspruch ist, zeigt eine Fotoausstellung unter dem Titel "Justitias fränkische Kleider" am Bamberger Ober-landesgericht (OLG), die zur bayernweiten "Woche der Justiz" eröffnet wurde und bis 4. Juli zu sehen sein wird.

Die Aufnahmen stammen vom Vizepräsidenten des Landgerichts Hof, Matthias Burghardt, und zeigen Gerichtgebäude aus dem OLG-Bezirk Bamberg. Sie illustrieren die Entwicklung von 120 Jahren Bau- und Justizgeschichte in Ober- und Unterfranken, heißt es in der Pressemitteilung des OLG: "Vom 1895 im Stil der Neorenaissance errichteten Amtsgericht Forchheim bis zum derzeit in der zweiten Bauphase befindlichen Justizgebäude in Hof; vom festungsartigen Justizpalast bis zum modernen Justizzentrum".

Der Bamberger OLG-Präsident Clemens Lückemann zitierte in seiner Begrüßung laut Pressemeldung den bayerischen Justizminister Professor
Winfried Bausback, wonach sich das moderne, in der Verfassung angelegte Selbstverständnis der Justiz in der baulichen Gestaltung wiederfinden müsse: "Ein Gerichtsgebäude muss Würde ausstrahlen, aber auch Vertrauen beim Recht suchenden Bürger erwecken."

Lückemann verwies auf die erheblichen Mittel, die der Freistaat Bayern in den letzten Jahren investiert hat und noch investieren wird, um Justizgebäude in Nordbayern zu erhalten, zu erneuern oder neu zu errichten: Allein für die Bau- und Sanierungsarbeiten in Würzburg, Bayreuth, Hof und Haßfurt würden am Ende weit über 100 Millionen Euro in die heimische Bauwirtschaft geflossen sein. Auch der Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums der Justiz, Ministerialdirektor Walter Schön, habe in einem Grußwort die Justiz als einen der größten öffentlichen Dienstleister und als Standortfaktor im Freistaat Bayern hervor gehoben, teilt die OLG-Pressestelle mit.

Drei Phasen der Bautätigkeit

Den Festvortrag hielt Ministerialrätin Gabriele Engel, ihres Zeichens Sachgebietsleiterin in der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr und damit zuständig für alle Justizbauten in Bayern. Aus dem Blickwinkel der Architektin erläuterte sie die drei historischen Phasen der Bautätigkeit in der Justiz: Im 19. Jahrhundert sei es zu einem wahren Bauboom gekommen, als die Justiz ihr neugewonnenes Selbstverständnis als unabhängige Staatsgewalt mit der Errichtung von prachtvollen Gebäuden, oft auch Justizpaläste genannt, zum Ausdruck gebracht habe. Mit Justizgebäuden wie in München, Nürnberg und Bamberg, aber auch in Bayreuth, Schweinfurt und Würzburg sei ein "architektonisches Freudenfest" gefeiert worden, das sich durch ganz Europa gezogen habe.

Dagegen habe die Architektur während des Wiederaufs nach 1945 mit ihren klaren und sachlichen Formen eine funktionale Neuerung markiert, die sich an der Trennung von Verwaltungstrakt und Sitzungssaal ablesen lasse. Als Beispiele aus dieser Zeit nannte Engel die Justizgebäude in Aschaffenburg und Coburg, die mittlerweile selbst unter Denkmalschutz stehen und die mit dem Ringen um Ausgewogenheit zwischen architektonischer Gestaltung und Sicherheitsanforderungen die Sanierungsplaner vor besondere Herausforderungen stellen würden.

Die Neubauten in Würzburg und Hof als Beispiele der heutigen modernen Architektur seien einerseits durch die Kombination von früheren Formen mit neuen Ideen geprägt, andererseits von den technischen Standards, die heute für notwendig gehalten würden und nicht ohne Auswirkung auf Architektur und Kosten blieben.
Die nicht unumstrittene Architektur des künftigen Amtsgerichtsgebäudes in Haßfurt nahm
Engel zum Anlass, ihren Vortrag mit Überlegungen zu den Merkmalen einer guten Architektur zu beschließen. Sie wird in der Pressemitteilung mit folgenden Aussagen zitiert: "Ob Neubau, Sanierung, Erweiterung oder einfach nur ein kleiner Umbau - Qualität steht an oberster Stelle." Und: "Wenn sich Architektur, Technik und Funktion zu einer überzeugenden Einheit zusammenfügen, dann entsteht Qualität."