Jugenddrama über Crystal Meth feiert in Bamberg Premiere

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Hinter Eis: Svenja (Marie Nest) und Bastian (Benedikt Flörsch) Foto: Martin Kaufhold
Hinter Eis: Svenja (Marie Nest) und Bastian (Benedikt Flörsch) Foto: Martin Kaufhold
 
 
 
 
 

Mit der Uraufführung von "Auf Eis" hat sich das E.T.A.-Hoffmann-Theater eines aktuellen Themas angenommen.

Man muss sich als angejahrter Besucher von Petra Wüllenwebers "Auf Eis" immer vergegenwärtigen, dass dieses Stück, eine Auftragsarbeit fürs Studio des E.T.A.-Hoffmann-Theaters, vornehmlich für Jugendliche geschrieben ist. Mancher überpathetische Dialog, manche klischeenahe Szene erklärt sich dann und heischt Verständnis. Aber man muss wiederum anerkennend konstatieren, dass die Autorin und Regisseurin ihr avisiertes Publikum ernst genommen hat, es keineswegs unterfordert und die Botschaft nicht mit dem Vorschlaghammer in die jungen Gehirne hämmern will.
Die Botschaft: Das ist die Warnung vor der Droge Crystal Meth, die, seltsamer Zufall, ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gerückt ist, seit vor einigen Tagen der prominente Grünen-Politiker Volker Beck mit einer kleinen Menge des Methamphetamins erwischt wurde.
Gerade in Oberfranken ist das aufputschende Crystal ein großes Thema, weil es zumeist in tschechischen Labors zusammengekocht wird und im Grenzgebiet relativ billig zu haben ist.
Dies alles wird im Laufe des knapp eineinhalbstündigen Drogendramas thematisiert. Nun charakterisiert dieses Rauschmittel, dass es keinen spezifischen Konsumentenkreis gibt. Es hilft der alleinerziehenden Mutter, den Alltag durchzustehen, wie es dem Politiker ermöglicht, einen strapaziösen Terminplan zu absolvieren, und Jugendlichen, ganze Nächte durchzutanzen.
Genau dies tun Tom (Alexander Tröger) und Lea (Anna Döing) einmal auf der fast leeren Bühne (Peter Engel). Tom schiebt Frust wegen eines Misserfolgs als Musiker, Lea ist mit ihrer Mutter wohl auch nicht glücklich. Die beiden werden ergänzt und konterkariert durch das Geschwisterpaar Bastian (Benedikt Flörsch) und Svenja (Marie Nest), deren Eltern als Fernsehmoderatoren Karriere machen.
Wir beobachten die Vier, wie sie von altersspezifischen Problemchen und wirklichen Sorgen geplagt werden. Das geht jeder Generation so. Neu ist, dass der Griff zu einer zerstörerischen Droge leicht fällt. Wüllenweber gelingt es, den typischen Verlauf, die körperlichen und seelischen Symptome einer Crystal-Karriere unaufdringlich darzustellen, wobei die Eis-Symbolik - "Ice" ist eine Slang-Bezeichnung für Methamphetamin - auch durch transparente Fliesen auf dem Bühnenboden, durch ein Paar verwaiste Schlittschuhe, durch die Metapher vom zugefrorenen See gar nicht ungeschickt eingeflochten wird.
So geht es bergab vor allem mit Tom. Er verliert zunehmend jede Empathie, nötigt Lea zu Diebstahl und Prostitution, sie und Svenja zum Schmuggel, dealt schließlich selber und verfällt in Paranoia. Am Ende steht im günstigen Fall die Entzugsklinik ... Die jungen Schauspieler geben viel, vor allem auch die kleine Marie Nest. Leitmotivisch singt Alexander Tröger den Dealer-Song "Sugar Man" von Sixto Rodriguez. Dieser Soulsänger kam zu spätem Ruhm, nachdem die Käufer seine Platten zunächst völlig ignoriert hatten. Es gibt immer einen Hoffnungsschimmer.

Termine und Karten

Weitere Termine 17., 20., 22.-24. März, 5., 9., 10. April

Karten
unter der Telefonnummer 0951/873030, E-Mail
kasse@theater.bamberg.de

Rahmenprogramm
Mo., 21. März, 15 Uhr, Ferienworkshop, Anmeldung unter theaterpaedagogik@stadt-bamberg.de. Fr., 1. April, 19 Uhr, Gewölbe, E.T.A.-Salon, Autorenlesung mit dem Ex-Konsumenten Dominik Forster. Sa., 9. April, ca. 20.30 Uhr, Studio, Publikumsgespräch zum Thema Crystal Meth