Jubeln auf dem Maxplatz bis nach Mitternacht

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Eine warme Sommernacht, kollektives Fußball-Schauen auf der Großbildleinwand auf dem Maxplatz - auch zur Weltmeisterschaft 2014 ist das "Public-Viewing" wieder erlaubt. Kommen die Deutschen ins Finale, werden maximal sieben Spiele übertragen.
Eine warme Sommernacht, kollektives Fußball-Schauen auf der Großbildleinwand auf dem Maxplatz - auch zur Weltmeisterschaft 2014 ist das "Public-Viewing" wieder erlaubt. Kommen die Deutschen ins Finale, werden maximal sieben Spiele übertragen.

Die Fußball-WM steht unmittelbar bevor - und damit die Übertragung von Spielen mit deutscher Beteiligung auf dem Maxplatz. Weil das bis nach Mitternacht gehen kann, sollen die Anwohner geschont werden.

Die Auflagen sind streng: Einlasskontrollen, keine lauten Tröten und ausreichend Sicherheitsleute. Im März hatte der Stadtrat entschieden, dass während der Fußballweltmeisterschaft Spiele mit deutscher Beteiligung wieder in der Innenstadt auf Großbildleinwand übertragen werden dürfen. Aber nur, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden.

Denn: Wegen der Zeitverschiebung zum Gastgeberland Brasilien können die Spiele bis in die Nacht hinein dauern. Welche Frequenz könnte da auf die Anwohner rund um den Maxplatz zukommen? Ulrike Siebenhaar, Pressesprecherin der Stadt Bamberg, erklärt: "Übertragen werden nur Spiele mit deutscher Beteiligung.

Davon ausgehend, dass die Deutschen ins Finale kommen, werden maximal sieben Spiele übertragen."

Spielbeginn der drei Vorrundenspiele ist zweimal um 18 Uhr deutscher Zeit, einmal um 21 Uhr; Achtelfinale, Halbfinale und Spiel um Platz 3 wären jeweils um 22 Uhr, das Finale um 21 Uhr. Das Ordnungsamt rechne damit, das ein spätes Spiel inklusive Pause, Verlängerung und Elfmeterschießen mit 15 Minuten eingeplanter Abspannmusik bis maximal 0.45 Uhr nachts dauere.

"Einige Anwohner, die direkt betroffen sind, sind damit nicht glücklich", sagt Sabine Sauer, die als Vorsitzende des Bürgervereins Mitte auch lärmgeplagte Anwohner vertritt. "Aber der Gesetzgeber hat die Zeiten nun einmal ausgeweitet. Auch im Stadtrat fiel ein Mehrheitsbeschluss.

Ich persönlich kann damit leben."

Um "Public-Viewing"-Veranstaltungen während der Weltmeisterschaft zu ermöglichen, hat die Bundesregierung eine Lärmschutz-Verordnung beschlossen. Diese erlaubt Übertragungen von Spielen auf Großbildleinwänden auch nach 22 Uhr. Bereits bei den vergangenen Fußballweltmeisterschaften 2006 in Deutschland und 2010 in Südafrika hatte es entsprechende Ausnahmen gegeben, wie es in einer Mitteilung des Bayerischen Umweltministeriums heißt.

Eine Gesetzeslage, mit der sich Anwohner nun arrangieren müssen. Sabine Sauer versucht, das Gute zu sehen: Ja, es sei schon auch so, "dass Einiges versucht wird, um die Anwohner zu entlasten", sagt sie.

Einen Satz, den Vertreter der Genehmigungsbehörde (die Stadt Bamberg) und des Veranstalters (Radio Bamberg) gerne hören dürften.

Mischa Salzmann, Geschäftsführer von Radio Bamberg, nennt Beispiele, was zur kommenden WM geändert wurde, auch in Hinblick auf die späteren Fußballspiele in den Nachtstunden.
"Wir haben die Security aufgestockt und bieten noch einmal deutlich mehr Toiletten an." Mit beiden Maßnahmen soll zum einen das "Wildpinkeln" in der Innenstadt eingedämmt werden, zum anderen der Geräuschpegel vor und nach den Spielen niedrig gehalten werden.

Keine lauten Fanartikel
Die Sicherheitsleute kontrollieren am Eingang zur Fanmeile die Fußballfans. Vuvuzelas (Tröten) oder Sambatrommeln sind verboten, genauso wie Alkohol oder Pyrotechnik. "Der Sicherheitsdienst ist mindestens zwei Stunden vor, während und nach der Veranstaltung auf dem Gelände", heißt es in den Auflagen der Stadt Bamberg.

 


Salzmann betont: "Bei uns findet nach dem Schlusspfiff keine Party statt. Wir spielen ein paar Fußballtitel, dann gehen die Leute." Das "Public-Viewing"-Gelände sei nach der Übertragung der Fußballspiele maximal noch dreißig Minuten offen, dann würden die Zäune verräumt. Außerdem habe man die Kapazität des Platzes, der auch 10 000 Gäste fasse, sukzessive auf 7000 reduziert.

"Nicht die ganze Stadt"
Das eigene Sicherheitspersonal arbeite eng mit der Bereitschaftspolizei zusammen. "Aber wir können natürlich nicht die ganze Stadt überwachen", sagt Mischa Salzmann. Ähnlich äußert sich Ulrike Siebenhaar von der Stadt: "Die Problematik ergibt sich, wenn Tausende Menschen auf einen Schlag gehen."

Zunächst einmal müssen sie die Fanmeile betreten.

 

Für die Vorrunde der WM rechnet Mischa Salzmann mit etwa 3000 bis 4000 Fans, sollte das Wetter passen. Wenn diese auf den Platz wollen, müssen sie einen Euro mehr zahlen als in der Vergangenheit: "Das zusätzliche Sicherheitspersonal und die Toiletten, das sind unheimliche Mehrkosten", sagt Salzmann. Deswegen kostet ein Maxplatz-Besuch den Fußballfan bei diesem Turnier drei Euro.

Doch warum es überhaupt der zentrale innerstädtische Platz sein muss, fragt Sabine Sauer vom Bürgerverein. "Ich hoffe, dass zukünftig die Übertragung von Sportveranstaltungen außerhalb stattfinden, zum Beispiel in einem Sportstadion. Ich weiß nicht, warum das in der Stadt sein muss." In der Stadtratssitzung im März, in der über den Maxplatz als Übertragungsort entschieden wurde, waren die Jahnwiese, das Volkspark-Stadion und die Brose-Arena als Alternativen im Gespräch gewesen. Doch alle waren vorerst ausgeschieden.

Zumindest für diese WM bleibt es also auf jeden Fall beim Maxplatz.

Anwohner können sich bei Fragen laut Mischa Salzmann an Marcus Appel von Radio Bamberg wenden. Er ist erreichbar unter der Telefonnummer 0951/9829045 oder per Mail: marcus.appel@funkhaus-bamberg.de



Kommentar von Redakteurin Anna Lienhardt:

Deutschland, ein Sommermärchen. Erinnern Sie sich noch, Fußballweltmeisterschaft 2006? Deutschland war nicht mehr nur eine Nation, sondern eine Familie, die gemeinsam in ihren Emotionen badete - beim Spiel ihrer Mannschaft. Es war der Anfang des zelebrierten Fußballs, der sich auch bei den folgenden großen internationalen Turnieren fortsetze.

Gemeinsame Jubelsprünge beim "Public-Viewing", Autokorsos mit Hup-Orgien, Fangesänge à la"Humba humba dädärää" mitten auf der Straße; aber auch: weggeworfene Becher und Flaschen, penetrant grölende Fans auf dem Heimweg und Wildpinkler. Stinkender Urin auf warmen Pflastersteinen an jeder Ecke. Das Fußballmärchen kann auch laut und eklig. Doch weil Deutschland nun mal eine Fußball-Nation ist, hat die Bundesregierung auch zur WM 2014 entschieden: Es besteht herausragendes öffentliches Interesse an den Fernsehübertragungen im Freien. Deswegen darf auch bis in die Nacht gemeinsam draußen geguckt und gejubelt werden. Allerspätestens um dreiviertel eins ist Schluss. Dann sind die Fans gefragt: Wenn sie nachts schon länger ein Fußballspiel erleben dürfen, müssen sie danach gesittet vom "Public-Viewing"-Platz abziehen, mit Rücksicht auf die Anwohner. Das gilt im Übrigen für jedes internationale Fußballturnier, das übertragen wird. Damit auch zukünftige Sommermärchen eine Chance haben.