"Ich will endlich dazugehören"

2 Min
Pfarrer Matthias Bambynek salbt Amir Attahi mit Katechumenenöl.Foto: Marion Krüger-Hundrup
Pfarrer Matthias Bambynek salbt Amir Attahi mit Katechumenenöl.Foto: Marion Krüger-Hundrup
Jeanette, Madeleine und Amir bekommen als Symbol der Entschiedenheit und Hoffnung ein Kreuz überreicht. Foto: Krüger-Hundrup
Jeanette, Madeleine und Amir bekommen als Symbol der Entschiedenheit und Hoffnung ein Kreuz überreicht. Foto: Krüger-Hundrup
 

Pfarrer Matthias Bambynek und Pastoralreferent Gregor Froschmayr bereiten Erwachsene auf die Taufe vor. In der Osternacht wird einer von ihnen - ein gebürtiger Muslim - von Erzbischof Ludwig Schick im Dom getauft.

Ein Fastensonntag in der Oberen Pfarre. Die abendliche Eucharistiefeier steht unter einem besonderen Zeichen: Pfarrer Matthias Bambynek spendet drei Erwachsenen die "Katechumenensalbung", ein Stärkungsritus auf dem Weg zur Taufe.

Jeanette Schwarz, Madeleine Kaiser und Amir Attahi nehmen das "Gotteslob" in die Hand. Mit kräftiger Stimme singen sie mit: "Wir glauben an den einen Gott, den Vater, der erschuf die Welt, den Sohn, der für uns litt den Tod, den Heilgen Geist, der uns erhält ...". Die Drei bekennen somit öffentlich ihren Glauben: mutig, überzeugt - und nicht selbstverständlich. Hinter ihnen liegen je eigene Lebensgeschichten und ein Wachstumsprozess, der seine Zeit brauchte.
Und eine Vorbereitung, die Pfarrer Bambynek und Pastoralreferent Gregor Froschmayr (St.Josef-Gaustadt) seit Oktober vergangenen Jahres geleistet haben.

"Katechumenat" heißt dieser Weg des Christwerdens, der in die Taufe, Firmung und Erstkommunion mündet. Traditionell erleben erwachsene Taufbewerber diesen Dreiklang in der Osternacht. Amir Attahi empfindet es als großes Glück, dass zumindest für ihn dieser Termin fest steht: Der 19-jährige empfängt die Sakramente von Erzbischof Ludwig Schick Samstagnacht im Dom.

Der junge Mann wurde in Afghanistan geboren und wuchs als Muslim in der iranischen Hauptstadt Teheran auf. "Von Kind an wollte ich Christ werden, doch im Iran gab es keine Christen", erzählt Amir. Seit seiner Flucht vor zwei Jahren lebt er nun in der Obhut des Don-Bosco-Jugendwerks Bamberg. Die enge Tuchfühlung mit seinem Umfeld ließ in ihm den Wunsch immer brennender wachsen, Christ zu werden. "Ich habe Interesse an Christus und fühle mich in der Kirche wohl", strahlt Amir.

Die 43-jährige Jeanette und die 30-jährige Madeleine stammen aus Sachsen-Anhalt, zogen aus beruflichen oder familiären Gründen nach Gaustadt beziehungsweise Trunstadt. Zu DDR-Zeiten hatten sie keinen Kontakt zu einer christlichen Gemeinde. Doch hier im Westen blieben solche Berührungen nicht aus. Zumal beide Frauen in Altenpflegeheimen arbeiten und mit Fragen von Sterbenden konfrontiert werden, die letztendlich nur der Glauben beantworten kann.

"Ich will endlich dazugehören", betont Jeanette, zugehören zu einer "Gesellschaft, in der Gott und Glauben noch etwas bedeuten", bringt sie ihre Motivation zum Christwerden auf den Punkt. Lachend fügt sie hinzu, dass sie Papst Benedikt XVI. "einfach cool findet": "Der kommt ja auch aus Bayern!".

Pfarrer Bambynek räumt ein, dass die Taufe von Erwachsenen "kein Massentrend" hierzulande ist. Es gehöre eine "große Portion Entschiedenheit dazu, wenn man sich heute als Erwachsener auf den Weg zur Taufe macht". Die gesellschaftlichen und religiösen Kontexte hätten sich verändert, der herkömmliche Weg des Christwerdens als Sozialisations- und Erziehungsprozess entspreche nicht mehr allein den Bedingungen einer pluralen Gesellschaft.

Für den Pfarrer und den Pastoralreferenten ist der Katechumenat nun eine andere Form des Christwerdens, ein Ausdruck einer missionarischen Öffnung der Kirche, wie sie das Zweite Vatikanische Konzil erneuert hat. Sorgfältig haben die beiden Kirchenmänner Jeanette, Madeleine und Amir in verschiedenen Phasen auf ihre Eingliederung in die katholische Kirche vorbereitet. Die Übergänge von einer Stufe zur anderen wurden durch gottesdienstliche Feiern begangen. Wobei wohl die Zulassungsfeier zur Taufe am ersten Fastensonntag mit dem Erzbischof ein besonderer Höhepunkt war. "Taufe ist die Bindung und Beziehung zu Jesus Christus", hatte Schick in seiner Predigt gesagt. Die Taufe sei aber zudem auch die Aufnahme in die Gemeinschaft der Christen.
Die "Katechumenensalbung" in der Oberen Pfarre ist für die drei Erwachsenen ein weiteres tiefgehendes Erlebnis. Pfarrer Bambynek zeichnet ihnen mit Katechumenenöl ein Kreuz auf die Stirn und spricht ein Segensgebet dabei.

Als Symbol der Entschiedenheit und Hoffnung bekommen Jeanette, Madeleine und Amir jeweils ein farbiges Kreuzlein überreicht. Amir umschließt diese Gabe fest in seiner Hand und lächelt. Ostern naht ...