Michael und Nicola Busch - Unser Redakteur, Vater einer 13-jährigen Tochter, schreibt seine Erfahrungen in einer wöchentlichen Kolumne auf.
Motivation ist in der Pubertät auch so ein Wort, das je nach Sichtweise eine unterschiedliche Bedeutung hat. Nehmen wir zum Beispiel mal mich: Ich lasse mich schnell motivieren. Das Wetter ist schön, ich bin draußen; das Wetter ist schlecht, ich bastel an meinem Modellauto; das Wetter ist abwesend, ich treffe mich mit Freunden.
Nehmen wir mal meine 13-jährige Tochter. Das Wetter ist schön, Nicola liegt auf dem Bett; das Wetter ist schlecht, Nicola liegt auf dem Bett; das Wetter ist abwesend, Sie dürfen raten. Ja, Nicola liegt auf dem Bett. Wenn ich nun den Vorwurf mache, dass sie so unmotiviert einfach nur rumliege, erklärt sie mir, dass genau das ihre Motivation sei.
Haben Sie mal probiert, mit einer Jugendlichen philosophische Gespräche zu führen? Das ist ein wenig wie mit Lothar Matthäus über Fußball zu reden. Grundsätzlich nicht verkehrt, aber einfach ein wenig wirr und unsortiert.
Motivation kommt vom lateinischen Wort motus, was so viel wie Bewegung bedeutet. Allein das ist schon der Widerspruch zur Matratzenmotivation. Denn es gilt: "Ohne Motivation läuft gar nichts." Heiko Keller, etwas jünger als ich, und philosophisch durch Zitate bekannt, sagte einst: "Träume und Ziele, das ist der Zündstoff deiner täglichen Selbstmotivation und der Antrieb dich jeden Tag aufs neue anzustrengen, um deinem Ziel näher zu kommen, deinen Traum zu leben."
Für Nicola abgekürzt hieß das: "Schau Papa, der sagt, dass Träume der Zündstoff der Motivation sind." Manch Philosoph hätte für diese Zusammensetzung ein ganzes Buch gebraucht. Doch diese Milchmädchenphilosophie war mit dieser Bemerkung noch nicht zu Ende. "Das heißt, ich gehe motiviert ins Bett, um noch mehr Motivation durch Träume zu bekommen, die mich wieder motiviert ins Bett bringt!"
Ausnahmsweise kam in diesem Falle das "Häh?" mal von mir. Gekrönt wurde die Aussage von Nicola nur noch mit dem Satz: "Schau, ich kann gar nichts dafür. Das ist eine Art Motivations-Teufelskreis!" Ich wiederhole: "Häh?"
Und jetzt kommt ein Trick. Mit Sprüchen wie "Jemand ein Eis? Fernsehen? Ich habe Süßigkeiten!" unterbreche ich diesen Teufelskreis und setze eine neue Motivationsmarke. Und dann ist alle Philosophie dahin und kein Thema mehr. Scheiß Pubertät!
Und was sagt Nicola?Ich dachte, Papa ist Journalist, jetzt ist er auch noch Philosoph. Zweimal klug reden, jetzt wird es echt anstrengend.