"Ich habe Pubertät" - Kirchlich ist die Pubertät vorbei

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Stolzer Papa, erwachsene Tochter - naja, irgendwie halt. Foto: Schwiegermama
Stolzer Papa, erwachsene Tochter - naja, irgendwie halt. Foto: Schwiegermama

Michael und Nicola Busch - Unser Redakteur, Vater einer 13-jährigen Tochter, schreibt seine Erfahrungen in einer wöchentlichen Kolumne auf.

Es war ein schönes Fest. Nicola und ich sind uns überraschend einig. Am letzten Wochenende wurde sie konfirmiert. Also aus Kirchensicht in die Gemeinde als Erwachsene aufgenommen. Sie darf nun Patin werden, am Abendmahl teilnehmen, kirchlich überall mitdiskutieren. Aus kirchlicher Sicht!


Ein weiser Konfirmationsspruch

Diese Diskussionsfreudigkeit wird aber ein wenig gebremst. Denn Nicola hat sich für einen Konfirmationsspruch entschieden, der sie nun ein Leben lang begleiten wird. "Der Herr behüte meinen Mund und bewahre meine Lippen!" Hat Nicola sich selbst ausgesucht. So weise, so erwachsen, so widersprüchlich zur Phase der Pubertät.
Zugegeben, bereits beim Gottesdienst wirkte die 13-Jährige wie eine junge Dame. Ernst das Glaubensbekenntnis vortragend, sich des Moments bewusst, um die Bedeutung dieses kirchlichen Aktes. Aber auch in Folge beim festlichen Mittagessen mit Verwandtschaft, Paten und Freunden. Gekonnt begrüßte sie die Gäste: "Ich freue mich, dass Ihr alle gekommen seid. Auch von so weit her. Und das wegen mir!"
Stolz überrumpelte sie mich dann mit der Frage, ob ein Gläschen Sekt an diesem Feiertag erlaubt sei. "Klar!" Ich war trunken ohne diesen Prickelsaft. Stolz schaute ich auf die Pubertierende. Blaues Kleid, edel, Engelsfrisur und die entsprechenden Schuhe dazu.
Kurzer Einschub: Die Schuhgeschichte ist gesondert zu erzählen, denn zwischen den Vorstellungen von der Höhe von Absätzen liegen Welten, die in der Schilderung den christlichen Aspekt etwas in den Hintergrund rutschen lassen würden. Daher gibt es zur Frage "Darf Mann Tochter und Mutter gemeinsam zum Schuhkauf wegschicken?" an anderer Stelle eine Antwort. Einschub-Ende.
Ich schilderte gerade meine hübsche Tochter, die ich - wäre ich 30 Jahre jünger -, sofort umwerben müsste. Ja, ich war stolz. Auch wie sie galant dem Chef des Lokals, Christian Poellmann, brav die Hand gab und offerierte: "Es hat uns allen sehr gut hier gefallen, Sie machen das echt toll!" Wie sie die beiden Opas umgarnte: "So schön, dass Ihr kommen konntet. Und so tolle Geschenke." Es war alles so perfekt, zu perfekt.


Wieder ganz mein Kind

Irgendwann waren die Kinder weg und ich ging auf die Suche. Ich fand Nicola auf einer Liegeschaukel. Die Beine in die Luft gereckt und die Schuhe aus. Da war es wieder: Mein Kind. So gar nicht erwachsen. Und ich glaube, Nicola hat bei meinem Anblick nur eines gedacht: Scheiß Pubertät!

Und was sagt Nicola?
Papa hat einen tollen eigenen Konfirmationsspruch: "Der Herr behüte meinen Mund und bewahre meine Lippen!" Wir sind uns schon echt ähnlich.