Michael und Nicola Busch - Unser Redakteur, Vater einer 13-jährigen Tochter, schreibt seine Erfahrungen in einer wöchentlichen Kolumne auf.
Es ist wieder mal eines der Worte, welches in der Pubertät übermäßig strapaziert wird. Es geht um das Wort "Entschuldigung". Nicola hat das für sich entdeckt, wenn Vorwürfe, Mahnungen oder sonstige negative Stimmungsbilder seitens der Eltern sie erreichen. "Du hast Deine Wäsche nicht in den Keller gebracht!" - "Entschuldigung!"; "Wir haben gesagt, dass um 21 Uhr das Licht ausgemacht wird!" - "Entschuldigung"; "Es wird nicht im Zimmer gegessen" - "Entsch..."
Herrschaftszeiten! Irgendjemand muss diesem 13-jährigen Pubertätsknäul erzählt haben, was es heißt, Erwachsenen die Luft aus den Segeln zu nehmen. Denn man kann als Vater oder Mutter nur noch mit Gestammel à la "Eine Entschuldigung hilft hier auch nicht weiter" reagieren. Dabei habe ich verzweifelt versucht, Nicola in jüngeren Jahren die Bedeutung dieses Wortes, dieser Geste und dieser Aktion beizubringen.
Auch Weisheiten helfen nicht
Ich erinnere mich an arabische Weisheiten wie "Der gemeinste Mensch ist, wer keine Entschuldigung annimmt, keine Sünde deckt und keinen Fehler vergibt." Wie soll da denn eine vernünftige Erziehung funktionieren, wenn die eigenen Kinder einem die Entschuldigung im Munde umdrehen. Entschuldigung mal!
Eine gesteigerte Version ist übrigens dann der umgekehrte Vorwurf: "Papa, Du kannst Dich selbst nicht entschuldigen - und da bin ich anders als Du!" Gut, zugegeben - man wird ja wohl mal einen Fehler machen dürfen.
Situation: Meine Frau ruft an, ich soll Nicola abholen, 15.30 Uhr, am selben Ort wie immer. Ich stehe vor dem Schultor und sonst niemand. Nicola ruft an und fragt, wo ich bleibe. Ich sage, dass ich dort stehe, wo ich immer stehe, sie sagt das aber auch - und sähe mich nicht. Ich denke, dass meine Tochter mich wieder ärgern will und werde im Tonfall deutlicher, dass sie in einer Minute sitzt, sonst fahre ich! Sie erklärt mir verzweifelt, dass sie doch schon längst an der Straße ist. Ich bin allein! Ich fahre. Erziehungsmaßnahmen.
Dann ruft meine Frau an und bringt mir schonend bei, dass Nicola bei ihrem Freund warte und verzweifelt sei, weil ich nirgendwo bin, aber offensichtlich sauer sei.
Eine halbe Stunde später war ich am richtigen Ort und was erklärt mir meine Tochter: "Danke fürs Abholen, Du könntest Dich ruhig mal Entschuldigen." Super. Scheiß Pubertät!
Und was sagt Nicola?Papa sollte sich mal für eine Weisheit entschuldigen, denn die ist einfach geil: Sich zu entschuldigen ist die beste Grundlage für die nächste Beleidigung. Hat er mir beigebracht! Selber Schuld! Entschuldigung!
Hallo Herr Busch, so eine Pubertät ist ja manchmal ganz putzig. Ich habe selbst 2 eigene Kinder durch die Irrungen und Wirrungen begleitet. Aber Sie wissen schon, dass diese Zeit bis zu 2 Jahre in Anspruch nehmen kann?! Nix für ungut, aber müssen wir da jetzt alle mit durch?
Oder sagt Nicola:" Ich hau' mich nei, dann geht's vielleicht a weng schneller!"