Hunderte in der Oberen Pfarre in Bamberg

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Erzbischof Ludwig Schick bezeichnete die Obere Pfarre als "Schmuckstück der Stadt", Pfarrer Matthias Bambynek freute sich darüber. Fotos: Markus Johannes Nietert
Erzbischof Ludwig Schick bezeichnete die Obere Pfarre als "Schmuckstück der Stadt", Pfarrer Matthias Bambynek freute sich darüber. Fotos: Markus Johannes Nietert
 
 
 

Am zweiten Adventswochenende strömten Interessierte aus ganz Bamberg in die Pfarrkirche Unsere Liebe Frau, um den Abschluss der Sanierung zu begehen. Höhepunkt war ein Dankgottesdienst mit Erzbischof Ludwig Schick.

Jubilieren und feiern sei für Christen nicht rückwärtsgewandte Nostalgie, sondern vorwärtsgewandter Aufbruch. Ein Aufbruch, "weil der Herr immer bei uns ist und unser Leben bestimmen will, zu unserem Heil, zu dem der ganzen Welt", erklärte Erzbischof Ludwig Schick im Gottesdienst am zweiten Adventssonntag in der vollbesetzten Pfarrkirche Unsere Liebe Frau. Für die "Obere Pfarre" gab es Anlass zum Jubilieren und Danke sagen: Die über vierjährige Sanierung des gotischen Gotteshauses im Weltkulturerbe ist bis auf kleine Restarbeiten abgeschlossen.


Drei Bürgermeister

So ließen es sich alle drei Bamberger Bürgermeister, OB Andreas Starke (SPD), Christian Lange (CSU), Wolfgang Metzner (SPD), Staatsministerin Melanie Huml (CSU), Stadträte aller Fraktionen und die Bürgervereinsvorsitzenden nicht nehmen, dabei zu sein.
Auch die beiden früheren Pfarrer der Oberen Pfarre hatten sich eingefunden: die Karmelitenpatres Titus Wegener und Klemens August Droste, in dessen Ägide mit der Kirchensanierung begonnen worden war. 40 Ministranten leisteten in dem Festgottesdienst ihren Dienst, was den Erzbischof zu einem besonderen Lob motivierte. Schick würdigte zudem Kirchenpfleger Günter Schulz-Hess für dessen unermüdliches Wirken während der Sanierungsphase: Er erhielt die höchste Auszeichnung, die das Erzbistum vergeben kann, die Verdienstmedaille in Silber.

"Erst am Freitag wurden die Bauzäune entfernt", freute sich der "neue" Pfarrer Matthias Bambynek, dass sich die Obere Pfarre rechtzeitig zum Feiern ohne störendes Beiwerk präsentieren konnte. Überhaupt ist der Pfarrer hoch zufrieden: Es sei nicht nur gelungen, die Statik der Kirche zu sichern und manches zu erneuern. Vor allem der Altar- und Chorraum habe durch eine sensible Umgestaltung "enorm gewonnen".


Enorme Anziehungskraft

Verblüfft stellte Bambynek allein schon am Samstagnachmittag fest, welch enorme Anziehungskraft die Obere Pfarre als Bamberger Zentrum marianischer Frömmigkeit ausübt: Über 200 Interessierte strömten herbei, um die Kirchenführung durch Kunsthistoriker Walter Milutzki und Bildhauer Albert Ultsch - beide Gemeindemitglieder - zu verfolgen. Dabei gingen die Blicke der Besucher immer wieder hinauf zum Gnadenbild im Hochaltar: die sitzende Muttergottes mit dem Kind auf dem Schoß, ein Schnitzwerk aus dem Jahr 1300, das wohl in Köln entstand.Diese und andere Details hatte Walter Milutzki parat, der die Baugeschichte und Ausstattung der Oberen Pfarre erläuterte. Und zwar mit theologischen Rückgriffen und gläubigem Zutun, sodass seine Zuhörer sich eben nicht in einem Museum wähnten, sondern bewusst in einer Kirche. Gleichwohl war für etliche Besucher neu, dass etwa der berühmte Veit-Stoß-Altar im Dom einst Hochaltar in der Oberen Pfarre war. Und dass das ebenso berühmte Gemälde der Himmelfahrt Mariens von Tintoretto, das an der Rückwand des rechten Seitenschiffs angebracht ist, bis zum Jahr 1936 im Dom Heimat gefunden hatte.

Den neuen Altarbereich stellte Bildhauer Ultsch vor, den er im Zusammenwirken mit den Entscheidungsgremien wie z. B. der Liturgiekommission des Erzbistums entworfen hat. "Dieser Entwurf reibt sich zugegebenermaßen an der Formensprache der Architektur unserer Kirche", räumte Ultsch ein. Doch das sei gewollt: "Dieser Ort sollte durch die Betonung der zweiten Altarstufe, einer ovalen Scheibe, Bedeutung und Ausstrahlung bekommen."


Von vorne und hinten

Der Altarraum ist nun so zugeschnitten, dass er nicht nur sonntäglichen Gottesdiensten genügt, sondern auch für Werktagsgottesdienste oder Liturgien im Familienkreis Verwendung findet. Dabei wird der Altar von zwei Seiten genutzt, also von vorn und von hinten, immer mit Blick des Priesters zur anwesenden Gemeinde: "Das Mahlfeiern ist in einem stärkeren Miteinander erlebbar", erklärte Ultsch.

Der Bildhauer hat also die von dem Künstler Friedrich Koller geschaffenen und seit 1981 konsekrierten Prinzipalien Altar und Ambo in ein zeitgemäßes Gestaltungskonzept eingefügt. Auf einer diagonal gedachten Linie sind nun eben der Altar und Ambo, aber auch der historische Taufstein gesetzt. Neu geschaffen hat Ultsch Altarleuchter, Osterleuchter, Sedilien, Kredenz und das Vortragekreuz, die allesamt in den Materialien geschwärzte Eiche, Filz, Messing, Acryl und Bergkristall beeindruckende Akzente auf der Altarinsel setzen. Die klare Formgebung der Objekte bildet einen reizvollen Kontrast zur prachtvollen barocken Kirchenausstattung. Ultsch: "Mit schlichter Bildsprache stellt sich der neue Altarraum in den Dienst der Gemeinschaft stiftenden Feier, die sich dadurch zur Mitte der Gemeinde entfalten kann."


Kein Wohlfühlaufenthalt

Und diese eigentliche Mitte sei Jesus Christus, wie Erzbischof Schick in seiner Predigt sagte. Zu Jesu Kirche zu gehören sei "weder Gefühl noch Theorie oder gar Ideologie, sondern eine ganz bestimmte Art von Leben". Ein Leben mit Christus sei "kein Wohlfühlaufenthalt, kein Fitnessstudio, kein Kulturgut", sondern ein Leben inmitten der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis, in der Freizeit, gekennzeichnet durch "inneren Frieden in Zufriedenheit, durch Freundlichkeit und Wohlwollen gegenüber jedermann". So ein Leben sei aber auch aktiv für Gerechtigkeit, Friede, Bewahrung der Schöpfung, für Gemeinsinn und Gemeinwohl in der Stadt, im Staat und der Weltgemeinschaft, betonte der Erzbischof. Ein stimmungsvolles Adventskonzert mit dem musica-viva-chor unter der Leitung von Ingrid Kasper und Orgelmusik mit Andreas Brunner beschloss den Festreigen.