ARD-Experte Samir Ibrahim hat für Bambergs Autozulieferer eine unerfreuliche Prognose geliefert. In der "Börse vor acht" stellte er eine Studie vor, welche die Zukunft der Stadt als Autozulieferer-Standort gefährdet sieht.
- Bamberg: ARD-Experte schockt mit Wirtschaftsprognose
- Kommunalpolitiker: Einer der "meistgefährdeten Standorte" Deutschlands
- Autozulieferer warnen vor negativen Folgen durch Chipmangel und Energiepreise
- Alleine im Raum Bamberg rund 34 Zulieferer ansässig
Die Stadt Bamberg ist in einer Börsensendung der ARD am Mittwochabend negativ in die Schlagzeilen geraten. Eine neue Studie für das Verkehrsministerium sieht den Autozulieferer-Standort Bamberg als besonders gefährdet, der TV-Experte sprach von einem Wandel, der "dramatisch" sei. Was dahintersteckt.
Bamberger Autozulieferer unter Druck: Elektro-Wandel wird "dramatisch"
Hintergrund einer Unruhe an der Börse am Mittwochabend, 13.10.2021, sei ein Medienbericht über geplanten Stellenabbau bei VW gewesen. Gerüchten zufolge hatte Konzernchef Herbert Diess in einer Aufsichtsratssitzung eine Zahl von 30.000 genannt, um den Weg in die E-Mobilität zu schaffen. Zwar dementierte der Konzern dies umgehend, doch "die Meldung passte zum Tag", wie Ibrahim in der "Börse vor acht" sagte. Eine Regierungskommission hatte zuvor Druck gemacht, auf deutschen Straßen müssten schnell mehr Elektroautos fahren.
Dies zeigten auch die Zahlen, so Ibrahim weiter, denn Stand Januar 2021 seien nur 310.000 E-Autos in Deutschland zugelassen gewesen. Bis 2030 müssten es jedoch rund 14 Millionen sein, um die Klimaziele zu erreichen, hieß es in der Sendung. Dies betreffe besonders die Autozulieferer, die "bisher auf Verbrenner spezialisiert" gewesen sein. Der Wandel sei für die Branche "dramatisch und wird Stellen kosten", so Ibrahim. Alleine im Raum Bamberg befinden sich laut der IHK Oberfranken 34 Autozulieferer-Unternehmen.
Ibrahim bezieht sich auf eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) für das Bundesverkehrsministerium. Dort haben Wissenschaftler untersucht, welche deutschen Regionen besonders geprägt von der Automobilindustrie sind - und wo man wiederum stark vom Verbrenner abhängig ist. "Besonders problematisch" sei der Umbau unter anderem für Bamberg und Schweinfurt.
Studie sieht Bamberg besonders abhängig vom Verbrenner
Anders als etwa in Ingolstadt oder am Bodenseekreis, wo "schon heute sehr viel in den Bereichen Automatisierung und Vernetzung" gearbeitet werde. Für die Politik gelte es nun, so Ibrahim, trotz Klimaschutz "nicht ganze Regionen und die dort arbeitenden Menschen über die Klinge springen lassen". Die Elektromobilität "wird uns noch einiges abverlangen", so die ernüchternde Prognose des Börsen-Experten.
Tatsächlich hatten verschiedene Autozulieferer aus dem Raum Bamberg in den vergangenen Jahren immer wieder massiven Stellenabbau angekündigt. So will etwa Antolin jeden vierten Produktionsmitarbeiter entlassen, Brose kämpfte im Sommer mit Lieferengpässen.
übrigens... passt zu diesem Thema:

https://www.youtube.com/watch?v=OBGinowoYu4
Vielleicht hilft es, wenn wir einfach den Flugplatz noch weiter ausbauen (längere Landebahn etc.)?
Brose wird sicher nicht betroffen sein. Fast alle Neuwagen (ob Verbrenner oder E-Autos) werden mit elektrischen Fensterhebern, el. Schiebedächern oder el. verstellbaren Sitzen usw. ausgestattet. Chipmangelbedingte Produktionsstopps sind eine Momentaufnahme und haben auf Dauer keinen Einfluss auf die Produktion. Ganz sicher wird die Dieseltechnologie bei Bosch spätestens bis 2030 auf Null herunter gefahren. Die Brennstoffzellenentwicklung wird bis dahin produktionsreif sein und ich bin da ganz optimistisch, dass diese neue Technologie die Verbrennermotoren ablösen wird. Mit einer neuen Ampel-Regierung wird die Automobilindustrie aus manchem Tiefschlaf aufgeschreckt werden. Man wird bald erkennen, wie schnell die in den Schubladen schlummernden Innovationen am Markt umgesetzt werden können.
Es steht und fällt mit dem Konsumenten. Die Leute kaufen SUVs mit 200 PS und zwei Tonnen wie die Irren, wobei seit 1999 z.B. der VW Lupo mit 3 Liter/100 km serienmäßig verfügbar war, wollte aber keiner. Stattdessen muss sinnloser Elektronik-Chichi in die Kiste, der schon mal 300-400kg ausmachen kann.
Zudem erhöht man den Druck auf den deutschen Autofahrer und Häuslebauer, der das Weltklima retten soll, weil man "notgedrungen" Kohlekraftwerke weiter laufen lässt. Man musste ja hektisch alle KKW ohne Beachtung der Restlaufzeit ausschalten und hat sich dann erst auf die CO2-Bilanz besonnen. Ein eklatanter Denkfehler, den aber keiner der Verantwortlichen zugibt. Ausbaden muss es am Ende immer der Steuerzahler.
Schon einmal darüber nachgedacht, wieviel CO2 die gesamte Produktionskette vom Uranbergbau über Anreicherung, Bau, Betrieb und Abriß der (u. a.) stahl- und betonintensiven Kraftwerke bis hin zu Zwischen- und (über viele 100.000 Jahre sicher zu gewährleistenden) Endlagerung der Abfälle nach sich zieht? Daß die kWh Atomstrom bei Echtkostenrechnung mit mehreren Euro anzusetzen wäre, ist hierbei ebenso wenig berücksichtigt wie die Gefahren durch schleichende Verseuchung (insbesondere der Bergbaugebiete) und mögliche Großkatastrophen.
Ein bekannter Kabarettist hat vorgerechnet: Beginn der zivilen Kernkraftnutzung war Mitte der 50er, bis 2011 gab es (neben vielen kleineren) drei katastrophale Störfälle (Sellafield, Tschernobyl, Fukushima - im letzten Fall waren gleich vier Reaktoren betroffen). Die theoretische Wahrscheinlichkeit eines GAU liege bei 1 in zehntausend Jahren. Somit müsse - bei weltweit rund 400 in Betrieb befindlichen Kernkraftwerken - im Schnitt alle 25 Jahre einer passieren. Wir liegen somit ziemlich genau im Schnitt - betrachten wir die Zahl der havarierten Reaktoren, sogar deutlich darüber. Ist das wirklich die Lösung für den Klimaschutz?
Noch eines zur Zeitperspektive der Endlagerung: Hätte der erste Homo erectus Kernkraftwerke betrieben, wären die Abfälle heute noch nicht harmlos. Können wir eine solche Verantwortung wirklich übernehmen?