Das Don Bosco Jugendwerk Bamberg macht vielen Menschen Mut. Und es feiert ab Freitag das traditionelle Don Bosco Fest im Zirkuszelt als Auftakt für ein ganzes Jubiläumsjahr: Vor 200 Jahren wurde der heilige Johannes Bosco geboren.
Wenn Emil Hartmann und Bruder Josef Hauser leidenschaftlich über ihre Schützlinge plaudern, kommt einem automatisch der bekannte Spruch in den Sinn: "Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen!" Die beiden Männer - Gesamtleiter des Don Bosco Jugendwerks Bamberg der eine, Leiter der vierköpfigen Hausgemeinschaft der Salesianer Don Boscos der andere - haben den unverbesserlichen Optimismus ihres großen Vorbilds und Zitatgebers verinnerlicht. Und das ist der italienische Priester, Erzieher und Sozialarbeiter Giovanni (Johannes) Bosco (1815-1888), der sich im 19. Jahrhundert in der Industriestadt Turin um verwahrloste Jugendliche kümmerte, Heime und Schulen sowie den heutigen Orden der Salesianer Don Boscos gründete. Am 16. August 2015 wird der "Vater und Lehrer der Jugend", wie ihn Papst Johannes Paul II.
bezeichnete, 200 Jahre alt.
"Für uns ist dieses Jubiläum neben aller Freude und Dankbarkeit ein zusätzlicher Ansporn, die Arbeit unseres Gründers konsequent und kompetent zum Wohle der jungen Menschen fortzusetzen", erklären Emil Hartmann und Bruder Josef Hauser. Das Don Bosco Jugendwerk Bamberg mit seinen 134 Angestellten, etwa 60 Honorarkräften und fast 100 Ehrenamtlichen pfeift also weiterhin unbeirrt die fröhliche Spatzenmelodie, die einst der heilige Don Bosco komponiert hatte. Täglich erfahren 300 bis 350 junge Menschen von sechs bis 21 Jahren in Einrichtungen an acht Standorten in Bamberg Gutes, Mutmachendes, damit ihr Leben gelingt: "Wir ändern ihre bisher ausweglose Situation und stellen ihre verletzte Würde wieder her", bringt Hartmann die salesianische Pädagogik auf den Punkt.
Die Kunst dabei sei, bei Rückschlägen nicht aufzugeben und Jugendlichen, "auch wenn sie Mist gebaut haben", immer
wieder neue Chancen zu eröffnen: "Es gibt keine hoffnungslosen Fälle", versichert Emil Hartmann, der mit seinen Mitarbeitern "Jugendlichen auf Augenhöhe begegnet" und ihnen das Wissen vermittelt, "dass sie sich auf uns verlassen können". Das sei umso wichtiger, weil Jugendliche heutzutage zu oft erleben, dass sie ohne Beziehungen, ohne emotionale Bindungen und verlässliche Werte aufwachsen. Dabei sei für junge Menschen die Familie der höchste Wert, in der aber zunehmend die Wünsche für gelingende Lebensentwürfe schwieriger zu erfüllen sind.
Bruder Josef macht klar, dass das Bamberger Don Bosco Jugendwerk unter allen 40 Salesianer-Niederlassungen in Deutschland einen großen Stellenwert einnimmt.
Das differenzierte und individuelle Angebot für benachteiligte Kinder und Jugendliche sowie deren Familien umfasst tatsächlich das ganze Spektrum an Hilfen, die zur Entwicklung von Lebens- und Berufsperspektiven nötig sind: heilpädagogische und therapeutische Wohngruppen, Betreutes Wohnen, Ambulante Hilfen, Jugendsozialarbeit wie etwa Hilfen für straffällige junge Menschen oder das Projekt "Zahltag" mit Tagesjobs für Jugendliche. Dazu kommen die Schülerhorte Boscolino und Don Bosco, die heilpädagogische Tagesstätte Giovanni und die Flex-Fernschule Bayern als Alleinstellungsmerkmal des Don Bosco Jugendwerks Bamberg im ganzen Freistaat.
Als roter Faden durch alle Angebote zieht sich der Zirkus Giovanni, ein bunter Mitmachzirkus, der mit seinen Projektwochen zusätzlich jährlich rund 1300 Schüler aus Stadt und Landkreis erreicht.
Qualifizierte Zirkuspädagogen bringen es fertig, den jungen Artisten ein Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zu vermitteln.
Ungewiss ist dagegen, wie es mit der Bartolomeo-Garelli-Schule, ein sonderpädagogisches Förderzentrum für emotionale und soziale Entwicklung, weitergeht. Ihre derzeitigen Räume im Canisiusheim entsprechen nicht mehr der Bedarfsstellung, die Stadt Bamberg konnte noch kein Ausweichquartier in Aussicht stellen. "Wenn die Stadt nichts anbietet, wird die Schule geschlossen", bedauert Emil Hartmann, der bis zu den kommenden Zwischenzeugnissen eine verbindliche Zusage braucht.
"Salesianer reagieren schnell auf Nöte", verweisen Emil Hartmann und Bruder Josef Hauser auf das jüngste "Kind" des Don Bosco Jugendwerks: die Wohngruppe "Moglia" für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
Dramatische Erlebnisse in ihren Heimatländern und auf der Flucht liegen hinter diesen 15- bis 18-Jährigen, die zumeist traumatisiert sind und sich Schritt für Schritt eine Zukunftsperspektive aufbauen müssen.
So wie L. M. (17), dessen Familie in Afghanistan von den Taliban bedroht wird. Seine Eltern leben nicht mehr. So floh L. M. über Pakistan in die Türkei: zu Fuß, mit dem Bus. Auf einem kleinen Boot gelangte er von der Türkei zunächst nach Griechenland, dann nach Italien. Ein Onkel hatte 16 000 Euro berappt, um ihm bei der Flucht zu helfen. "Jetzt möchte ich in Deutschland bleiben", sagt der junge Mann, der hier in die Schule geht und schon gut die deutsche Sprache gelernt hat. Die Taliban hätten ihn zwingen wollen zu kämpfen, "sonst töteten sie mich". L. M.
nimmt nun in Bamberg mit Hilfe von Sozialpädagogen und Erziehern einen anderen Lebenskampf auf: "Für die Zukunft wünsche ich mir, einen Beruf zu lernen und eine eigene Familie hier in Deutschland zu gründen."
Das Don Bosco Jugendwerk will die Fürsorge für junge Flüchtlinge noch ausbauen. Im März wird in einer angemieteten Immobilie weiteren Betroffenen ein Zuhause geschaffen. Außerdem sollen Im ehemaligen Missionshaus St. Heinrich der Comboni-Missionare, das die Deutsche Provinz der Salesianer Don Boscos gekauft hat, nach der notwendigen Sanierung neben einer kindertherapeutischen Wohngruppe weitere minderjährige unbegleitete Flüchtlinge einziehen. "Die Sanierung hat die Dr. Robert-Pfleger-Stiftung übernommen", freut sich Emil Hartmann. Baubeginn ist der 3.
Februar: Erzbischof Ludwig Schick wird um 17 Uhr diesen Start segnen.
Doch zunächst soll das traditionelle Don Bosco-Fest rund um den Gedenktag des Heiligen am 31. Januar "mit allen Bambergern" gefeiert werden: im beheizten Zirkuszelt auf dem Gelände des St. Josefsheims am Jakobsplatz.
Termine Freitag, 30. Januar, 19.30 Uhr; Samstag, 31. Januar, 19 Uhr; Sonntag, 1. Februar, 17 Uhr: 5. Bamberger Zirkus-Varieté "Tat Ort Teufelsgraben", Benefizveranstaltungen des "Bamberger Zirkus-Varieté e.V." Karten beim BVD und an der Abendkasse.
Sonntag, 1. Februar, 10.30 Uhr, Festgottesdienst "Was ist Don Bosco heilig?", 13.30 Uhr. Zirkusgala "Adel verpflichtet" der Jugendlichen aus dem Mittwochstraining.
Weitere Veranstaltungen vom 2. bis 8. Februar und im Jubiläumsjahr unter
www.donboscobamberg.de