Ein Essener Künstlerpaar gewinnt den Kunstwettbewerb zur Gestaltung eines "Hexenmahnmals" in Bamberg. Im nächsten Jahr soll die bodennahe Lichtskulptur hinter dem Schloss Geyerswörth errichtet werden.
"Überglücklich" ist das Essener Künstlerpaar Hubert Sandmann und Miriam Giessler nach eigenen Worten, in ihrer "zweiten Heimat Bamberg" zum Zuge zu kommen: Sie haben den Kunstwettbewerb zur Gestaltung eines "Hexenmahnmals" gewonnen und damit rund 180 Künstler und Künstlerinnen aus ganz Europa, die ihre Ideen für ein solches Objekt eingereicht hatten, hinter sich gelassen. Am Dienstag präsentierten Sandmann und Giessler im Renaissancesaal des Schlosses Geyerswörth Medienvertretern ihren Entwurf einer bodennahen Lichtskulptur aus Cor-Ten-Stahl und Acrylglas.
"Dieser realisierbare Entwurf fand die Mehrheit in der Jury", erklärte der Kunsthistoriker Markus Hörsch als Vorsitzender dieses zehnköpfigen Gremiums.
Die Anspielung auf etwas Glühendes, etwas Virulentes habe überzeugt, zumal es sich bei der Hexenverfolgung "um einen Wahn handelte, mit dem Menschen als Hexen gebrandmarkt wurden". Auch für Bürgermeister Christian Lange (CSU) ist die Entscheidung der Jury "eine gute für Bamberg". Denn die Hexenverfolgung sei "eine offene Wunde in der Stadtgeschichte", das "dunkelste Kapitel der weltlichen Herrschaft im Hochstift Bamberg, von der auch die Stadt betroffen war", erklärte Lange und erinnerte beispielhaft an das grausame Geschehen um den einstigen Bürgermeister Junius.
Die Künstler Sandmann und Giessler verstehen ihre Skulptur als ein "abstrahiertes Bild eines Brandmals auf der Haut der Stadt - einzelne offene Wunden, die sich in einem entsprechenden Klima etwa wegen einer kollektiven Angst vor Fremdartigkeit zum Flächenbrand ausweiten könnten". Ihre Arbeit lasse Assoziationen zu, was das Leid der zu Tode gequälten
sogenannten Hexen in der Vergangenheit betreffe. Die Licht-Skulptur stelle aber auch eine Warnung vor der Verharmlosung bestimmter Ausgrenzung und Fremdenhass befördernder Gesinnungen dar. Im Kontrast der Materialbeschaffenheiten sei Verletzung, Gefahr und Zerstörung ablesbar: "In der Ästhetik ihres Zusammenwirkens liegt ein Aspekt von Reue, Heilung für die Stadt", ist sich das Künstlerpaar sicher.
"Brandlöcher" im Stahl Das Mahnmal soll im Laufe des nächsten Jahres auf der dafür ausgewiesenen historischen Kopfsteinpflasterfläche hinter dem Schloss Geyerswörth errichtet werden. Das ortsprägende Gebäude im Herzen des Welterbes war ursprünglich Sitz der Bamberger Fürstbischöfe. Im Original wird die Sieger-Skulptur ein Ausmaß von drei mal 7,5 Metern haben und 25 Zentimeter über dem Boden schweben.
In der Oberfläche der Stahlplatte klaffen "Brandlöcher", die mit orangefarbenen Acrylglasscheiben unterlegt sind. Licht strahlt durch das Glas als auch feuerfarben auf den Untergrund. "Es wird Tag und Nacht beleuchtet sein", blickte Hubert Sandmann voraus. Ferner werde auch eine Tafel mit erläuterndem Text angebracht.
"Längst überfällig" Der künstlerische Wettbewerb für ein "Hexenmahnmal" wurde mit aktiver Unterstützung durch die Stadt Bamberg vom Bürgerverein Bamberg-Mitte ausgelobt. Als Ort für das Mahnmal schlug die Kommission "Kunst im öffentlichen Raum" die Fläche hinter dem Schloss Geyerswörth vor. Sabine Sauer, Vorsitzende des Bürgervereins, nannte das Mahnmal "längst überfällig". Bamberg sei der Ort gewesen, an welchem Anfang des 17.
Jahrhunderts mit einer unvorstellbaren Brutalität die größte deutsche "Hexenverfolgung" - wohl die größte in Europa überhaupt - stattgefunden habe: "Und das Gebiet unseres Bürgervereins, also die Stadtmitte, war räumlich hauptsächlich betroffen", so Sabine Sauer.
Im Stadtbild seien keine sichtbaren Überreste der Verfolgung geblieben: "Kein Mahnmal, keine Gedenktafel, kein Straßenname erinnert bis heute an diesen finsteren Teil der Stadtgeschichte." Sich der Vergangenheit zu stellen, führe zu einer zweifachen Verpflichtung: "Wir sind es den Opfern schuldig, an ihr Leid zu erinnern, und wir sind besonders verpflichtet, gegenüber jeder Form von Fanatismus und Diskriminierung wachsam zu sein." Der Siegerentwurf erfülle diese Verpflichtung "in hervorragender Weise", so Sauer.
Hoffnung auf Spenden Die Gesamtkosten für das künftige
Mahnmal liegen bei 50 000 Euro. Der Bürgerverein Bamberg-Mitte gibt aus Eigenmitteln 10 000 Euro dazu, zahlreiche Einzelspender, der Lions Club Bamberg, die Sparkassenstiftung und die Oberfrankenstiftung leisteten Zuwendungen. Weitere Zuschussanträge liegen dem Bayerischen Kulturfond und dem Erzbistum Bamberg vor. Gleichwohl erhofft sich der Bürgerverein, dass die Finanzierung so breit wie möglich angelegt wird und ruft die gesamte Bürgerschaft zu Spenden auf. Sabine Sauer: "Jeder noch so kleine Beitrag ist ein symbolisches Zeichen der Anteilnahme."
Höhepunkt der Hexenverfolgung in vielen europäischen Ländern war die Zeit zwischen 1570 und 1670. Rund 1000 Opfer - Männer, Frauen, Kinder - sichern Bamberg unter Fürstbischof Fuchs von Dornheim einen traurigen Spitzenplatz zu. Die Mehrzahl der Hinrichtungen fand zunächst in der bambergischen Exklave Zeil statt.
Erst die Errichtung eines Hexengefängnisses (Malefizhaus) im Jahr 1627 führte auch zu Hinrichtungen in der damaligen Residenzstadt. Mit dem Tod des als "graue Eminenz" wirkenden Weihbischofs Friedrich Förner im Jahr 1630 und der Besetzung des Hochstifts durch die Schweden 1632 fanden die Hexenverfolgungen im Hochstift Bamberg ihr Ende. Rechtsnachfolger der vormals hochstiftisch-bambergischen Justiz ist der Freistaat Bayern. Eine sozialethische, moralische Rehabilitation der Opfer kann also nur der Freistaat vornehmen, nicht die Stadt Bamberg. Mit dem Hexenmahnmal spricht Bamberg jedoch ein Gedenken und eine Mahnung aus.
Das Mahnmal gehört mitten in den Dom rein.
Nur dort findet man die einzig schuldigen. Und auch das Geld muss auschließlich von dieser irrgeleiteten Kirche bezahlt werden.
Die Kirche war noch im Übgergang zur Neuzeit tatsächlich irregeleitet. 100 Jahre vor dem Bamberger "Fuchs von Dornheim" wurde folgende These verbreitet, geradezu eine Gebrauchsanleitung für den Umgang mit "Hexen":
„Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass die Zauberinnen getötet werden, denn sie richten viel Schaden an, was bisweilen ignoriert wird, sie können nämlich Milch, Butter und alles aus einem Haus stehlen… Sie können ein Kind verzaubern… Auch können sie geheimnisvolle Krankheiten im menschlichen Knie erzeugen, dass der Körper verzehrt wird… Schaden fügen sie nämlich an Körpern und Seelen zu, sie verabreichen Tränke und Beschwörungen, um Hass hervorzurufen, Liebe, Unwetter, alle Verwüstungen im Haus, auf dem Acker, über eine Entfernung von einer Meile und mehr machen sie mit ihren Zauberpfeilen Hinkende, dass niemand heilen kann … Die Zauberinnen sollen getötet werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder … Sie schaden mannigfaltig. Also sollen sie getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch, weil sie Umgang mit dem Satan haben.“
(aus Martin Luthers "Hexen-Predigt" vom 6. Mai 1 5 2 6)
Ich will damit nichts beschönigen, aber es ist bekannt, dass auch evangelische Landesherren mit Berufung auf Luther Hexen bis in den Tod verfolgten.
Der Standort des Denkmals am früheren Sitz der Bamberger Bischöfe ist sehr gut ausgewählt: Dort entfaltet es gerade nachts seine Wirkung. Der Dom ist da ja geschlossen. Mit Geld für ein Denkmal ist den ermordeten Frauen und Männern nicht geholfen; besser ist es da wohl, dass die Kirche und ihre Gläubigen wie seit Jahrhunderten für das Seelenheil der Verstorbenen beten. Sie mögen vor Gott Gerechtigkeit finden.
Warum wohl bekommen Sie für Ihre Meinung KEINE Zustimmung ?
Mal drüber nachdenken!
Danke meint der FRANKE
die Frage nach dem richtigen Standort erübrigt sich, wenn endlich diese
schwachsinnige Diskussion über Hexenverbrennung beendet wird !!!
Brauchen wir wirklich noch ein Mahnmal für Ereignisse die vor hunderten
von Jahren angeblich oder wirklich begangen wurden???
Reichen nicht die viel zu vielen Gedenkstätten für Ereignisse der letzten
hundert Jahre - davon haben wir doch schon reichlich genug !!!
Mein Vorschlag wäre, E I N M A H N M A L in Deutschland, für ALLE
Missetaten die, von wem auch immer, begangen wurden !
Dort können dann die "Schuldigen" täglich frische Blumen ablegen und gleich
die vertrockneten Kränze entfernen.
Warum müssen die von uns gewählten und bezahlten (vom Bischof und Minister
abwärts) sog. Volksvertreter sich permanent mit den Missetaten der vergangenen
Jahrhunderte beschäftigen ? Wir alle haben daran doch keinen Anteil.
Scheinbar ist es einfacher, diese kirchlichen und politischen Ereignisse zu würdigen,
als die Probleme unserer Zeit zu bearbeiten und möglichst zu lösen !!!!!!!
Fangen Sie damit endlich an und vergessen Sie die Hexenverbrennung vor ein
paar hundert Jahren. DANKE sagt ein FRANKE
Oberverbrecher war der damalige Landesherr Fürstbischof Johann Georg II Fuchs von Dornheim (1623-1633), der beim Einfall der Schweden 1632 seine Untertanen im Stich ließ und nach Spital am Pyhrn flüchtete.
Sein Nachfolger Franz von Hatzfeld war als Würzburger Bischof nach Köln geflohen und hatte sich am 4.8.1633 in Wolfsberg in Kärnten zum Bischof von Bamberg wählen lassen (1633-1642). Nach Bamberg kam er erstmals im Frühjahr 1635, wo er sich miserabel aufgeführt hat.
Weihbischof Endres Förnlein oder auch Andreas Förner genannt war der an Sadismus nicht zu überbietende Schweinehund.