Heiligenstadt ist in Sachen Energie ein Vorreiter

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Die 3600-Einwohner-Gemeinde Heiligenstadt liegt bei der Erzeugung erneuerbarer Energien schon seit Jahren an der Spitze im Landkreis Bamberg. Foto: Ronald Rinklef
Die 3600-Einwohner-Gemeinde Heiligenstadt liegt bei der Erzeugung erneuerbarer Energien schon seit Jahren an der Spitze im Landkreis Bamberg. Foto: Ronald Rinklef
Hier sollen neue Windräder entstehen: Bürgermeister Helmut Krämer zeigt am Flächennutzungsplan seiner Marktgemeinde Heiligenstadt die voraussichtlichen Standorte für neue Windräder. Foto: Fuchs
Hier sollen neue Windräder entstehen: Bürgermeister Helmut Krämer zeigt am Flächennutzungsplan seiner Marktgemeinde Heiligenstadt die voraussichtlichen Standorte für neue Windräder. Foto: Fuchs
 

Die Marktgemeinde erzeugt mit Photovoltaik, Windkraft und Biogas deutlich mehr Strom als sie verbraucht. Ein erfreulicher Nebeneffekt sind für Bürgermeister Helmut Krämer neue Arbeitsplätze und mehr Gewerbesteuereinnahmen.

Der Bürgermeister hat es schwarz auf weiß: Was die Versorgung des Marktes Heiligenstadt in der Fränkischen Schweiz mit regenerativen Energien angeht, so hat die 3600-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Bamberg einen Selbstversorgungsgrad von rechnerisch knapp 150 Prozent.

Den benötigten gut zwölf Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr stehen knapp 18 Millionen Kilowattstunden selbst erzeugter Strom pro Jahr gegenüber. Möglich machen dies 102 Photovoltaikanlagen, vier Windkraftanlagen und weitere vier Biogasanlagen, sagt Bürgermeister Helmut Krämer (CSU), für den das Thema Energie schon lange vor Fukushima eine große Rolle gespielt hat.

Auch wenn es den Titel so gar nicht gibt, ist der schmucke Markt im Landkreis Bamberg, der an die Landkreise Bayreuth und Forchheim angrenzt, eine Art Musterenergiedorf. Das bestätigt auch Robert Martin, Klimaschutzbeauftragter des Landkreises Bamberg.
Bei der Erzeugung erneuerbarer Energien liege Heiligenstadt schon seit Jahren an der Spitze im Landkreis Bamberg und nehme auch oberfrankenweit eine gewisse Vorreiterrolle ein. "Wir machen die Zukunft des Klimaschutzes und der nachhaltigen Energiegewinnung in Heiligenstadt sichtbar", ist Bürgermeister Krämer überzeugt.

Wertschöpfung vor Ort

Die Energieversorgung der Zukunft basiere auf erneuerbaren Energiequellen, das Zeitalter der fossilen und atomaren Energie nähert sich seinem Ende, sagt Krämer. Viele Gründe sprächen für den Einsatz der CO2 -neutralen, regenerativen Energieträger: Sie sind klimaschonend, nachhaltig, erneuerbar, stärken die Wertschöpfung vor Ort und sind preisstabil. Erneuerbare Energien sind ein Schlüssel zur Inwertsetzung des ländlichen Raumes und garantieren Arbeitsplätze vor Ort.

In Heiligenstadt wird mit Wind, Sonnenenergie und Biomasse Strom erzeugt und die Abwärme der Biogasanlagen vereinzelt dazu genutzt, Privathäuser zu heizen. "Wir setzen in Heiligenstadt Maßstäbe für intelligente Energiekonzepte im ländlichen Raum", so Krämer. Als eine der wichtigsten Aufgaben für den Klimaschutz bezeichnet er es, Energie zu sparen. Der nächste wichtige Schritt sei dann der Umbau der Energieerzeugung auf erneuerbare Energien, der in Heiligenstadt längst Wirklichkeit geworden ist.

Bürgermeister Krämer verschweigt dabei nicht, dass der Maisanbau aufgrund der Biogasanlagen im Gemeindebereich leicht angestiegen ist. Besonders wichtig sei es allen Beteiligen auch, dass das Landschaftsbild durch die Windräder keinen Schaden nimmt. In vier in Frage kommenden Gemeindeteilen hätten sich die Bürger deshalb klar gegen neue Windräder ausgesprochen. Dies sei wiederum aber auch nur deshalb möglich gewesen, weil der Markt von Anfang an in die Offensive gegangen ist und in allen betroffenen Ortsteilen Bürgerversammlungen abgehalten hat. "Krämer: "Die Bevölkerung muss schon dahinter stehen, sonst hat das Ganze keinen Wert."

Dort, wo die Akzeptanz am höchsten war, im Gemeindeteil Brunn, habe der Markt vorsorglich 180 Hektar Ackerfläche unter Vertrag genommen. Vorbehaltlich der notwendigen Zustimmungen können dort bis Herbst 2014 fünf weitere Windräder entstehen, die von der Marktgemeinde zusammen mit den Stadtwerken aus dem benachbarten Ebermannstadt betrieben werden könnten. "Eigentlich könnten wir uns zurücklehnen", meint Krämer, doch es müsse auch darum gehen, Wertschöpfung vor Ort zu halten. Nicht zuletzt profitiere die Gemeinde ja auch von der Gewerbesteuer.

Photovoltaik auf der Schule

Bereits im Juni 2011 sei mit der Photovoltaikanlage auf dem Turnhallen- und Schuldach der Grundschule Heiligenstadt mit Kindergarten, Kinderkrippe und Kinderhort eines der bedeutendsten Projekte entstanden. Im Zuge der energetischen Sanierung der Grundschule mit der Zusammenlegung Kindergarten, Kinderkrippe und Kinderhort hatte der Marktgemeinderat beschlossen, dass auf den sanierten Schuldächern die Photovoltaikanlage errichtet wird. Die Nennleistung der Anlage wird mit rund 80 Kilowatt beziffert, die Kosten lagen bei rund 200 000 Euro. Bürgermeister Krämer rechnet vor, dass jede eingespeiste Kilowattstunde Solarstrom die entsprechende konventionelle Erzeugung überflüssig macht. "Mit unserer Anlage vermeiden wir innerhalb von 20 Jahren die Emission von rund 1137 Tonnen Kohlendioxid."

Eingebettet ist das Heiligenstädter Energiekonzept in verschiedene Vorhaben des Landkreises Bamberg, der beispielsweise im Rahmen seiner "Klimaallianz" bis zum Jahr 2035 energieautark sein möchte. Dazu soll beispielsweise auch Kohlendioxidausstoß des Kraftfahrzeugverkehrs bis 2020 um 25 Prozent verringert werden. Schon lange vor der Katastrophe von Fukushima sei im Landkreis Bamberg allen Beteiligten klar gewesen, dass man etwas tun muss, sagt Krämer. Insgesamt beziffert das Landratsamt die Kosten für Energie und Wärme auf insgesamt rund 800 Millionen Euro pro Jahr. Heruntergerechnet auf Heiligenstadt kommt der Bürgermeister auf 11,5 Millionen Euro, was pro Einwohner im Schnitt 760 Euro für Strom, 780 Euro für Wärme und 1720 Euro für Benzin oder Diesel ausmacht, alles Zahlen, die so nicht nur in Heiligenstadt gelten dürften.