Die Abc-Schützen wurden an ihrem ersten Schultag mit leuchtenden Kopfbedeckungen ausgestattet. Sie sollen die Aufmerksamkeit der Autofahrer erhöhen und die Neulinge im Straßenverkehr schützen.
1307 Erstklässler im Landkreis und 488 in der Stadt Bamberg haben gestern ihren ersten Schultag erlebt. Aufgeregt - wie wahrscheinlich alle Schulanfänger - waren die Abc-Schützen der Grund- und Mittelschule Gaustadt, die wir gestern begleiteten.
Nach einem multikulturellen Gottesdienst ging es für sie erst einmal nicht in die Unterrichtszimmer, sondern in die Sporthalle zur Klasseneinteilung. Und natürlich wurden die gelben Mützen verteilt, wie es seit Jahrzehnten Tradition ist. Diesmal war es die Gaustadter Schule, deren Erstklässler die Mützen stellvertretend für alle Schulen im Landkreis offiziell in Empfang nehmen konnten.
Viele neues für Schulanfänger Für Abc-Schützen ist vieles neu: das erste Mal in der Schule, das erste Mal im Klassenzimmer, neue Altersgenossen, eine Lehrerin, ein komplett neuer Tagesablauf.
Und zu diesem gehört ein Schulweg, der wohl die größten Gefahren für einen Schulanfänger birgt. Um die Gefahr möglichst zu minimieren, gibt es seit Jahrzehnten die Aktion "Gelbe Mützen".
Die Kopfbedeckungen, die sich im Lauf der Zeit immer wieder gewandelt haben, werden von der Kreisverkehrswacht an alle Schulanfänger in Stadt und Land am ersten Schultag überreicht. "Die Mützen haben Symbolcharakter. Sie zeigen den Autofahrern, dass wieder Schulanfänger unterwegs sind und sie aufmerksam sein sollen", erklärt Matthias Wenninger von der Kreisverkehrswacht Bamberg.
"Die Mützen haben zwei wichtige Funktionen", fasst der stellvertretende Landrat Johann Pfister zusammen. "Zum einen sind sie zum Schutz der Erstklässler da und zum anderen als Warnfunktion für die anderen Verkehrsteilnehmer." Die Signalfarbe soll Autofahrern zeigen, dass die Kinder noch neu im Straßenverkehr sind.
Gefahrenstellen aufzeigen Bei der Übergabe der Mützen erinnerte sich Pfister an seinen eigenen ersten Schultag. Sein Schulweg war damals denkbar kurz - er wohnte in unmittelbarer Nähe zur Grundschule. Doch dieses Glück haben nicht alle Erstklässler. Für viele ist der Schulweg Neuland. Deshalb empfiehlt Udo Skrzypczak, Leiter der Polizeiinspektion Bamberg, den Eltern, gemeinsam mit dem Kind den Schulweg abzulaufen und ihm die Gefahrenstellen aufzuzeigen. "Doch alleine ist der Weg noch einmal etwas anderes", weiß Skrzypcak. "Gerade im Winter, wenn es morgens noch dunkel ist, kann der Schulweg besonders gefährlich sein. Da muss dann besonders aufgepasst werden."
Die Aktion beinhaltet aber nicht nur die Warnmützen, sondern auch Verkehrsübungen.
Im Laufe des Schuljahres werden Verkehrserzieher der Polizei in die einzelnen Schulen gehen und mit den Schülern trainieren. Im ersten Schuljahr lernen sie also nicht nur lesen, schreiben und rechnen, sondern auch Geschwindigkeiten einschätzen, das richtige Verhalten im Straßenverkehr und an Ampel und Zebrastreifen.
Sechs Verkehrserzieher Bei der Polizei sind sechs hauptamtliche Verkehrserzieher angestellt, die sich auch um die Radprüfungen in den vierten Klassen kümmern. "Seit wir auf diese Verkehrserziehung setzen und Schülerlotsten und Schulwegbegleiter einsetzen, sind keine Unfälle mehr passiert", so Skrzypczak.
Seit 1963 organisieren die Sparkasse und die Verkehrswacht die Gelbe-Mützen-Aktion gemeinsam. "Verkehrssicherheit ist ein wichtiges Thema und das über Generationen hinweg", sagt Mathias Polz von der Sparkasse Bamberg.
"Es darf nur so schnell gefahren werden, dass innerhalb der übersehbaren Strecke gehalten werden kann", gibt die StVO in § 3 vor - übersehbar allein mit Hilfe der Umgebungshelligkeit und der Scheinwerfer des eigenen Fahrzeugs. Kinder durch Signalkleidung zu schützen, wird notwendig, weil sich inzwischen eine Vielzahl an Autofahrern nicht an die zitierte Verkehrsregel hält. Doch dazu verlieren die Behördenvertreter kein Wort.
"Die Signalfarbe soll Autofahrern zeigen, dass die Kinder noch neu im Straßenverkehr sind", heißt es in indirekter Rede, den stellvertretenden Landrat wiedergebend. Herr Pfister setzt also schon voraus, daß die Kinder vor der Einschulung mehr oder weniger nur per Elterntaxi unterwegs sind, selbständige Mobilität somit nie kennenlernen durften. Die erschreckende Entwicklung gibt es tatsächlich, sie wird von fachlich kompetenter Seite immer wieder beklagt. Andernorts wird längst versucht, dem entgegenzusteuern - selbst das (CSU-geführte) Bundesverkehrsministerium äußert sich dahingehend. Hier vor Ort dagegen - Fehlanzeige. Vielmehr verteidigt bspw. die Stadt Bamberg (Oberbürgermeister von der SPD gestellt), daß sie Gehwege weitgehend zum Beparken mit Kraftfahrzeugen freigibt oder dies zumindest großzügig duldet - ungeachtet der hierdurch verursachten Gefährdung gerade der Kinder. Die Kommunalaufsicht findet das trotz der damit verbundenen andauernden Rechtsverstöße nicht kritikwürdig (Bezirksregierung, Innenministerium - beide CSU-geführt - hatte die Partei nicht einmal ein "law-and-order"-Image?
Im Bereich der Gaustadter Grundschule (und des gegenüber liegenden Kindergartens) sehen Polizeibeamte seit langem zu Schuljahresbeginn wochenlang tatenlos zu, wie die Grundschul- und Kindergartenkinder über die Fahrbahn ausweichen müssen, weil die Gehwege zugeparkt sind. Daß Schule oder Kita-Träger, daß die Elternbeiräte aktiv würden - keine Spur.
Fazit: Die Kinder werden autogerecht dressiert - die Mißstände will niemand angehen.