Gilt das Drogen-Quartett als Bande?

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Größere Mengen Crystal Meth sollen die Angeklagten in Tschechien besorgt und diesseits der Grenze verkauft haben.Marc Müller, dpa
Größere Mengen Crystal Meth sollen die Angeklagten in Tschechien besorgt und diesseits der Grenze verkauft haben.Marc Müller, dpa

Vier Männer aus dem Landkreis Bamberg stehen vor dem Landgericht, weil sie Crystal Meth verkauft haben sollen. Als Bande droht ihnen eine hohe Strafe.

Derzeit müssen sich vier deutsche Männer im Alter von 28 bis 42 Jahren vor dem Landgericht verantworten, weil sie Crystal Meth in größeren Mengen aus Tschechien herbeigeschafft und in der Region verkauft haben sollen. Das Quartett aus dem Landkreis soll dabei als Bande agiert haben: Einer als Organisator, der Zweite als Beschaffer der Drogen, und der Dritte als Kurier und Verkäufer nah am Kunden. Ein Vierter soll Beihilfe geleistet und dafür mit etwa 120 Gramm Crystal bezahlt worden sein.

Es lässt sich nicht mehr ganz genau sagen, wann genau im Jahr 2016 der Beschaffer sich auf sein Fahrrad geschwungen hat, um vom grenznahen Ort Mitterteich aus durch das Gelände über die deutsch-tschechische Grenze zu radeln. Er nutzte dazu jedoch einen wenig kontrollierten Schleichweg, und er fuhr bei Dunkelheit. Um sich zu orientieren, hatte er ein Nachtsichtgerät dabei. Auf tschechischer Seite holte er ein halbes Kilogramm Crystal Meth aus einem Depot im Wald. Im Gegenzug ließ er dort rund 9000 Euro Bargeld zurück. Die Vermutung liegt nahe, dass es ein Teil dieser Menge an Meth-Amphetaminen war, die ein Zeuge im Frühjahr 2017 zufällig gesehen haben will.


Beschaffungsfahrt genau dokumentiert

Besser dokumentiert ist hingegen eine Beschaffungsfahrt Mitte November 2017. Nachdem ein erster Versuch fehlgeschlagen war, in Cheb an ein ganzes Kilogramm des begehrten Stoffes zu kommen, war beim zweiten Anlauf eine Spezialeinheit der Kriminalpolizei Bayreuth auf den Fersen der Bande. Dank der Observation und des Auslesens der GPS-Daten, die der Bordcomputer des für den Transport verwendeten E-Bikes gespeichert hatte, konnten der Vorsitzende Richter Manfred Schmidt und seine Kollegen die Bewegungen im Grenzgebiet auf den Meter genau nachvollziehen.

Mit einem eigenen Fahrzeug, sowie einem Leihwagen, dem der vierte Mann kurzerhand ein gefälschtes Kennzeichen angeschraubt hatten, fuhren der Beschaffer und der Kurier wieder in die Oberpfalz. Dort stieg der eine auf seinen motorisierten Drahtesel, der andere in ein Taxi. Ersterer besorgte fast ein ganzes Kilogramm. Auf der Rückfahrt aus Mitterteich nach Bamberg fuhr der Kurier in seinem Auto voran, um seinem Komplizen Polizeikontrollen melden zu können. Auf dem Weg zum Organisator wurde der Beschaffer allerdings in Hallstadt festgenommen.


Mindestens fünf Jahre

Während die Angeklagten die von Staatsanwalt Stephan Schäl vorgetragenen Taten teilweise eingestanden, sich aber mit dem in solchen Fällen üblichen "Eigenkonsum" die nicht geringen Mengen schönrechneten, leugneten sie auf der anderen Seite, eine Bande zu sein. Das hätte, wenn ein Nachweis gelänge, eine deutlich höhere Strafandrohung (mindestens fünf Jahre) als der gewerbsmäßige Drogenhandel (mindestens zwei Jahre). Wobei angesichts der langjährigen Drogen-"Karriere" dreier Angeklagter auch der psychiatrische Gutachter Christoph Mattern (Bayreuth) eine entscheidende Rolle spielen wird. Gegen einen weiteren mutmaßlichen Komplizen laufen die Ermittlungen noch. Er soll in der Bamberger Gartenstadt als "Lagerhalter" die größeren Drogenmengen aufbewahrt haben. Deshalb verweigerte er vor der Großen Strafkammer die Aussage, um sich nicht selbst belasten zu müssen.

Als die Polizeibeamten die Wohnungen und Anwesen der Angeklagten durchsuchten, erbeuteten sie nicht nur kleinere Mengen Crystal, die bereits verkaufsfertig abgepackt waren, sondern auch Pakete, die unter der Motorhaube eines Pkw und in einer Kinderschwimmweste verborgen waren. Außerdem fiel ihnen ein weißes Pulver auf, das zum Strecken der Drogen verwendet worden war: Badesalz.


Waffenarsenal als Beifang

Als "Beifang" ging den Ermittlern in der Wohnung des Beschaffers in Hirschaid sowie in einem Gartenhäuschen in Bamberg ein umfangreiches Waffenarsenal ins Netz. Neben Hieb-, Stich- und Stoßwaffen, darunter auch Macheten und Samurai-Schwerter, gab es Steinschleudern, Elektro-Schocker und Schlagringe, Blasrohre und Armbrüste, aber auch eine zu einer scharfen Waffe umgebaute Gaspistole, mit der man Neun-Millimeter-Patronen verschießen könnte. Bei vielen der sichergestellten Gegenstände handelt es sich um verbotene Waffen.

Der Prozess soll am am 8., 9. und 10. August jeweils um 9 Uhr, vor der Großen Strafkammer fortgesetzt werden. Bis dahin sitzen die drei mutmaßlichen Bandenmitglieder wie in den letzten acht Monaten auch weiter in Untersuchungshaft in Bamberg, Kronach und Würzburg.