In Bamberg haben zwei Niederländer einen Geldautomaten aufgesprengt, nachdem sie bereits bundesweit in weitere Banken eingebrochen sind. Als sie gefasst werden, treten Polizisten mehrfach auf einen von ihnen ein.
Einmal sieben Jahre, einmal drei Jahre und drei Monate. Das Landgericht Nürnberg-Fürth hat zwei Niederländer verurteilt, die bundesweit Geldautomaten aufgesprengt hatten. Insgesamt haben sie rund 414.000 Euro erbeutet und in den Bankfilialen mehr als 102.000 Euro Sachschaden angerichtet. Hinzu kamen zwei geschrottete Polizeifahrzeuge und ein total demolierter Mietwagen, die mit weiteren 102.000 Euro zu Buche schlugen. Der 27-jährige Organisator und sein 33-jähriger Mittäter waren auch in Bamberg "erfolgreich".
Bei Marianne T. (Name geändert) liegen die Nerven blank. Die hochbetagte Frau ist mitten in der Nacht von einem lauten Knall aus dem Schlaf gerissen worden. Der Wecker zeigt beinahe vier Uhr früh. Es dauert einen Moment, bis ihr klar ist, dass die Explosion aus der Bankfiliale unter ihrer Wohnung kam.
Es ist Dienstag, der 19. Februar 2019 am Troppauplatz in Bamberg. Die Rentnerin hat Glück gehabt. Wie stark die Erschütterung gewesen sein muss, schilderte eine Nachbarin, die glaubte, ihre Zimmerdecke werde einstürzen. Noch heute leidet Marianne T. an den psychischen Folgen.
Angeklagte: Youtube-Tutorial geschaut
Im Erdgeschoss des Anwesens dauert es nur wenige Sekunden, bis die beiden befreundeten Angeklagten mit einem Brecheisen eine Bresche in den Geldautomaten gebogen haben. Mit zwei Schläuchen leiten sie ein Gasgemisch ins Innere. Das braucht man sonst beim Schweißen. Es weiß jeder, was er zu tun hat. Das liegt auch daran, dass sie sich auf diese älteren Automatenmodelle spezialisiert haben, die man noch ohne Festsprengstoff auseinandernehmen kann. Dann verlässt das Duo kurz den Schalterraum, um aus sicherer Entfernung die Ummantelung per Fernbedienung auszusprengen. Augenblicke später können sie die Geldkassetten mit beinahe 100.000 Euro mitnehmen.
Am Gebäude und Inventar entsteht ein Sachschaden 31.000 Euro. Unerkannt können die Täter entkommen. Dass sie sich die Vorgehensweise durch Youtube-Tutorials selbst beigebracht haben, das kann Staatsanwältin Renate Steinheimer ebenso wenig glauben, wie die Mär vom großen Unbekannten aus Utrecht, der die beiden in die Sache hineingezogen haben soll.
Gefasst werden die beiden Kriminellen erst drei Monate danach, als sie in Fürth erneut auf Raubzug sind. Es ist nach Göttingen, Bad Kreuznach und Bamberg schon ihr vierter Ausflug nach Deutschland. Stets mit einem in Kleve angemieteten Fahrzeug, um nicht mit holländischen Kennzeichen aufzufallen. Kurz vor dem Zielort kleben sie das Nummernschild ab und legen sich Schutzkleidung zu. Doch sie hinterlassen Spuren. Zum einen DNA-Reste an ihrem Werkzeug, zum anderen Strafzettel fürs Rasen und Falschparken - ausgerechnet in Tatortnähe. Dann gibt es noch einen Einkaufszettel mit allem, was man zum Sprengen braucht.
Was man zum Sprengen braucht: Einkaufszettel verrät das Duo
Vor Richter Jonas Heinzlmeier und seiner 13. Strafkammer sind beide bislang noch nicht vorbestraften Angeklagten geständig. Der Ältere handelte wohl aus finanzieller Not heraus. Der Jüngere brauchte das Geld, um Partys zu feiern und einen aufwendigen Lebensstil zu führen.
Wenigstens stand im Artikel das Wichtige zu oberst. Aber der Fairness halber hätte ich dann erwartet, den Artikel viel stärker als Erfolgsgeschichte der Polizei zu "verkaufen", denn deren Arbeit war wirklich sehr gut, um die beiden Verbrecher schließlich dingfest zu machen. Stattdessen wird einer der beiden Verbrecher zum Opfer stilisiert. Ganz ehrlich: Die Prügel hat er sich zurecht eingefangen. Es trifft keinen Unschuldigen. Dass die ausgerechnet von ein paar Polizisten ausgeteilt wurden, ist durchaus nachvollziehbar, aber natürlich nicht zu rechtfertigen. Dennoch wird das (nicht nur in diesem Artikel zwischen den Zeilen, sondern grundsätzlich) wieder einmal zum Anlass genommen, hier ein System oder verrohte Strukturen zu vermuten. Davon sind wir noch weit entfernt, sagt doch Verteidiger Jochen Kaller selbst: "So etwas habe ich in 23 Jahren Berufserfahrung noch nicht erlebt." Na, bitte! Das journalistische Mitleid mit dem Automatensprenger können wir uns also sparen.
Wenigstens stand im Artikel das Wichtige zu oberst. Aber der Fairness halber hätte ich dann erwartet, den Artikel viel stärker als Erfolgsgeschichte der Polizei zu "verkaufen", denn deren Arbeit war wirklich sehr gut, um die beiden Verbrecher schließlich dingfest zu machen. Stattdessen wird einer der beiden Verbrecher zum Opfer stilisiert. Ganz ehrlich: Die Prügel hat er sich zurecht eingefangen. Es trifft keinen Unschuldigen. Dass die ausgerechnet von ein paar Polizisten ausgeteilt wurden, ist durchaus nachvollziehbar, aber natürlich nicht zu rechtfertigen. Dennoch wird das (nicht nur in diesem Artikel zwischen den Zeilen, sondern grundsätzlich) wieder einmal zum Anlass genommen, hier ein System oder verrohte Strukturen zu vermuten. Davon sind wir noch weit entfernt, sagt doch Verteidiger Jochen Kaller selbst: "So etwas habe ich in 23 Jahren Berufserfahrung noch nicht erlebt." Na, bitte! Das journalistische Mitleid mit dem Automatensprenger können wir uns also sparen.