"Hat sich extrem verschlimmert": Bamberger Brauerei-Chef erklärt Bierkrise - und kritisiert Supermärkte

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Etliche Brauereien stehen vor großen finanziellen Herausforderungen. Im Bamberger Mahrs Bräu geht der Bierabsatz seit geraumer Zeit zurück ...
In einer Brauerei reiht sich eine lange Fließbandreihe von Bierflaschen aneinander. Industrielle Umgebung mit Maschinen im Hintergrund deutet auf Produktionsprozess hin.
Mahrs Bräu
Mahrs Bräu Bamberg: Brauereichef schildert Bierkrise - "extrem verschlimmert"
Etliche Brauereien stehen vor großen finanziellen Herausforderungen. Im Bamberger Mahrs Bräu geht der Bierabsatz seit geraumer Zeit zurück ...
Zwei gefüllte Bierkrüge mit dem Logo "Mahrs Bräu Bamberg" stehen auf einer Theke in einer Bar oder Brauerei. Im Hintergrund sind zwei Personen sichtbar.
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Mahrs Bräu Bamberg: Brauereichef schildert Bierkrise - "extrem verschlimmert"
Etliche Brauereien stehen vor großen finanziellen Herausforderungen. Im Bamberger Mahrs Bräu geht der Bierabsatz seit geraumer Zeit zurück ...
Ein Biergarten unter Bäumen, gefüllt mit Menschen an Holztischen. Im Hintergrund ein Gebäude mit Fenstern, Fahrräder am Zaun. Gemütliche Atmosphäre mit Lichterketten unter den Bäumen.
Mahrs Bräu
Etliche Brauereien stehen vor großen finanziellen Herausforderungen. Im Bamberger Mahrs Bräu geht der Bierabsatz seit geraumer Zeit zurück ...
Mahrs Bräu Bamberg: Brauereichef schildert Bierkrise - "extrem verschlimmert"
Mahrs Bräu

Viele Brauereien stecken in einer tiefen Krise. Die Kosten steigen, der Bierverkauf sinkt. "In den letzten drei Jahren hat sich das Ganze extrem verschlimmert", berichtet der Chef des Bamberger Mahrs Bräu,

Deutschlands Brauereien befinden sich in Alarmstimmung. Verantwortlich ist eine schwerwiegende Absatzkrise: Im vergangenen Jahr wurde so wenig Bier verkauft wie seit Langem nicht mehr. Laut dem Statistischen Bundesamt wurden 2023 hierzulande 8,4 Milliarden Liter getrunken - ein neuer Tiefstand. Der gegenüber dem Vorjahr um 4,5 Prozent geringere Bierkonsum macht den Brauern zu schaffen. Bewusster Alkoholverzicht, höhere Herstellungskosten und ein harter Wettbewerb treiben vielen Akteuren der Branche Sorgenfalten auf die Stirn.

Vor allem kleinere Betriebe stehen vor großen Herausforderungen. "Das spüren wir alle", berichtet Antunovic Mijodrag, Geschäftsführer der Bamberger Brauerei Mahrs Bräu, mit Blick auf den gesunkenen Bierabsatz. Ihm zufolge hat die Branche schon seit rund zehn Jahren mit einem deutlichen Rückgang zu kämpfen. "Der Alkoholkonsum ist geringer geworden", konstatiert er im Gespräch mit inFranken.de. "Hinzu kommen noch die ganzen Krisen."

Mahrs Bräu Bamberg: Geschäftsführer übt Kritik an Handelskonzernen - "ist schon eine Frechheit"

"Ein ziemliches Problem sind die großen Handelsketten", hält Mijodrag fest. Mit den Verkaufspreisen der Großbrauereien kann der Mittelstand demnach in der Regel nicht mithalten. "Der Druck auf die kleinen Betriebe ist einfach zu groß." Der Bamberger Brauereichef spricht in dem Zusammenhang von einem "Preiskampf" innerhalb der Branche. "Die Großen können ihren Kasten Bier für 10 Euro anbieten", erklärt er in Hinsicht auf regelmäßige Angebote in Supermärkten. "Das können sich aber keine mittelständischen Brauereien leisten." Vom Verkaufspreis erhalte sein Betrieb gerade einmal 50 Prozent. Bier vom Discounter ist in der Regel preisgünstig - diese Brauereien stecken bei Aldi, Lidl und Co. dahinter.

Auch für das Mahrs Bräu stelle der Handel einen äußerst bedeutenden Vertriebskanal dar. "Das wissen die Handelskonzerne natürlich und nutzen ihre Macht entsprechend aus", kritisiert Mijodrag. "Was sich da abspielt, ist schon eine Frechheit." Er wünscht sich zugleich eine stärkere Kontrolle der deutschen Supermarktketten durch das Kartellamt. Kritik übt er auch an den Konsumenten. "Viele wollen es billig, billig, billig - ähnlich wie beim Fleisch."

Niedrigere Preise seien aber unmöglich. "Es geht nicht günstiger, wenn wir unsere Arbeitsplätze und unsere Wirtshauskultur bewahren wollen", betont der Mahrs-Geschäftsführer. Manche Tradition rund um das fränkische Bier ist Jahrhunderte alt. Mehr zum Thema erfahrt ihr in unserem inFranken.de-Podcast "Franken erleben" in der Episode "Fränkisches Bier: Das musst du wissen".

Kostenanstieg zwingt Brauerei zu höheren Preisen - Bier in Gaststätte kostet vier bis fünf Euro

"Wir haben eine soziale Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern", sagt Mijodrag. Insgesamt gebe es in Brauerei und Gaststätte derzeit zwischen 40 und 45 Beschäftigte. "Schon jetzt geht alle paar Wochen eine Brauerei insolvent." Inzwischen gebe es bundesweit nur noch rund 1500 Brauereistätten. Anders als kleine Firmen würden große Brauereibetriebe zum Teil von Investoren und Konzernen finanziell unterstützt. 

Vergleichsweise hohe Preise muss das Mahrs Bräu derweil auch in seiner Brauereigaststätte in der Bamberger Wunderburg verlangen. "Wir sind dort gezwungen, unser Bier für vier bis fünf Euro anzubieten", sagt Mijodrag und verweist in dem Zusammenhang auf den immensen Kostenanstieg in den vergangenen Jahren. Die infolge des Ukraine-Kriegs entstandene Energiekrise setzte gerade regionale Brauereien unter massivem Preisdruck. Ein fränkischer Bierexperte erklärte 2022 gegenüber inFranken.de, dass der Preis für einen Kasten Bier bald bei 20 Euro liegen könnte.

"Die Preise für Rohstoffe und Energie haben sich inzwischen zwar eingependelt, sie liegen aber auf einem sehr hohen Niveau." Nach Schilderung des Geschäftsführers liegen die Ausgaben rund 30 Prozent höher als noch vor drei Jahren. "Für Strom und Gas zahlt man ja fast 40 Prozent mehr." Das Problem: "Bier ist ein energieintensives Getränk. Als Mittelständer sind wir gezwungen, die Preise weiterzugeben", erklärt Mijodrag. "Ohne Geld kann man kein Malz und keinen Strom bezahlen." Auf Basis einer Mischkalkulation würden die gewachsenen Ausgaben gleichwohl nicht in vollem Umfang an die Gäste und Bierkonsumenten weitergereicht. "Alles kann man nicht auf die Verbraucher umwälzen." 

Krise schon länger spürbar - "trinken Aperol Spritz im Biergarten"

Für den sinkenden Bierkonsum gibt es laut dem Bamberger Brauereichef indessen noch weitere Gründe. "Junge Leute trinken heutzutage weniger - was ja gut ist", hält Mijodrag mit Blick auf das Thema Gesundheit fest. Als Getränk habe Bier darüber hinaus eine "riesige Konkurrenz" erhalten. "Teilweise trinken die Menschen in oberfränkischen Biergärten Aperol Spritz statt Bier", erzählt der Brauereichef.  

Die Branche steht Mijodrag zufolge nicht erst seit gestern vor gewaltigen Herausforderungen. Sein Fazit: "Die Entwicklung gibt es schon lang. Durch Corona und die anderen Krisen wurde die Sache verschärft." Ein Rückgang des Bierabsatzes sei schon seit geraumer Zeit spürbar. In den letzten drei Jahren hat sich das Ganze aber extrem verschlimmert", konstatiert Mijodrag. Trotz aller Widrigkeiten richtet sich sein Blick nach vorn. "Man darf nicht aufgeben. Irgendwie geht es immer weiter", hält der Geschäftsführer des Bamberger Mahrs Bräu fest.

Auch das Thema Pfand beschäftigt viele Brauer ein seit längerer Zeit. Der Anreiz, Bierkästen zurückzugeben, sei einfach zu niedrig, betonen sie. Die Bamberger Brauerei Fässla forderte daher im vergangenen Jahr 10 Euro Kastenpfand. "Wir müssen 6000 neue Kästen im Jahr kaufen", sagte Geschäftsführer Lukas Kalb. Weitere Nachrichten aus Bamberg gibt es in unserem Lokalressort.