Freiwild: Dumpfrock und Sozialismus der dummen Kerle

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Sänger Philipp Fips Burger der Band Frei.Wild während eines Konzertes im Rahmen des Wacken Open Air 2011 Festivals. Foto: imago
Sänger Philipp Fips Burger der Band Frei.Wild während eines Konzertes im Rahmen des Wacken Open Air 2011 Festivals. Foto: imago

Es ermüdet, sich wiederholen zu müssen, vor allem eingedenk des Gottfried Benn'schen Satzes, dass man mit Aufklärung sowieso nichts erreicht. Warum also sich zur Band "Freiwild" äußern (verwendet wird hier mit Absicht nicht die gruppeneigene Schreibweise Frei.Wild)?

Es ermüdet, sich wiederholen zu müssen, vor allem eingedenk des Gottfried Benn'schen Satzes, dass man mit Aufklärung sowieso nichts erreicht. Warum also sich zur Band "Freiwild" äußern (verwendet wird hier mit Absicht nicht die gruppeneigene Schreibweise Frei.Wild)?

Jeder Satz, jedes Wort, jede Silbe ist doch nur Werbung für die Dumpfrocker, die sich mit Sicherheit über Kritik an ihren Koketterien mit rechten Ideologemen, an ihrem inbrünstigen völkischen Bekenntnis zur Heimat, an ihrer in Texten gern kultivierten Wagenburg-Mentalität - "wir" gegen die "die", gegen "Gutmenschen und Moralapostel" - kräftig eins grinsen. Denn jede Kritik lässt das Geld in ihrem Kasten klingen. Und die fanatisierte Anhängerschaft ist für Argumente sowieso nicht zugänglich. Warum also? Weil die grüne Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags das Konzert der Band in Bamberg ausgerechnet zu einer "Rock-Weihnacht" verhindern möchte. Hier gilt es einiges klarzustellen, um den Eingangssatz vielleicht doch einmal Lügen zu strafen.

Also: Rechts ist nicht gleich rechtsextrem und im politischen Koordinatensystem genau zu positionieren. Die CSU steht rechts und die SPD eher links. Und? Natürlich sind Nazis, Holocaustleugner und ähnliches Gesindel ein Fall für den Staatsanwalt. Man wünschte sich jedoch in den sogenannten Talkshows statt des breiigen Mainstreams, dass einmal die Fetzen fliegen zwischen rechts und links. Warum nicht einen von der "Jungen Freiheit" gegen eine von der "Jungen Welt" antreten lassen?

Mit Verboten ist eine Gesinnung nicht aus der Welt zu schaffen. Statt ein Konzert einfach verbieten zu wollen, sollten sich die Grünen - und nicht nur die - fragen, was in dieser Gesellschaft schiefläuft, dass offensichtlich so viele dumpf-dumme Musik nach einfachsten Schemata mit gegrölten martialischen Texten schätzen. Ist das eine Droge für Unterprivilegierte? Für Leute (genauer: junge Männer), die sich politisch nirgendwo mehr heimisch fühlen, für Opfer der Moderne? Das alles wäre zu diskutieren und nicht reflexhaft nach dem Staat zu rufen. Antisemitismus ist der Sozialismus der dummen Kerle, soll August Bebel einmal gesagt haben, und Nationalismus ist es sicher auch. Die Songs von "Freiwild" stillen ein ähnliches Bedürfnis.