Franken-Krimi: Kommissar Mäc Härder im Einsatz

4 Min
"Murggs - a fränggischer Grimi" hat am 24. Oktober Premiere. Foto: Bertram Wagner
"Murggs - a fränggischer Grimi" hat am 24. Oktober Premiere. Foto: Bertram Wagner
Foto: Bertram Wagner
Foto: Bertram Wagner
 
Foto: Bertram Wagner
Foto: Bertram Wagner
 
Foto: Bertram Wagner
Foto: Bertram Wagner
 
Foto: Bertram Wagner
Foto: Bertram Wagner
 
Foto: Bertram Wagner
Foto: Bertram Wagner
 
Foto: Bertram Wagner
Foto: Bertram Wagner
 
Foto: Bertram Wagner
Foto: Bertram Wagner
 
Foto: Bertram Wagner
Foto: Bertram Wagner
 
Foto: Bertram Wagner
Foto: Bertram Wagner
 
Foto: Bertram Wagner
Foto: Bertram Wagner
 
Foto: Bertram Wagner
Foto: Bertram Wagner
 
Foto: Bertram Wagner
Foto: Bertram Wagner
 
Foto: Bertram Wagner
Foto: Bertram Wagner
 
Foto: Bertram Wagner
Foto: Bertram Wagner
 

30-Stunden-Dreh für fünf Minuten Kino: Im "Fränggischen Grimi" erlebt der Kabarettist Mäc Härder eine Schauspiel-Premiere.

Premiere am Set! Auch wenn einer wie Mäc Härder seit über einem Vierteljahrhundert 2700 Auftritte hinter sich hat, Bücher geschrieben, Regie geführt, Bühnenprogramme verfasst, CDs und DVDs aufgenommen hat, die Schauspielerei hat dem Kabarettisten in seinem Portfolio noch gefehlt. Für "Murggs - a fränggischer Grimi", mit Mäc Härder als Hauptkommissar Ernst Fall, sind nach vier "heißen" Drehtagen all seine Szenen im Kasten.

"Murggs" ist eine "komische Variante", eine Parodie auf einen BR-Tatort-Franken-Krimi, der noch in der Planungsphase steckt. "Wir Komiker können ja gar nicht anders, ernsthafte Schauspielerei würde man uns nicht abnehmen.

Es gibt kein bis ins Kleinste geschriebene Drehbuch, es wird viel improvisiert und viele Dialoge haben die beteiligten Kabarettisten selbst geschrieben", erzählt der Bamberger, der über 30 Stunden in der Polizeiwache Stein, in Büroräumen und einem Restaurant beschäftigt war und an allen fünf Filmtagen seinen Auftritt, sprich: eine "Dauerrolle" hat - anders als Lizzy Aumeier (Metzgersgattin), Michl Müller (Gerichtsmediziner) oder Bernd Händel (Journalist), die nur begrenzte Rollen spielen.

Drehbuch von Oliver Tissot

Beim 100-seitigen Manuskript ist der 53-Jährige ab Seite 35 zunächst "ausgestiegen", erst durch die Aufnahmen "checkte" er die Story, die letztlich ganz einfach ist. Mäc Härder ist Kommissar in einem Ort, wo der Hund begraben ist. Er will seine Mitarbeiter im Griff haben, möchte Ruhe und die komplette Ordnung, die jedoch das Chaos auslöst. Alle Fälle sollen kontrolliert und dokumentiert sein, wenn der Innenminister (Joachim Herrmann war leibhaftig da) kommt.

Sein Mitarbeiter Murgg (Oliver Tissot) will jedoch Action und seine Kollegin Wanda Wunder (Andrea Lipka) beeindrucken. Dabei jagt eine Verwicklung die andere, da verschwindet eine Millionärin, aus einer Metzgerei wird "ausgebrochen", eine Bürgerinitiative (mit Tortenschlacht) bildet sich, um nur einige "Grimi"-Puzzle-Teile zu nennen.

Mäc Härder gehört zum Herzstück dieses "Grimis", er trägt die Handlung mit, kommt mit am häufigsten vor, auch wenn seine Netto-Spielzeit nach eigenen Schätzungen nur so "um die fünf Minuten" ist. Die Kommandobrücke bilden Regisseur Rüdiger Baumann (beim BR auch für den TV-Fasching in Veitshöchheim zuständig), Kameramann Andre Albrecht und Autor Oliver Tissot, der sich zu seinem 50. Geburtstag diesen Tatort-Vorläufer wünschte, "fränggisch" schrieb und als Detlef Murgg die Hauptrolle spielt.

Für Albrecht, der schon viele Brose Baskets-Partien "abgedreht" hat, sind diese Dutzend Drehtage etwas komplett anderes. "Szene für Szene zu drehen, das ist reizvoll. Das sind alles Profis, die beherrschen schon ihr Handwerkszeug. Es wird ja nicht chronologisch gedreht, sondern je nach Location und Verfügbarkeit der Spieler, die sich dies ja alle zeitlich aus den Rippen schneiden müssen", beschreibt er dieses Experiment mit "no budget". Ein Etat mit Fahrtkosten und ohne Gagen im unteren fünfstelligen Bereich, während ein "echter" ARD-Tatort in die Millionen geht.

Drehtag drei im Industriegebiet von Rednitzhembach (bei Roth), die Büroräume einer Firma, die Gartengeräte verkauft, dienen als Drehort ("in der echten Polizeistation in Stein sah es auch nicht anders aus"). Ein Zehn-Stunden-Tag steht an, immer wieder schallt es "Wir drehen, Ruhe bitte!".

"Man gewöhnt sich schnell um"

Dann hört man permanent das Klacken der (Film)-Klappe, 3/4 - 1 heißt Szene 3, Einstellung 4 und Take 1, Großaufnahmen, "Totale" und "Over Shoulder" wechseln sich ab. Genau dies war für Mäc Härder mehr als ungewohnt: "Da dreht man die Szene, hört das Okay, denkt, dass alles geklappt hat, doch dann wird dies alles noch drei- oder viermal wiederholt, im Gegenschnitt und so weiter."

Die Stunden verrinnen und im Film sind alles nur Bruchteile; pro Drehtag kalkuliert das Aufnahmeteam mit ungefähr fünf Kino-Minuten. Konzentration, Spontanität und Durchhaltevermögen sind pausenlos gefragt.

Für einen wie Härder, der Live-Auftritte gewohnt ist, eine völlige neue Situation am Set: "Man bekommt keine Rückmeldung, es fehlt das Publikum, du musst immer präsent sein, man weiß auch nicht, ob man mit der Mimik überzieht, ständig lauert die Gefahr, dass man zu viel grimassiert. Es wird ja alles zusammengeschnitten. Du kennst nur deinen Part und kannst auch nicht einstufen, wie du gerade im Bild bist. Letztlich gewöhnt man sich dann doch schnell um".

Ernst Fall hat im Film "Murggs" das Bedürfnis, immer sauber zu sein. Da fällt schon einmal der Nasentrimmer in die Kaffeetasse, Mund- und Fußspray sowie Deo gehören dazu. Eine Odol-Gurgel-Nummer ist die Krönung des Drehtages, an dem zehn Leute auf genauso viel Quadratmeter mit Kameras, Beleuchtung und Ton sich von Drehklappe zu Drehklappe durcharbeiten.

Sieben Anzüge und zehn Hemden

Eine Atmosphäre der besonderen Art, dazu kommt die "Maske mit Nachschminken" und die Umzieh-Fragen ("welches Hemd hatte ich, als der Minister da war?"). Zum ersten Drehtag reiste Mäc Härder mit sieben Anzügen und zehn Hemden an, dazu immer die Krawatten-Frage, wobei er bei der Polizei in Stein von seinem "echten" Kollegen die offizielle Dienstkrawatte bekam.

Natürlich dürfen auch die Frotzeleien zwischen Oberpfälzer und Franken nicht fehlen, vom "Hass gegen München" ganz zu schweigen. Der Erfolg dieses "Grimis" könnte daran liegen, dass dieses nicht durchgängige Drehbuch sehr kreativ macht und ein Schuss Verrücktheit aller Kabarettisten für eine besondere Note sorgt. Norbert Neugirg, Klaus-Karl Kraus, Bernd Händel, Michl Müller, Pierre Ruby, Martin Rassau, Volker Heißmann und Mäc Härder sind gemeinsam im Film und getrennt am Set.

"Mäc agiert in seiner Rolle sehr gut, es ist angenehm, wie er sich auf die anderen einlässt. Er sprüht vor Spielfreude und kann improvisieren", beschreibt der Regisseur Härders Wirken am Set. Als dann auch noch der Kameramann ein "Sehr, sehr schön, passt scho!" nach der letzten Szene des Tages von sich gibt, geht es für den Bamberger Neu-Schauspieler zum "Abschminken".

Zig Härder-Szenen, die längste eine halbe Minute, sind im Kasten. Ob ein "Fränkisches Käsblatt" lesen, eine Krawatte aus dem Aktenvernichter zerren oder Körperhygiene betreiben - trotz der Anspannung wirken die Szenen natürlich. Da kann man es schon verkraften, dass nahezu jeder Mitwirkende "keine Ahnung hat, was die anderen so machen." Entscheidend ist, dass hier über 20 fränkische Solo-Künstler an einem Strang ziehen. Set-Arbeit statt Bühnenshow.

Premiere am 24. Oktober

Die Kino-Premiere dieser "Grimi"-Parodie ist für den 24. Oktober geplant. Wer nicht so lange auf Mäc Härder warten will, der muss mit ihm - dann wieder als Kabarettist - am 26. August für zwei Wochen auf die MS Columbus II gehen oder am 14. September ins Bamberger Theater, wo nach dem großen Vorjahres-Erfolg wieder ein "Fränkischer Kabarettgipfel" gespielt (nicht gedreht) wird.