Flüchtlingsunterbringung in Gundelsheim: Alle mitnehmen und viel erklären

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Für die Gestaltung dieses Filetstücks (mit unbebautem Grund) im Zentrum Gundelsheims soll im kommenden Jahr ein Architektenwettbewerb stattfinden. Luftbild: Adolf Nüßlein
Für die Gestaltung dieses Filetstücks (mit unbebautem Grund) im Zentrum Gundelsheims soll im kommenden Jahr ein Architektenwettbewerb stattfinden. Luftbild: Adolf Nüßlein
Alte Pläne eines der neu zu überplanenden GebäudeFoto: Archiv
Alte Pläne eines der neu zu überplanenden GebäudeFoto: Archiv
 
Das zu entwickelnnde GebietPlan: Gemeinde
Das zu entwickelnnde GebietPlan: Gemeinde
 
Luftbild: Adolf Nüßlein
Luftbild: Adolf Nüßlein
 

In Gundelsheim läuft der Städtebau ganz normal weiter, auch wenn derzeit Flüchtlinge in "beplanten" Objekten wohnen.

Nein. Weder wird die Weiterentwicklung der Gemeinde hinten angestellt, noch verschoben, und schon gar nicht entfallen. Im Gegenteil: Einen weiteren wichtigen Impuls soll im kommenden Jahr der Architektenwettbewerb zur Gestaltung des gemeindlichen Areals in der Bachstraße bilden. Denn derartige Befürchtungen hatte es mit Ankunft der ersten Flüchtlinge gegeben. Die Faktenlage ist der klare Beweis, dass Gundelsheims Entwicklung ganz normal weiterläuft. Nur: Das Förderungprogramm "Soziale Stadt" dürfte eine weitere Dimension gewonnen haben.

Derzeit leben 43 Flüchtlinge in der 3500-Seelen-Gemeinde. Unter anderem bewohnen sie Gebäude, die für die künftige Dorfgestaltung eine Rolle spielen sollen. Die Flüchtlinge sind auf mehrere Standorte in der Ein-Ort-Gemeinde verteilt. Quartiere sind in einer Privat- und zwei gemeindlichen Immobilien. Flüchtlinge leben in der bisherigen Bücherei und in dem Haus, das einmal die neue Bücherei beherbergen wird. Nächstes Jahr wird für diesen zentralen Bereich im Ortskern, laut Merzbacher "ein Filetstück", der Architektenwettbewerb laufen. Das Gebäude selbst, ein Wohnhaus aus dem Jahr 1900, soll erhalten bleiben, weil es ortsbildprägend ist. Die Gemeinde hat zusätzlich zwei angrenzende Flächen erworben, um ein größeres, zusammenhängendes Areal beplanen zu können.


Gundelsheim hat sich schon einmal auf Flüchtlinge eingestellt

"Witzigerweise", so der Bürgermeister, habe Gemeinde-Archivarin Maria Köppl bei ihren Recherchen herausgefunden, dass das kleine Häuschen auf einer der beiden neuen Flächen ursprünglich eine Flüchtlingsunterkunft (nach dem Zweiten Weltkrieg) war. "Es ist total niedlich", so Merzbacher. Im Zuge der weiteren Vorhaben wird es wohl nicht stehen bleiben, weil es einfach viel zu klein ist. Nachdem es nicht mehr für die Flüchtlinge benutzt wurde, diente es als Schuppen oder zum Abstellen von Fahrrädern. Man sieht, Gundelsheim hat sich schon einmal auf Flüchtlinge eingestellt.

Wie anfangs erwähnt, wird die städtebauliche Weiterentwicklung konsequent weiterverfolgt. Ein Versprechen, das Merzbacher bereits bei der Ankunft der ersten Flüchtlinge gegeben hatte. Neben der Bücherei soll auf dem Filetstück eine Wohnbebauung erfolgen. Über die Details wird noch zu entscheiden sein. Was geschieht aber dann mit den jungen, unbegleiteten Flüchtlingen, die momentan in der künftigen Bücherei leben? "Die sollen nach der Zeit nicht irgend woanders hingeschickt werden," steht für Merzbacher und den Gemeinderat fest. Man wisse zwar nicht, wie sich die Thematik weiterentwickle, aber es wurde bereits Vorsorge getroffen, dass dann andere Gebäude zur Verfügung stehen.

Denn irgendwann muss auch die provisorisch im Rathaus untergekommene Bücherei ihr neues und dauerhaftes Domizil beziehen. Wenn es finanziell darstellbar ist, soll das bestehende, große Wohnhaus jedenfalls erhalten werden.


Im Rathaus sind noch keine Beschwerden eingelaufen

Und wie haben sich Gundelsheimer und seine Gäste aneinander gewöhnt? Augenscheinlich gut. Im Rathaus sind jedenfalls noch keine Beschwerden eingelaufen. "Man muss miteinander reden", findet der Bürgermeister. Sprache betrachtet er als ein wichtiges Integrationsmittel, Beschäftigung als ein weiteres. Deutschkurse gebe es mittlerweile. "Man muss aufeinander zu gehen", lautet Merzbachers Überzeugung. Das galt etwa im Vorfeld des Feuerwerks beim Wintermarkt. Das Feuerwerk hat stattgefunden - nachdem man den Flüchtlingen erklärt hatte, was da passiert und warum. Schließlich sei das gerade für Traumatisierte, die etwa Schießereien miterleben mussten, von größter Bedeutung. Auch was es mit Sankt Martin und seinen Fackelträgern auf sich hat, könnte möglicherweise bei Fremden eigenartige Fragen aufwerfen, weiß Merzbacher.

"Wir brauchen Foren, wo man sich besprechen kann", steht für den Bürgermeister fest. Eines wird der bei Ankunft der ersten Flüchtlinge versprochene Erfahrungsaustausch mit der Nachbarschaft - in zwei Wochen - sein.
Durch den Gemeinderatsbeschluss für den Architektenwettbewerb habe das Gremium gezeigt, dass es in Gundelsheim ganz normal weitergeht. "Man muss versuchen, alle mitzunehmen und Dinge zu erklären, allen Bürgern in Gundelsheim."