Normalerweise trainiert Germaine Schmitt fünf Mal die Woche. Seit die Fitnessstudios geschlossen haben, absolviert die Stegauracherin einen Teil ihres Pensums in freier Natur. Doch hofft sie, bald wieder an die Gewichte und Geräte zu dürfen.
Germaine Schmitt läuft zur Zeit viel. Sie trainiert mit Therabändern die unterschiedlichsten Muskelpartien, kräftigt im Vierfüßlerstand ihren Rücken. Auch die Corona-Krise konnte der Stegauracherin nicht die Begeisterung an der Bewegung nehmen - und doch fehlt ihr das Fitnessstudio sehr. Bis Mitte März war die topfitte 55-Jährige dort fünf Mal in der Woche, an zwei Tagen als Personal Trainerin für andere, an den anderen Tagen absolvierte sie ihr persönliches Programm. "Als die Studios schließen mussten, habe ich am Anfang energiegeladen alles Mögliche probiert. Aber langsam lässt die Motivation ein bisschen nach, es ist halt kein Vergleich mit meinem sonstigen Training." So sei derzeit nur wenig Muskelaufbau möglich. Germaine Schmidt hofft nun, dass im Juni auch in Bayern die Fitnessstudios wieder öffnen dürfen.
So geht es auch Normen Schmidt, der das Clever Fit in Hallstadt betreibt. Er würde sich auch für Bayern eine konkrete Festlegung wünschen. "Vielleicht wird es Mitte Juni, vielleicht auch früher. Denn aktuell werden ja viele kurzfristige Entscheidungen getroffen." In manchen Bereichen sei Bayern mit zwei Wochen Verzögerung dem Beispiel Österreichs gefolgt - und dort öffnen die Fitnessstudios wieder am 29. Mai.
Schmidt stört vor allem die mangelnde Information, er kennt weder einen Zeitplan, noch sei bislang über die Rahmenbedingungen für eine Wiedereröffnung gesprochen worden. Selbst als im März alle Fitnessstudios schließen mussten, habe er das ausschließlich aus den Medien erfahren. Seine 15 Mitarbeiter hat er im ersten Monat noch voll bezahlt. Inzwischen sind die Festangestellten in Kurzarbeit und auch die Minijobber, bei denen das nicht geht, bekommen zumindest 50 Prozent ihres Durchschnittsverdienstes. "Das sind alles gute Leute, mit denen ich gern auch nach der Corona-Krise weiterarbeiten möchte." So hoch der wirtschaftliche Schaden sei, habe er Verständnis für viele der getroffenen Maßnahmen.
Doch nun wünsche er sich eine Perspektive. Denn ein Großteil des Kundenkontakts bestehe in diesen Tagen aus Kündigungen und zahlreichen Nachfragen, wann es wieder weitergeht. Für die Wartezeit habe man den Fitnessbegeisterten YouTube-Videos mit Trainingseinheiten angeboten, aber "das Rumgehüpfe zuhause wird vielen irgendwann zu langweilig". Auch sei auf diesem Weg kein Feedback möglich, ob die Übungen auch wirklich richtig mitgemacht wurden.
"Nun wären wir gerüstet, haben ein gutes Konzept und hoffen, dass es möglichst bald wieder losgeht", sagt Schmidt. Neben Spuckschutzscheiben wurden unter anderem Abstandsaufkleber und Desinfektionsmittelspender angeschafft. Ob dann bald mit einem Mindestabstand von zwei Metern wie in Österreich oder drei Metern zwischen den Geräten (wie in Nordrhein-Westfalen) trainiert werden darf, ist ebenso offen wie die Mundschutzfrage. "Ich persönlich finde es zwar nicht wirklich praktikabel, mit Maske zu trainieren, aber wenn es so kommt, müssen wir es auch so umsetzen."
Auch der Deutsche Industrieverband für Fitness und Gesundheit hat sich nun mit einem wissenschaftlich geprüften Sicherheitskonzept an die Bundesregierung und die Länder gewandt, damit die Fitnessstudios "zum Wohle der körperlichen und mentalen Gesundheit von zwölf Millionen Mitgliedern" wieder geöffnet werden.
Bis es so weit ist, wird Germaine Schmitt aber nicht Däumchen drehen, sondern weiter aktiv bleiben: "Ich versuche vier Mal die Woche was zu machen - und auf die Ernährung achte ich sowieso schon immer. Denn das beste Training nutzt ja nicht viel, wenn du dich nachher mit Pizza und einer Flasche Wein auf die Couch setzt."