Die Teichgenossenschaft Oberfranken zeichnete den Fischweiher in Memmelsdorf aus. Seit mehr als sechs Jahrhunderten wird dort Satzfischzucht betrieben.
Seit geraumer Zeit speien auf dem Memmelsdorfer "Figurenweiher" hinter dem Schloss Seehof Orpheus und seine wilden Tiere sowie Bacchus und seine Delfine wieder Wasser, nachdem die beiden Brunnen inmitten des Weihers im Jahre 2008 abgebaut und fünf Jahre lang restauriert wurden. Zusammen mit den Wasserspielen der Kaskade, dem Herzstück der Gartenanlage des Schlosses, sind sie ein beliebter Treffpunkt und vor allem auch beliebte Fotomotive.
Doch der Weiher ist mehr als nur eine Touristenattraktion. Schließlich wird er noch in seiner ursprünglichsten Form betrieben: nämlich als Fischweiher zur Satzfischzucht. So tummeln sich in der rund 100 Hektar großen Wasserfläche noch immer Karpfen, Schleien, Hechte, Zander und Welse, die im Bruthaus gezogen und dann im Weiher ausgesetzt wurden.
Weil der Weiher über viele Jahrhunderte hinweg bewirtschaftet wird, wurde er nun von der Teichgenossenschaft Oberfranken als Kulturgut ausgezeichnet.
Seine erste urkundliche Erwähnung fand der Figurenweiher im Jahre 1403, als ein Knecht als "See Wart" gesucht wurde. Die Geschichte der Teiche selbst geht im Bistum Bamberg zurück bis ins Jahr 1122, als die Teichwirtschaft erstmals erwähnt wurde. "Hintergrund für die Schaffung von Fischteichen war, dass die Geistlichkeit den Fisch als Fastenspeise benötigte, schilderte Bezirkstagspräsident Günther Denzler bei der Preisverleihung.
Im Laufe der Zeit entstanden zahlreiche Fischereigebäude an der Südostecke des heutigen Parks. Diese entwickelten sich nach und nach von rein teichwirtschaftlich genutzten Gebäuden hin zu kleinen Landhäusern.
"Fürstbischof Johann Georg Zobel von Giebelstadt errichtete beispielsweise als Erster in
Memmelsdorf ein Seehaus mit Brunnen", so Denzler weiter. Im Jahre 1686 lässt darüber hinaus Fürstbischof Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg ein Jagd- und Lustschloss errichten. Im Umgriff dazu wurden bestehende Weiher integriert oder neue angelegt.
Zwar war Schloss Seehof später unter den Schönborn-Fürstbischöfen immer nur eine Nebenresidenz, aber sie haben, wie der Bezirkstagspräsident erläuterte, viel Energie in die Park- und Gartenanlagen gesteckt. Dazu wurde der Figurenweiher in die Gestaltungsprinzipien der Gartenanlage einbezogen.
Da der Figurenteich noch immer bewirtschaftet wird und er eine wichtige Bedeutung für die Landschaft hat, erhielt er nunmehr die Auszeichnung "Kulturgut Teich". Diese wird seit 18 Jahren von der Teichgenossenschaft Oberfranken verliehen.
In Verbindung mit der Urkundenverleihung erfolgte auch die Aufstellung einer Informationstafel, welche die rund sechshundert Jahre alte Geschichte des Figurenweihers näher erläutert.
Christoph Oberle, Eigentümer und Bewirtschafter des Teiches, freute sich über die Verleihung, nutzte aber auch die Gelegenheit zu manch kritischem Wort. "Eigentlich hätte mein Vater die Auszeichnung verdient, der die Teiche im Jahre 1973 für rund 1,5 Millionen Mark gekauft hatte und mit viel Arbeit wieder hergerichtet hatte", sagte Oberle. Heute sei die Anlage zwar eine fruchtbare Vorzeigeanlage, leide aber noch immer an den einstigen Abwasserproblemen mit Litzendorf. Denn der Ellernbach speise die Teichanlage.
"Zwar hat die Gemeinde Litzendorf inzwischen ihre Hausaufgaben gemacht, aber die Bewirtschaftung der Teiche ist nach wie vor schwierig, da uns die Pflanzen im Teich Sorge bereiten", berichtete der Teichbesitzer. Zudem warnte er, dass die Weiher auf Dauer nur so lange erhalten werden könnten, wie sie auch bewirtschaftet würden.