Felix Neureuthers Vorfahren kommen aus Bamberg

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Felix Neureuther. Foto: : dpa
Felix Neureuther. Foto: : dpa
Ameli Neureuther malt auf dem Smartphone (Szene aus der BR-Reportage "bergheimat" am 16. März, 15.30 Uhr). Foto: BR
Ameli Neureuther malt auf dem Smartphone (Szene aus der BR-Reportage "bergheimat" am 16. März, 15.30 Uhr). Foto: BR
 
Ludwig Neureuther zeichnete seine Söhne Gottfried und Eugen Napoleon. Repro: Staatsbibliothek Bamberg/Gerald Raab
Ludwig Neureuther zeichnete seine Söhne Gottfried und Eugen Napoleon. Repro: Staatsbibliothek Bamberg/Gerald Raab
 
Ludwig Neureuthers Zeichnung "Bamberg - Blick auf den Kanal".Repro: Staatsbibliothek Bamberg/Gerald Raab
Ludwig Neureuthers Zeichnung "Bamberg - Blick auf den Kanal".Repro: Staatsbibliothek Bamberg/Gerald Raab
 
Und so sah später die Grafik aus. Repro: Staatsbibliothek Bamberg/Gerald Raab
Und so sah später die Grafik aus. Repro: Staatsbibliothek Bamberg/Gerald Raab
 
Unter Eugen Napoleon Neureuther wurden die Verzierungen eines Textes zur eigenständigen Kunstform. Repro: Staatsbibliothek Bamberg/Gerald Raab
Unter Eugen Napoleon Neureuther wurden die Verzierungen eines Textes zur eigenständigen Kunstform. Repro: Staatsbibliothek Bamberg/Gerald Raab
 
Diese Grafik von Eugen Napoleon Neureuther ist demnächst in einer Ausstellung in Hamburg zu sehen. Foto: Kunsthalle Hamburg
Diese Grafik von Eugen Napoleon Neureuther ist demnächst in einer Ausstellung in Hamburg zu sehen. Foto: Kunsthalle Hamburg
 
"There is a Monkey" heißt diese Zeichnung von Ameli Neureuther.
"There is a Monkey" heißt diese Zeichnung von Ameli Neureuther.
 
1918 erschienen Eugen Napoleons Grafiken im "Neureuther-Album". Repro: Staatsbibliothek Bamberg/Gerald Raab
1918 erschienen Eugen Napoleons Grafiken im "Neureuther-Album". Repro: Staatsbibliothek Bamberg/Gerald Raab
 
Eugen Napoleon Neureuthers Illustration eines Goethe-Gedichtes. Repro: Staatsbibliothek Bamberg/Gerald Raab
Eugen Napoleon Neureuthers Illustration eines Goethe-Gedichtes. Repro: Staatsbibliothek Bamberg/Gerald Raab
 
Eugen Napoleon Neureuther in jungen Jahren. Repro: Staatsbibliothek Bamberg/Gerald Raab
Eugen Napoleon Neureuther in jungen Jahren. Repro: Staatsbibliothek Bamberg/Gerald Raab
 

Ludwig Neureuther fand die Ideallinie als Zeichenlehrer in Bamberg, sein Nachfahre Felix Neureuther sucht sie als Slalom-Spezialist im Ski-Weltcup. Und dann gibt es ja noch Ameli.

Die Weltcup-Saison geht zu Ende: Nur noch an diesem und am nächsten Sonntag wird Ski-Ass Felix Neureuther durch die Slalomstangen wedeln. Immer bestrebt, den Schwung frühzeitig anzusetzen und die Ideallinie zu finden. Fast so wie sein Vorfahr Ludwig Neureuther, der vor 200 Jahren keine Spuren in den Schnee, sondern auf Papier gezaubert hat: Er war Zeichenlehrer in Bamberg. Irgendwann seien "die Schnörkelfähigkeiten des Urahns" eben von den Händen in die Füße gerutscht, hat Felix‘ Vater Christian Neureuther jüngst erzählt.


Der Herzog erkannte das Talent


Geboren wurde Ludwig Neureuther 1774 in Jägersburg bei Homburg im Saarland. Seine Eltern gehörten zum Personal von Herzog Karl II. August aus der Pfälzer Seitenlinie der Wittelsbacher. Dieser erkannte die zeichnerische Begabung des Jungen, der früh Vater und Mutter verlor, und ließ ihn in der Malerei ausbilden. Als der Hof im Zuge der Revolutionskriege ins Exil nach Mannheim ging, folgte Ludwig seinem Mäzen und setzte hier seine Studien fort. Bei der Besetzung der Stadt durch die Franzosen rettete er gemeinsam mit einem Freund "die ganze zweibrückerische Gemäldegalerie mit eigener Lebensgefahr aus den Händen des Feindes", berichtete Joachim Heinrich Jäck im "Pantheon der Literaten und Künstler Bambergs".


Als Trachtenmaler unterwegs


Nach dem Tod des Herzogs ging die Herrschaft über auf seinen jüngeren Bruder Maximilian, der 1799 bayerischer Kurfürst, 1806 schließlich erster König von Bayern wurde und Ludwig Neureuther als Hofmaler mit nach München nahm. Zwischen 1801 und 1806 begab sich der Künstler auf eine Reise durch Bayern, um für eine Dokumentation die Kleidung der Landbevölkerung festzuhalten. Diese Bilder stellen heute ein wichtiges Fundament der Trachtenforschung dar. Nach einer Bildungsreise durch Italien musste Ludwig Neureuther seine Tätigkeit am Königshof krankheitsbedingt aufgeben. Als er hörte, dass der königliche Zeichenlehrer Karl Geibel in Bamberg seine Stelle aufgab, bewarb sich Neureuther um die Nachfolge und erhielt sie per Dekret vom 22. Februar 1813.

Mitbegründer des Kunstvereins

In der Regnitzstadt entfaltete Neureuther ein reges künstlerisches Leben. Er unterrichtete zehn Wochenstunden an der Zeichenschule, gab aber auch Privatunterricht. Als Mitbegründer und eifriges Mitglied des Kunstvereins hielt er Vorträge. Die Staatsbibliothek Bamberg hütet über 100 Aquarelle und Grafiken von Ludwig Neureuther, meist Landschaftsbilder und Bamberg-Motive. Sein letztes Ölgemälde, eine Heilige Familie, ist im Besitz des Bamberger Kunstvereins. Ludwig Neureuther starb am 25. April 1832. Beerdigt wurde er auf dem allgemeinen Friedhof, zu dem er einst Pläne und Risse gefertigt hatte.
Von Neureuthers Kindern sind vor allem die Söhne Eugen Napoleon (geb. 1806) und Gottfried (geb. 1811) bekannt. Der Jüngere war zunächst Ingenieur bei den Bauinspektionen in Bamberg und Würzburg, wurde 1840 Baukondukteur in Nürnberg, lehrte als Professor in München und war am Bau der Bahnhöfe von Würzburg, Schweinfurt und Aschaffenburg beteiligt. Er starb 1887.

Goethe war begeistert

Sein älterer Bruder Eugen Napoleon Neureuther machte sich einen Namen als Illustrator vieler Balladen, Gedichte und Dramen von Johann Wolfgang von Goethe, der von dem Künstler in höchsten Tönen schwärmte. Seine Jahre in Bamberg müssen dem jungen Mann aber wohl vor allem wegen der knappen Finanzen in Erinnerung geblieben sein: "Mein Vater war Landschaftsmaler und Zeichnungslehrer am Gymnasium in Bamberg und hatte außer seinem kleinen Gehalt noch eine Pension aus der Kabinettskasse des Königs; das übrige verdiente er sich mit Privatstunden. Ich war daher sehr froh, als ich das elterliche Haus verlassen konnte", schrieb Eugen Napoleon.

Ausstellung in Hamburg

Er studierte in München, wo er zum Leiter der Königlichen Porzellanmanufaktur Nymphenburg und Professor an der Königlichen Kunsthochschule avancierte. Berühmt wurde er als Meister einer Kunstform, welche die zuvor wenig beachteten Verzierungen eines Textes plötzlich in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückte. Die so genannte Arabeske wurde zur "Sig natur der Romantik", was jetzt erstmals in einer Ausstellung gewürdigt wird, die ab dem 21. März in der Hamburger Kunsthalle zu sehen ist. Eugen Napoleon Neureuther starb 1882.
90 Jahre später machte sein Urenkel Christian Furore - nicht mit Bögen und Schnörkeln auf Papier und Leinwänden, sondern auf Skipisten: Der Slalom mit seinen engen Kurven wurde die Paradedisziplin des 1949 geborenen Athleten. Dieses Talent gab der sechsmalige Weltcupsieger, der seit 1980 mit Olympiasiegerin Rosi Mittermaier verheiratet ist, an Sohn Felix weiter.

Das Smartphone als Leinwand

Was nicht heißen soll, dass in dieser Familie jetzt die Kunst auf Papier nicht mehr greifbar ist. Denn es gibt ja noch Felix' Schwester Ameli (Jahrgang 1981), und die hat die zeichnerische und kreative Ader ihrer Vorfahren geerbt. Als Modedesignerin entwirft sie u.a. Opernkostüme und arbeitete für Marc Jacobs in New York und Wolfgang Joops Label "Wunderkind"; als Illustratorin setzt sie mit ihren Porträts Akzente und entwirft App-Art, wobei sie auf und mit dem Smartphone Bilder malt, die an Pop-Art erinnern.
Ur-Ur-Urgroßvater Ludwig hätte seine Freude gehabt.

Ein Porträt über Ameli Neureuther wird am Sonntag, 16. März, 15.30 Uhr, in der Sendung "bergheimat" im Bayerischen Fernsehen gezeigt. Beispiele ihrer Bilder, die auch zu erwerben sind, gibt es unter www.ameli-neureuther.com