Auf der Heldburg wurde das Deutsche Burgenmuseum eröffnet. Warum in Thüringen, ärgert sich Bayerns Heimatminister Söder und will die Cadolzburg aufrüsten.
Sie sind noch virulent, die deutsch-deutschen Befindlichkeiten, selbst im Jahr 26 der Wiedervereinigung und bei einem Anlass, der an sich nichts andere als erfreulich ist. Das Deutsche Burgenmuseum auf der Heldburg in Südthüringen führt zu grenzübergreifenden Grabenkämpfen.
Es sind die Zwischentöne, die aus der Zeitreise ins Mittelalter, die nach der offiziellen Eröffnung am Donnerstag nun möglich ist, ein brandaktuelles Politikum machen. Der Kultusminister Thüringens, Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), betonte am Rande der Museumseröffnung mehrfach, dass Franken und Südthüringen ein "gemeinsamer Kulturraum" sind, dass die Heldburg, lange Zeit Symbol der Teilung, nun dafür stehe, "dass zusammenwächst, was zusammengehört".
Die Fränkische Leuchte
Ob er damit die in Südthüringen von diversen Gruppen vehement betriebene Abspaltung der Region nach Bayern meint, bleibt offen. Diese Bestrebungen werden nicht zuletzt durch die in Thüringen umstrittene Verwaltungsreform befeuert.
Erlebt die Heldburg also bald wieder einen Grenzfall? Das wäre Ironie der Geschichte, denn die Einrichtung des Deutschen Burgenmuseums auf der "Fränkischen (!) Leuchte" mit Gesamtinvestitionen von rund 16 Millionen Euro gelang nicht zuletzt dank massiver bayerischer "Amtshilfe". Pate des Burgenmuseums in Thüringen ist das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, dessen Chef Ulrich Großmann auch der wissenschaftliche Leiter des Projekts auf der Heldburg ist.
Erst hüh, dann hott
Das Museum war nicht von Anfang an auf Thüringen fixiert. Wie Großmann sagt, stand anfangs die Cadolzburg bei Fürth in Mittelfranken hoch im Kurs. Die Umsetzung scheiterte an Meinungsverschiedenheiten mit den Trägern über das Konzept und an der Finanzierung. "Das hat der Freistaat damals verbockt", sagt Großmann
Außerdem sei die Cdolzburg "verbaut, ein lausig schlecht sanierter Betonbunker", ganz anders als die auch dank der Vernachlässigung in DDR-Zeiten "viel authentischere" Heldburg. Die wurde zwar bei einem Großbrand 1982 in weiten Teilen zerstört, wird für Historiker und historisch interessierte Besucher aber nach der noch lange nicht abgeschlossenen Generalsanierung zu einer Fundgrube.
16 Millionen Euro für ein europaweit einzigartiges Projekt? Großmanns Begeisterung für die Heldburg kommt in Bayern nicht nur gut an. Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) hat in einem Fernsehinterview den Fehdehandschuh ausgepackt. "Langweilig" nennt er Großmanns betont wissenschaftliches Museumskonzept auf der Heldburg und kündigt für die Cadolzburg einen Gegenentwurf an: ein Erlebnismuseum, wo die Besucher ab 2017 von Comicfiguren empfangen werden und dann in der Burgküche mitkochen dürfen. Das findet nun wieder Großmann "weder originell noch nachhaltig", aber er kann mit Söders Mittelalterphantasien leben. "Die Heldburg und die Cadolzburg sprechen unterschiedliche Interessen an und ergänzen sich", sagt er diplomatisch.
Der Burgfrieden könnte natürlich ganz schnell wieder einkehren, wenn Südthüringen, wo dazu ein Bürgerentscheid angestrebt wird, tatsächlich nach Bayern überläuft. Dann hätte Franken plötzlich zwei Anlaufstellen für Burgenfreunde. Blühende Museenlandschaften.
Informationen
Informieren kann man sich vor einem Besuch auf der Heldburg auf der Internetseite des Museums unter
www.deutschesburgenmuseum.deDort beschreiben die Initiatoren das Konzept: Das Deutsche Burgenmuseum befindet sich auf der Veste Heldburg im Süden von Thüringen an der Grenze zu Bayern, 20 Kilometer westlich von Coburg und 55 Kilometer nördlich von Bamberg. Die Burg ist Eigentum der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Sie ist vor allem durch den Um- und Ausbau in der Mitte des 16. Jahrhunderts und dem Umbau des späten 19. Jahrhunderts geprägt.
Die Heldburg bietet mit rund 3000 Quadratmetern Ausstellungsfläche in zwei Gebäuden ideale Voraussetzungen für die Einrichtung des Deutschen Burgenmuseums.
Rundgang als Zeitreise
Im Zuge des Rundgangs erfährt der Besucher in chronologischer Abfolge, wie sich der Burgenbau von Epoche zu Epoche verändert hat und lernt gleichzeitig die Veste Heldburg als eine durch die Renaissance geprägte Burg kennen. Dabei begegnet er bekannten Klischeebildern zu Burgen und ihren Bewohnern, erfährt aber, dass diese meist irrtümlichen Idealvorstellungen entstammen. Originale Exponate, multimediale Einheiten und veranschaulichende Darstellungen geben Einblick in historische Zusammenhänge, die Funktion und bauliche Entwicklung von Burgen und das Leben auf Burgen.
Als Neugründung greift das Deutsche Burgenmuseum nicht auf einen geschlossenen Sammlungsbestand zurück. Das Deutsche Historische Museum (Berlin) und das Germanische Nationalmuseum (Nürnberg) sowie zahlreiche weitere Museen und Schlösserverwaltungen unterstützen die Dauerausstellung mit langfristigen Leihgaben.
Den Grundstock einer eigenen Sammlung bilden wissenschaftliche Burgmodelle, historische Grafiken (Kupferstiche, Holzschnitte und Zeichnungen), historische Bücher sowie Objekte aus dem Bereich des Burgentourismus. Darüber hinaus ist auch eine Fachbibliothek im Aufbau, die derzeit rund 1500 Bände umfasst.