Essen ins Internet: die Facebookgruppe "Foodsharing Bamberg"

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Sollte etwas Obst übrig bleiben, wirft Jessika Luca dieses nicht weg - sondern verschenkt es in ihrer Facebookgruppe. Foto: Ronald Rinklef
Sollte etwas Obst übrig bleiben, wirft Jessika Luca dieses nicht weg - sondern verschenkt es in ihrer Facebookgruppe. Foto: Ronald Rinklef

In unserer Serie über Bamberger Facebookgruppen geht es diesmal um Lebensmittel: Wer welche übrig hat, kann sie über "Foodsharing Bamberg" mit anderen teilen.

Spekulatius-Creme ist derzeit schwer im Trend - ebenso wie Erdnussbutter. Allerdings sind beide gewissermaßen im Negativ-Spitzenreiter. Denn es gibt ein Problem: Sie schmecken nicht jedem. Was tun, wenn man das Glas nach dem Probieren nicht mehr will? Wegwerfen? Nein. Dem Nachbarn schenken? Ja. Oder ein Foto machen und in der Facebookgruppe "Foodsharing Bamberg" veröffentlichen.

"Foodsharing" heißt übersetzt "Essen teilen", und genau darum geht es. "Wenn jemand etwas übrig hat, kann er das in der Gruppe posten. Wer Interesse an den Lebensmitteln hat, meldet sich und holt sie beim jeweiligen Gruppenmitglied zuhause ab", erklärt Gruppengründerin Jessika Luca (23).
Vor etwa einem Jahr hatte die Studentin die Idee, eine lokale Lebensmittel-Gruppe im Internetnetzwerk Facebook ins Leben zu rufen. "Vor den Semesterferien stand ich vorm Kühlschrank und habe mich gefragt: Was machst du mit den übrig gebliebenen Lebensmitteln?"

Wurst und Käse waren noch gut und zum Wegwerfen viel zu schade. Also hat sie gleich am nächsten Tag die Facebookgruppe "Foodsharing Bamberg" gegründet. "Wir Studenten fahren oft am Wochenende weg. Da hat man schon häufiger etwas übrig", sagt die 23-Jährige.

Anfangs habe es zunächst eine kleine Debatte gegeben, ob man wirklich noch eine weitere Facebookgruppe brauche. In Bamberg gibt es bereits Onlinegruppen, in denen Dinge verschenkt oder getauscht werden. "Aber eine, in der es ausschließlich um Lebensmittel geht, existierte noch nicht", sagt Jessika. Rund 1800 Mitglieder hat die Gruppe mittlerweile, täglich kommen neue hinzu. Sie bieten angebrochene Kaffeepad-Packungen an, Knoblauch oder Sojamilch. "Wenn jemand zwanzig Packungen Nudeln anbietet, weiß man: Da hat wieder einer seine Ernährung umgestellt", sagt die Studentin.

Striktes Verkaufsverbot

Vor einiger Zeit gab es eine "Milchkefir-Pilz"-Welle - "das war wohl gerade im Trend und wurde dauernd angeboten", erzählt Jessika. Egal ob Milchkefir oder original verpackte Kekse mit abgelaufenem Mindeshaltbarkeitsdatum: Wichtig ist, dass alles verschenkt oder getauscht wird. Verkauft werden darf nichts. Das hat aber auch noch keiner versucht - schließlich ist jedem klar, wobei es bei der Idee des Foodsharing geht.
Die Bewegung geht auf einen Verein in Köln zurück, der sich gegen die Verschwendung von Lebensmitteln einsetzt. Aus diesem Kreis stammt auch der dreiminütige Dokumentarfilm "Taste the Waste", der zeigt, wie viel Essen in Europa weg geworfen wird.

Beides kennt Jessika Luca, Film und Bewegung - und die Internetseite foodsharing.de. Wer hier Postleitzahl und Stichwort eingibt, findet Lebensmittel, die User auf der Seite eingetragen haben. Das Ganze funktioniert deutschlandweit. Viel kleiner und unmittelbarer ist im Vergleich dazu die Bamberger Foodsharing-Facebookgruppe. Wobei dem ein oder anderen der Weg zum Fertig-Pizzateig dann doch zu weit ist. "Manche zeigen Interesse an etwas, sind dann aber zu bequem, es abzuholen - wenn der Standort zu weit entfernt liegt", sagt Jessika. Das sei aber die Ausnahme.

Nicht nur Lebensmittel werden geteilt

Neben Lebensmitteln teilen die Gruppenmitglieder auch Projekte und Artikel - zum Beispiel zum Thema "Containern", dem Sammeln von Lebensmitteln aus Abfallcontainern von Fabriken und Supermärkten. Die Nahrungsmittel landen oft wegen eines abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatums oder Druckstellen auf dem Müll.
"Bei uns in der Gruppe wird auch über das Containern geredet. Leider ist das eine juristische Grauzone, da die Container auf dem Gelände der Supermärkte stehen", erläutert Jessika.

Ein weiteres Thema: Kantinen. Ein Gruppenmitglied stellte die Frage, wie man übrig gebliebenes Essen weiterverwerten könne. "Da wurde zum Beispiel vorgeschlagen, das Essen an die Tafeln zu geben. Meine Idee war, dass die Kantinen einen genauen Plan machen, was sie in etwa pro Woche tatsächlich brauchen. Damit man schon an der Basis sparen kann", sagt die Gruppengründerin. Doch auch hier gilt: Mancher Einfall scheitert schlicht an der Umsetzung - "viele Unternehmen haben strenge Auflagen, sie dürfen nichts verschenken."
Apropos Auflagen: Jessika wünscht sich in der Uni Bamberg einen "Foodsharing-Kühlschrank". "Natürlich sind Fragen zu klären - wer übernimmt die Verantwortung? Wer hält ihn sauber? Aber die Uni Fulda schafft das ja auch. Die haben schon einen."

Jessika wünscht sich, dass auch Bamberger Studierende einen Kühlschrank mit übrig gebliebenen Lebensmitteln befüllen - nach gewissen Regeln natürlich. "Die Sachen sollten verschlossen sein, Fleisch oder etwas frisch Zubereitetes sollte man nicht hinein stellen."

Zumindest bei letzterem ist das in der "Foodsharing Bamberg"-Facebookgruppe anders. Da wird schon mal "Milchschittenkuchen" angeboten - und in den Kommentaren gleich nach dem Rezept gefragt.
"Man hat ja früher von der Mama gelernt: ,Nimm keine Süßigkeiten von fremden Menschen an'", sagt Jessika Luca. "Aber in unserem Fall ist das anders. Da man die Sachen beim Schenkenden zuhause abholt, kann man sie sich ganz genau ansehen." - und freut sich im besten Fall über frischen Nudelsalat - für den sich mancher Beschenkte gleich mit einem mitgebrachten Dankeschön-Schokoriegel bedankt.