Leben alte Menschen auf Kosten der Jüngeren und hinterlassen diesen nur einen Scherbenhaufen? Der "Sozialpolitische Buß- und Bettag" in St. Stephan will Antworten suchen. Foto: dpa
Erzbischof Ludwig Schick plädiert für die Wiedereinführung des Buß- und Bettages als gesetzlichen Feiertag. Damit stößt er beim evangelischen Dekan Hans-Martin Lechner natürlich auf offene Ohren.
Wiederholt hat Erzbischof Ludwig Schick öffentlich bedauert, dass der Buß- und Bettag weggefallen ist. Ein prominenter Katholik setzt sich also dafür ein, dass ein evangelischer Feiertag wieder eingeführt wird. Und zwar als ein "gemeinsamer Feiertag der Ökumene", schlägt Schick vor. "Buße und Gebet sind unabdingbare Voraussetzungen für die Einheit in Christus", ergänzt der Erzbischof. "Wir müssen Buße, Umkehr, Besinnung und den ständigen Neubeginn zurückerobern", damit die Taufe, die Basis und Werkzeug der Einheit der Kirche sei, gelebt werde.
Bei Hans-Martin Lechner, Dekan des evangelisch-lutherischen Dekanates Bamberg, stößt der Erzbischof natürlich auf offene Ohren: "Ich danke Herrn Erzbischof für dieses deutliche Wort ökumenischer und geschwisterlicher Verbundenheit gerade in einem sozialen Anliegen, das uns als Kirchen verbindet", erklärt Lechner. Die Wiedereinführung des Buß- und Bettages als staatlicher Feiertag wäre ein hoffnungsvolles Zeichen für einen Staat, der bereit sei, schwierige Entwicklungen in seinem Sozialgefüge selbstkritisch zu überdenken und neue Wege zu wagen.
"Ich bin der festen Überzeugung, dass die tägliche Hinwendung zu Christus, der nichts will, als dass wir alle Leben in Fülle haben, uns hilft, gerechte Wege zu gehen", betont der Dekan. Ein besonderer Feiertag dafür "wäre so etwas wie ein Leuchtturm auf dem Weg". Zumal die Abschaffung des Buß- und Bettages als gesetzlicher Feiertag zur Finanzierung der Pflegeversicherung "schon 1995 überaus fragwürdig war", meint Lechner.
Eine menschenwürdige und zugleich den Anforderungen der Zeit entsprechende Pflege von Menschen, die Hilfe brauchen, gehört nach den Worten Lechners "zu den wesentlichen Herausforderungen unseres Staates". Zur Finanzierung müssten andere Wege gefunden werden als der Verzicht auf einen in diesem Fall evangelischen Feiertag: "Das setzte und setzt auch heute ein falsches Zeichen." Im Übrigen beteilige sich die Kirche mit ihrer Diakonie ganz wesentlich an der Bewältigung der genannten Herausforderungen, die in Zukunft immer noch größer werde.
Das ganze Leben eine Buße Für den Dekan hat der Buß- und Bettag gerade in heutiger Zeit eine besondere Bedeutung. Dieser Tag thematisiere ein Grundanliegen des christlichen Glaubens. Lechner zitiert Martin Luther aus dessen 95 Thesen: "Da unser Herr Jesus Christus sagt ,Tut Buße', meinte er, dass unser ganzes Leben eine Buße sei." Buß- und Bettage seien lange Zeit vom Landesherrn in besonderen Notsituationen angeordnet worden, weiß Lechner.
Von daher habe ein ausgewiesener Buß- und Bettag über die persönliche Hinwendung zu Gott hinaus immer auch das gesellschaftliche Ganze im Blick: "Hier sehe ich auch die Bedeutung des Buß- und Bettages in heutiger Zeit: In der Hinwendung zu Gott auf soziale und gesellschaftlicher Entwicklungen zu sehen, sie auch kritisch zu hinterfragen, Unrecht zu benennen und nach besseren und gerechten Wegen zu suchen", sagt Dekan Lechner. Dabei sei das Gebet füreinander und für die Menschen in der Not eine "ganz besondere Quelle der Kraft".
So werden auch die Kirchengemeinde St. Stephan und das Evangelische Bildungswerk auf den Buß- und Bettag am heutigen Mittwoch einen sozialpolitischen Akzent setzen sowie in einer Andacht aus der Kraftquelle Gebet schöpfen. "Auf Kosten der Jüngeren? Die große Koalition zwischen Demografie und Rentenpaket" lautet der Titel einer Podiumsdiskussion in St. Stephan mit Parlamentarischem Staatssekretär Thomas Silberhorn (CSU), MdB Bernd Rützel (SPD), MdB Doris Wagner (B90/Die Grünen), Betriebsseelsorger Manfred Böhm (Erzbistum Bamberg) und Dekan Lechner. Bernd Bauer-Banzhaf wird moderieren.
Generationengerechtigkeit steht also auf dem Prüfstand: "In dieser Frage geht es ganz grundsätzlich um die Gerechtigkeit zwischen gegenwärtigen und zukünftigen Generationen", erläutert der Dekan. Es gehe um die gerechte Verteilung von Lebensqualität und Lebenschancen unter den Generationen: "Dabei halte ich die Freiheit jeder Generation durch die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen begrenzt." Entscheidend sei eine generationengerechte Gestaltung des sozialen Sicherungssystems, sodass für das Wohl älterer Generationen gesorgt sei. Ältere Menschen dürften nicht mit dem Vorwurf der Jüngeren leben müssen, dass sie eine Belastung für sie seien. Allerdings müsse nach ganz neuen Wegen gesucht werden, wie immer weniger junge Menschen für immer mehr ältere auch in Zukunft für eine adäquate Rente sorgen können.
In der Podiumsdiskussion soll es auch um eine Umwelt gehen, die unwiederbringlich verbraucht ist. Um einen riesigen Berg Schulden, den abzutragen praktisch unmöglich ist. Hinterlassen die Älteren, die momentan das Sagen haben, den jungen nachwachsenden Generationen nur einen Scherbenhaufen?
Am Mittwoch, 19. November, beginnt der "Sozialpolitische Buß- und Bettag" in der Stephanskirche um 19 Uhr mit einer Andacht, um 19.30 Uhr folgt die Podiumsdiskussion "Auf Kosten der Jüngeren? Die große Koalition zwischen Demografie und Rentenpaket".
Ohne einleuchtenden Grund meldet sich der Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick mit der Forderung nach Wiedereinführung des evangelischen Buß- und Bettags als gesetzlichen Feiertag (wohl eher Wiedereinführung des Buß- und Bettags als arbeitsfreien Tag gemeint) zu Wort. Das ist eine lebensfremde Idee, weil er ja wissen muss, dass • 1995 der Buß- und Bettag als arbeitsfreier Tag abgeschafft wurde, um die Mehrbelastung für die Arbeitgeber durch die Beiträge zur neu eingeführten Pflegeversicherung durch Mehrarbeit der Arbeitnehmer auszugleichen und • 1995 bzw. 1997 Bayern und Schleswig-Holstein diese Regelung rückgängig machen wollten, was jedoch nicht gelang. Nun kommt der Bamberger Erzbischof Dr. Schick als großer Zampano, um sich zum Beweise seiner ökumenischen Verbundenheit mit den Protestanten ins Gespräch zu bringen, wohl wissend, dass kein politisches Gremium eine solche Änderung herbeizuführen gedenkt. Das ist nicht seriös, das kann nicht ernst gemeint sein; das ist Scharlatanerie, nichts anderes.
emilio3
Einer unserer Lehrer wusste es schon vor Jahren. Die Katholischen müssen büßen (arbeiten), die Evangelischen dürfen beten (haben frei)
Ferenc
..., ist der Buß- und Bettag nicht abgeschafft worden. Es wäre auch Sache der evangelischen Kirche gewesen, nicht Angelegenheit des Staates. Somit ist auch eine Wiedereinführung nicht erforderlich - es gibt ihn ja.
Der Staat entscheidet lediglich, ob es sich um einen Arbeits- oder einen arbeitsfreien gesetzlichen Feiertag handelt.
Aufrichtiger Glaube benötigt nicht zwangsläufig Feiertage. Doch sie haben ihren Sinn als Wegmarken im Leben. Ob sie gesetzlich als arbeitsfrei verfügt sind, hat hiermit nichts, aber auch gar nichts zu tun. Es gäbe für jeden Erwerbstätigen die Möglichkeit, im Rahmen der beruflichen / betrieblichen Erfordernisse und Möglichkeiten individuell frei zu nehmen, wenn dies aus religiösen Gründen gewünscht ist.
Die Frage der arbeitsfreien Tage hingegen ist eine sozialpolitische und somit auf dieser Ebene zu entscheiden.
Das wäre doch eine Idee. Anstatt gesetzlich festgelegter Feiertage bekommt jeder Arbeitnehmer das Recht auf ein gewisses Kontingent bezahlten Sonderurlaub aus religiösen Anlässen. Aus diesem Kontingent bedient sich der christliche Arbeitnehmer z. B. am Karfreitag, an Weihnachten oder an Christi Himmelfahrt, der Moslem am Zuckerfest oder am Opferfest und der Jude an Yom Kippur oder am Passahfest. Warum sollte denn ein Ungläubiger am Karfreitag denn auch z. B. einfach so einen freien Tag geschenkt bekommen, wenn er doch an gar nicht an den Inhalt des Tages glaubt. Oder er hält alternativ den Festtag Christi Himmelfahrt tatsächlich für den "Tag der Kosmonauten".
Durchblicker
Der Buß- und Bettag wurde doch nicht abgeschafft; ich würde sagen er ist nur nicht mehr arbeitsfrei. Existieren tut der Buß- und Bettag jedoch nach wie vor.
Ohne einleuchtenden Grund meldet sich der Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick mit der Forderung nach Wiedereinführung des evangelischen Buß- und Bettags als gesetzlichen Feiertag (wohl eher Wiedereinführung des Buß- und Bettags als arbeitsfreien Tag gemeint) zu Wort. Das ist eine lebensfremde Idee, weil er ja wissen muss, dass
• 1995 der Buß- und Bettag als arbeitsfreier Tag abgeschafft wurde, um die Mehrbelastung für die Arbeitgeber durch die Beiträge zur neu eingeführten Pflegeversicherung durch Mehrarbeit der Arbeitnehmer auszugleichen und
• 1995 bzw. 1997 Bayern und Schleswig-Holstein diese Regelung rückgängig machen wollten, was jedoch nicht gelang.
Nun kommt der Bamberger Erzbischof Dr. Schick als großer Zampano, um sich zum Beweise seiner ökumenischen Verbundenheit mit den Protestanten ins Gespräch zu bringen, wohl wissend, dass kein politisches Gremium eine solche Änderung herbeizuführen gedenkt. Das ist nicht seriös, das kann nicht ernst gemeint sein; das ist Scharlatanerie, nichts anderes.
Einer unserer Lehrer wusste es schon vor Jahren.
Die Katholischen müssen büßen (arbeiten),
die Evangelischen dürfen beten (haben frei)
..., ist der Buß- und Bettag nicht abgeschafft worden. Es wäre auch Sache der evangelischen Kirche gewesen, nicht Angelegenheit des Staates. Somit ist auch eine Wiedereinführung nicht erforderlich - es gibt ihn ja.
Der Staat entscheidet lediglich, ob es sich um einen Arbeits- oder einen arbeitsfreien gesetzlichen Feiertag handelt.
Aufrichtiger Glaube benötigt nicht zwangsläufig Feiertage. Doch sie haben ihren Sinn als Wegmarken im Leben. Ob sie gesetzlich als arbeitsfrei verfügt sind, hat hiermit nichts, aber auch gar nichts zu tun. Es gäbe für jeden Erwerbstätigen die Möglichkeit, im Rahmen der beruflichen / betrieblichen Erfordernisse und Möglichkeiten individuell frei zu nehmen, wenn dies aus religiösen Gründen gewünscht ist.
Die Frage der arbeitsfreien Tage hingegen ist eine sozialpolitische und somit auf dieser Ebene zu entscheiden.
Das wäre doch eine Idee. Anstatt gesetzlich festgelegter Feiertage bekommt jeder Arbeitnehmer das Recht auf ein gewisses Kontingent bezahlten Sonderurlaub aus religiösen Anlässen. Aus diesem Kontingent bedient sich der christliche Arbeitnehmer z. B. am Karfreitag, an Weihnachten oder an Christi Himmelfahrt, der Moslem am Zuckerfest oder am Opferfest und der Jude an Yom Kippur oder am Passahfest. Warum sollte denn ein Ungläubiger am Karfreitag denn auch z. B. einfach so einen freien Tag geschenkt bekommen, wenn er doch an gar nicht an den Inhalt des Tages glaubt. Oder er hält alternativ den Festtag Christi Himmelfahrt tatsächlich für den "Tag der Kosmonauten".
Der Buß- und Bettag wurde doch nicht abgeschafft; ich würde sagen er ist nur nicht mehr arbeitsfrei. Existieren tut der Buß- und Bettag jedoch nach wie vor.