Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege stellt neue Forschungsergebnisse zur Theuerstadt vor - wegen der Fülle des Materials in zwei Teilbänden.
Nach jahrelanger akribischer Forschungsarbeit war Matthias Exner der Humor nicht vergangen. Der Referatsleiter im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und Bearbeiter des neuen Mammutwerkes sprach bei dessen Präsentation in der Volkshochschule von der aufwendigen Erstellung mit einem Rekurs auf Backstuben: "Das Material quoll uns unter den Händen auf wie ein Hefeteig!" Der Umfang des geplanten Bandes sei trotz "heftigster Kürzungsbemühungen der 20-köpfigen Redaktion" um etwa 70 Prozent angewachsen. Das habe schließlich zu einer Teilung in zwei Bücher geführt.
Tatsächlich ist diese neue Publikation "Theuerstadt und östliche Stadterweiterungen" im Rahmen der Buchserie "Kunstdenkmäler von Bayern" ein schwergewichtiges Werk - gemessen nach Kilogramm und Inhalt. Auf 1700 Seiten mit mehr als 1300 schwarz-weißen Abbildungen, fünf Farbtafeln und zwei großen Ausfaltplänen entfaltet sich die enorme Siedlungsdichte der Theuerstadt.
Bamberg ganz vorne
Generalkonservator Professor Mathias Pfeil erwähnte, dass fast 58 Prozent der Bamberger Bevölkerung im Einzugsbereich der Theuerstadt-Bände ihren Wohnsitz haben, und das Bearbeitungsgebiet eine Fläche von knapp 3000 Hektar umfasse: "Damit etwa 55 Prozent des gesamten Stadtareals."
Pfeil unterstrich aber auch die besondere Position Bambergs unter den Städten Bayerns: Es sei die einzige Stadt, der ein so umfangreiches wissenschaftliches Werk aus der Reihe "Kunstdenkmäler" gewidmet werde. Und in Bamberg sei es gerade der Stadtteil Theuerstadt, der "erhebliches Entwicklungspotenzial birgt, deshalb aber auch unter erhöhtem Veränderungsdruck steht".
Teil 1 des neu erschienenen Bandes ist den Kirchen, Klöstern und Kapellen sowie den sonstigen öffentlichen Bauten gewidmet. Großanlagen wie die Mälzerei Weyermann geben eindrücklich Zeugnis vom gestalterischen Anspruch des Industriebaus im beginnenden 20. Jahrhundert.
Detailliert berichten die Bearbeiter über neue Forschungsergebnisse zur 1910 begonnenen Pfarrkirche St. Otto, der zusammen mit dem Dominikanerinnenkloster Heilig Grab den geistlichen Akzent im Gebiet der Unteren Gärtnerei setzt.
Matthias Exner, der den Inhalt des Werkes vorstellte, führte besonders die "neuen Ergebnisse von erheblicher Reichweite" an, die das bisher nur unzureichend erforschte Heilig-Grab-Kloster betreffen. Autor Peter Ruderich fasst dessen Datierung, Geschichte und ehemalige Ausstattung allein auf 90 Seiten zusammen. Auch die in ihrer Bedeutung "viel zu wenig bekannte" Gönningerkapelle erfahre erstmals die ihr gebührende Aufmerksamkeit.