Joachim Gauck und der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer besuchten die Bamberger Konzerthalle. Die Sicherheitsvorkehrungen waren aufwändig.
Das hatte die Konzerthalle wohl noch nicht erlebt. Konzerte ja, aber das waren am Samstagabend Blaulichtkonzerte, optisch. Ein riesiges Aufgebot an Polizei und Sicherheitskräften begleitete den Besuch des Bundespräsidenten Joachim Gauck zu "seinem" Benefizkonzert, flankiert von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer. Der war gekommen, weil die Bamberger Symphoniker ja auch als Bayerische Staatsphilharmonie vom Freistaat mitfinanziert werden.
Zweck des ausverkauften Benefizkonzerts mit einem attraktiven Programm unter Leitung des noch amtierenden Chefdirigenten Jonathan Nott war die Unterstützung der Deutschen Hospiz- und Palliativstiftung, die zwei Infostände im Foyer der Halle aufgebaut hatte. Dass die Feiern zum 70. Geburtstag der Bamberger Symphoniker auf dasselbe Wochenende fielen, war eher ein gern genutztes zufälliges Zusammentreffen. Finden doch des Bundespräsidenten Benefizkonzerte jedes Jahr und übers ganze Land verteilt statt.
"Kein Hinterwäldlertum"
"Sogar in meiner Heimat Mecklenburg", wie der Bundespräsident launig vor dem Konzert vom Redner- neben dem Dirigentenpult offenbarte. Zuvor hatte er sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen, nachdem er pünktlich zehn Minuten vor 19 Uhr erschienen war, fünf Minuten, nachdem Horst Seehofer über den roten Teppich geschritten war, umschwirrt von etlichen Trabanten aus lokaler Polit-Prominenz. Allerhand Artiges zur Bedeutung regionaler Kultur, zu Franken ("dieser traditionsreichen deutschen Kulturlandschaft") sprach Gauck, der seine Rede eher jovial denn bedeutungsschwer hielt, nach dem Intonieren der Nationalhymne, die einige im Publikum mitsangen. "Regional verwurzelt zu sein ist keineswegs Hinterwäldlertum", sagte Gauck nach der Gratulation zum 70. Geburtstag des Orchesters und, ernster geworden, dass die Hospiz- und Palliativstiftung Menschen ausbilde, die andere "liebevoll und verlässlich auf dem letzten Weg" begleiteten.
Anders als der Bundespräsident sprach Horst Seehofer ohne Manuskript. Der Ministerpräsident, der mit Gattin Karin angereist war - so wie Gauck mit Lebensgefährtin Daniela Schadt -, sah die Bamberger Symphoniker als "Aushängeschild" des Freistaats und das Reiseorchester als "ersten Kulturbotschafter". Allerdings bezeichnete der angegriffen wirkende Ministerpräsident den Klangkörper einmal als "Bamberger Philharmoniker", die 16 Länder besucht hätten (es waren mehr als 60).
Dann spielte das Orchester in voller Besetzung die Don-Giovanni-Ouvertüre, die Wurzeln wurden gewürdigt mit Smetanas "Aus Böhmens Hain und Flur" und einer Mahler-Symphonie, die das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss (siehe Feuilleton) - stets mit Argusaugen beobachtet von einer ganzen Truppe von Herren in schwarzen Anzügen mit Knopf im Ohr.
Wie überhaupt die Sicherheitsvorkehrungen vor und während des Konzerts minutiös waren. Dem Vernehmen nach wurden sogar die Instrument der Musiker durchsucht. Als nach dem Konzert sich der Bundespräsident unters Volk mischte - Horst Seehofer fuhr da schon wieder davon -, war der übrigens erstaunlich kleine Mann stets umgeben von einer Korona von Leibwächtern. Kultusminister Ludwig Spaenle war mit dabei, MdB Thomas Silberhorn saß in der Prominentenreihe des Joseph-Keilberth-Saals und natürlich auch die bayrische Gesundheitsministerin Melanie Huml. Jeweils begleitet von Gattinnen und Gatten.
Jede Minute des Besuchs war protokollarisch genau geregelt, wofür der Bundespräsident einen ganzen Tross mitgebracht hatte. Das vermittelte eine Ahnung vom Aufwand, der auch sonst um die politische Kaste betrieben wird. Der Terminkalender Joachim Gaucks ist allerdings auch sehr eng getaktet. Noch in der Nacht flog er Richtung China. Am Sonntagmorgen meldeten die Medien sein Eintreffen in Peking.
sehr gut beobachtet und beschrieben "en détail". Ich hatte den selben Eindruck wie Sie, auch was die "Trabanten aus lokaler Polit-Prominenz" betraf!