E.T.A. Hoffmanns Trank der Unsterblichkeit in Bamberg im Video-Look

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Namarand (Uwe Stickert, rechts im Bild) hat es in der Hand: Endlich unsterblich angelt er sich zwei Katzen (MIchél Meyer und Kai Siegel).
Namarand (Uwe Stickert, rechts im Bild) hat es in der Hand: Endlich unsterblich angelt er sich zwei Katzen (MIchél Meyer und Kai Siegel).
Der Prinz Namarand (Uwe Stickert) feiert seine Unsterblichkeit inmitten seiner Haremsdamen.
Der Prinz Namarand (Uwe Stickert) feiert seine Unsterblichkeit inmitten seiner Haremsdamen.
 
Im Drogenrausch gefangen erhält der Prinz Namarand (Uwe Stickert, liegend in der Mitte) die Gunst der Götter und wird unsterblich.
Im Drogenrausch gefangen erhält der Prinz  Namarand (Uwe Stickert, liegend in der Mitte) die Gunst der Götter und wird unsterblich.
 

Oper trifft auf Videospiel: Über 200 Jahre hat es gedauert, bis der "Trank der Unsterblichkeit" in Bamberg aufgeführt wurde. Am Samstag war es so weit: E.T.A. Hoffmanns Stück kehrte in die Heimat zurück.

Es mutet etwas ironisch an: Das Singspiel, in dem der Held in einen tiefen, dornröschenhaften Schlaf verfällt, schlummert selbst über 200 Jahre lang in staubigen Regalen, bis es entdeckt und endlich inszeniert wird. E.T.A. Hoffmann bewarb sich 1807 auf die Stelle des Musikdirektors in Bamberg und bekam vom Theaterleiter Julius Reichsgraf von Soden als Bewerbungsaufgabe ein Libretto vorgelegt: den "Trank der Unsterblichkeit". Hoffmann bekam die Stelle, bevor seine Oper jedoch uraufgeführt werden konnte, war Soden bereits ans Würzburger Theater gewechselt und sein Nachfolger verwarf die Pläne seines Vorgängers. Die Partitur wurde erst 200 Jahre später vom Opernregisseur Peter P. Pachl ausgegraben und am Erfurter Theater inszeniert. Nun ist das Erfurter Opernensemble zu Gast im E.T.A.-Hoffmann-Theater in Bamberg.

Irin erzählt persisches Märchen

Das Libretto zum "Trank der Unsterblichkeit" basiert auf einer Erzählung der irischen Schrifstellerin Frances Sheridan, die wiederum ein persisches Märchen nacherzählte. Der persische Prinz Namarand ist auf der Suche nach Unsterblichkeit. Daher lehnt er auch das allzu weltliche Angebot des Schahs ab, das Amt des Wesirs zu übernehmen.

Im Drogenrausch

Dem Zorn des zurückgewiesenen Schahs versucht Namarand zu entfliehen, indem er im Drogenrausch seinen Schutzgeist um Hilfe bittet. Von diesem erhält er einen Trank der Unsterblichkeit. Namarand jedoch schlägt die Warnung in den Wind, seine neugewonnene Macht weise zu nutzen und fällt in tiefen Schlaf. Als er nach jahrzehntelangem Schlaf erwacht, sind alle um ihn herum entweder alt oder tot - der Unsterblichkeitswahn entpuppt sich als Irrweg, der Prinz fleht um Sterblichkeit. Wie es sich für ein moralisierendes Stück gehört, fügt sich alles in einem Happy End und der Prinz ist geläutert.

Unterhaltung statt Belehrung

Den erhobenen Zeigefinger sucht man allerdings vergebens, der "Trank der Unsterblichkeit" ist mit vielen ironischen Brechungen und Popkultur-Anspielungen gespickt - der Zuschauer wird nicht belehrt, sondern intelligent unterhalten. Dass das Singspiel, das sich musikalisch an E.T.A. Hoffmanns Vorbild Mozart anlehnt, mehr als ein verstaubtes Orient-Spektakel ist, deutet sich bereits an, bevor sich der Vorhang zum ersten Mal hebt. Der Bühnenboden ist einer Platine nachempfunden, immer wieder werden über Projektionsflächen Animationen und Videosequenzen eingeblendet.

Optik wie im Videospiel

Die Optik ist bunt und an erinnert an manchen Stellen an Trash-Fantasyfilme der 80er Jahre. Elemente aus dem Computerspiel "Prince of Persia" sind in das Stück eingestreut. Diese wie alle anderen Anspielungen unterstützen die Inszenierung und schenken ihr Dichte, sind für das Verständnis der Handlung aber nicht notwendig.

Die von Hoffmann eiongestreuten Melodramen - Teile der Oper, in denen sich Sprache, Instrumentalmusik und Schauspielerei abwechseln, ohne dass gesungen wird und damit Vorläufer der Spielfilme - werden durch das cineastische Konzept der Inszenierung aufgegriffen.

Universelles Konzept

Überhaupt greifen die verschiedenen Elemente - Musik, Gestik und Bühnenbild - sinnvoll ineinander und erzeugen so ein stimmiges Bild, das dem romantischen Konzept der Universalität entspricht. Pachls Inszenierung zeigt, dass eine moderne Interpretation und Elemente einer vergangenen Epoche kein Widerspruch sein müssen. Die üppige Ausgestaltung der surrealen, orientalischen Fantasiewelt, von den anmutigen Haremsdamen bis hin zu Breakdance-Katzen in Neonfarben wirkt nur selten überladen. Manche Elemente erschließen sich nicht, etwa die glitzernden LED-Sprengstoffgürtel. Der Versuch, hier die politische Realität des Nahen Ostens einzubringen, wirkt bemüht. Dies und die Tatsache, dass die Inszenierung im vierten Akt weniger dicht erscheint, tun dem positiven Gesamteindruck jedoch keinen Abbruch. Das lang vergessene Singspiel ist in Würde nach Bamberg zurückgekehrt. Unsterblichkeit wird es wohl nicht erringen, das Erfurter Ensemble wurde jedoch - zurecht - mit langanhaltendem Applaus belohnt.

Weitere Termine von Trank der Unsterblichkeit in Bamberg:

11. und 12. Oktober; 7. November 2012 im Großen Haus

Vorstellungsbeginn: 19:30

Einführung: 30 min vor Vorstellungsbeginn im Theatertreff

Kartenreservierung unter (0951) 873030 (Tel) oder (0951) 873039 (Fax)