Auch in Stadt und Landkreis Bamberg fahren von regionalen Firmen durch Werbung finanzierte Autos. Bisweilen steckt dahinter ein knallhartes Geschäft, bei dem professionelle Agenturen große Gewinne einstecken.
Es liest sich zunächst wie ein echt gutes Geschäft: Fahrzeuge für soziale Einrichtungen, Vereine und Kommunen werden von regionalen Firmen via Werbung finanziert und fahren dann für eine gute Sache durch unsere Region. Kostenfrei in der Anschaffung und stets präsent, weil die bunt plakatierten Autos oder Transporter ein Hingucker sind. Dabei ahnen die wenigsten, dass hinter soviel guter Absicht ein knallhartes Geschäft steckt, bei dem professionelle Agenturen enorme Gewinne einstecken.
Auch Defibrillatoren im Angebot
Es gibt in Deutschland einige Werbefirmen, die sich in diesem Bereich tummeln. Nicht selten lassen sich die Unternehmen sogar für ihr sogenanntes Sozialsponsoring feiern. Nicht nur Fahrzeuge bieten sie an, sondern auch Schautafeln und Defibrillatoren. Leidtragende sind aber oft regionale Firmen, die mit der Aussicht, etwas Gutes zu tun und dank unlauterer Behauptungen als Sponsoren angelockt werden.
Ein Gesundheitszentrum in Franken etwa bekam einen Ford Transit überlassen - der samt Großabnehmerrabatt nur etwa 20.000 Euro kostet. Problem: 54 regionale Geschäftsleute und Unternehmen buchten auf dem Wagen eine Werbung. So kam eine Summe von 80.000 Euro zusammen.
Auch im Landkreis Bamberg gibt es solche Geschäftsmodelle: Zu Jahresbeginn etwa bekam Hirschaid einen Smart mit Elektroantrieb überlassen. Auch auf diesem Auto reiht sich eine Werbung an die andere. Eingefädelt wurde dieser Deal von der Firma Akzent Sozialsponsoring mit Sitz in München.
Im Internet rühmt sich diese Agentur vollmundig: "Helfen steht bei uns an erster Stelle! Soziale und städtische Einrichtungen, Institutionen und Vereine werden durch uns bei ihrer täglichen Arbeit unterstützt."
Akzent kümmerte sich im Fall Hirschaid um die Vermarktung, Vertreter von Akzent sprachen potentielle Werbetreibende an, verkauften die Flächen auf dem Smart. Bei diesen Gesprächen stand immer im Vordergrund, dass im Auftrag von Hirschaid ein Wagen angeschafft werden würde.
Bürgermeister Klaus Homann (CSU) bestätigt eine Zusammenarbeit mit der Akzent Sozialsponsoring: "Wir haben so ein Angebot wahrgenommen, weil uns die Werbefirma den Smart kostenfrei überlassen hat. Derzeit nutzen wir den Wagen im Bauhof."
"Rechtliche Grauzone"
Laut Recherchen des Fränkischen Tags blieb bei Kundengesprächen für Anzeigenverkäufe aber außen vor, dass das Geschäft von der Akzent Sozialsponsoring abgewickelt wurde.
Für Rechtsanwalt Wolf-Dieter Czap aus Hirschaid ein zumindest unanständiges Geschäftsmodell in einer für ihn "rechtlichen Grauzone". Czap: "Die Anzeigenverkäufer verschleiern oft gezielt, mit wem der Kunde einen Vertrag schließt." Bis zu 80 Prozent der Einnahmen aus den Werbeanzeigen würden bei Firmen wie Akzent hängen bleiben, schätzt der Anwalt.
Marktführer beim Sozialsponsoring ist übrigens die Niederberger-Gruppe. Der mittlerweile verstorbene Firmengründer stieg zum Multimillionär auf. Im Besitz der Holding befindet sich unter anderem auch ein Luxus-Hotel und ein Weingut. Die Tochter von Achim Niederberger zählt laut Manager Magazin zu den 300 reichsten Deutschen.
Anwalt Czap hält in seiner Kanzlei einen Plan in den Händen, auf dem genau zu sehen ist, dass die Vertreter über 30 Werbeplätze auf einem Transit vermarkten - laut seinen Rechnungen könnten so fast 60 000 Euro eingenommen werden. "Ein ansehnlicher Profit winkt hier", so der Jurist.
Häufig würden die Vertreter auch Empfehlungsschreiben von Gemeinden oder Vereinen bei sich haben und diese den Kunden zeigen. "Dabei erwähnen die Mitarbeiter nicht, dass sie für ein Unternehmen beschäftigt sind." Häufig würden die Vertreter auch speziell geschult, um noch überzeugender aufzutreten.
Die Fahrzeuge, die beim Sozialsponsoring zur Verfügung gestellt werden, wechseln auch gar nicht in den Besitz der Kommunen oder Vereine. Sie werden zumeist für fünf Jahre überlassen, danach fallen sie in den Besitz der Werbefirmen zurück. So sparen die Unternehmen sogar noch Steuern dank Abschreibungen und mithilfe eines Verkaufs der Gebrauchtwagen kommt nochmals Geld in die Kassen.
Firma nennt keine Zahlen
Und was sagt die umstrittene Akzent Sozialsponsoring GmbH zu der Kritik? Das Unternehmen lässt über eine Mail mitteilen: "Der Vorwurf, dass die Fahrzeuge weit über Anschaffungswert mit Anzeigen finanziert würden, können wir nicht nachvollziehen." Genaue Zahlen allerdings bleibt die Akzent Sozialsponsoring schuldig, bittet um Verständnis, "dass wir keine Zahlen offenlegen werden".
Hirschaids Bürgermeister Homann sieht mittlerweile das Geschäft mit den Gratis-Fahrzeugen skeptisch: "Ich habe von der Kritik gehört und wir werden von Seiten der Gemeinde unsere Lehren daraus ziehen." Er könne sich vorstellen, künftig Anschaffungen von derartigen Fahrzeugen selbst zu organisieren, anstatt dies Werbefirmen zu überlassen.
Der Artikel ist so geschrieben, dass man meinen muss, es wird meist betrogen wenn Firmen als Geschäftsfeld Autos, Stadtpläne, Schautafeln oder Sonstiges für Dritte über Werbung finanzieren und daraus, ein Geschäft machen.
Dabei machen alle Beteiligten hierbei freiwillig mit. Wenn Unternehmen wie beim Sozialsponsoring einen Markt bedienen und erfolgreich sind, steuerliche Gesetze wie der Abschreibung anwenden, ihre Gewinne in Hotels und Weinberge wieder investieren, ist das die Grundlage unseres Wirtschaftmodells der “ Freien Marktwirtschaft“ und Garant unser aller Wohlstands. Es werden Menschen beschäftigt, Steuern bezahlt und Bedürfnisse befriedigt. Vielleicht prüfen in diesem Fall manch öffentlicher Auftraggeber die Angebote zu wenig und vergleichen nicht, da es ja kostenlos ist. Sicherlich gibt es auch einige schwarze Schafe die mit unlauteren Mittel werben. Rechtsanwalt Wolf-Dieter Czap aus Hirschaid hat sich auf diese Fälle spezialisiert. Das ist sein erfolgreiches Geschäftsmodell.
Bei uns in der Gemeinde hat der Bürgermeister sich selbst um die Finanzierung des Gemeindebusses gekümmert, ist von Werbepartner zu Werbepartner gegangen und hat so eine günstige Lösung gefunden. Einfach war es trotzdem nicht und hat sehr lange gedauert. Es steht jedem frei es auch einmal zu versuchen. Wer trägt die Kosten für die vielen nicht gelungenen Versuche?
Auch hier sieht das Geschäft nur von außen betrachtet so einfach und rentabel aus, wie der Autor des Artikels meint zu wissen. Auch der Verkauf von Werbung ist ein hartes Geschäft auf das man nicht neidisch sein muss.
Die "Freie Marktwirtschaft" kann nicht "unser aller" Wohlstand erwirtschaften. Damit wirklich "alle" profitieren, bedarf es korrigierender Elemente. Das Resultat ist die "Soziale Marktwirtschaft". Und die sollte noch dahingehend ergänzt werden, daß auch die natürlichen Lebensgrundlagen, deren Verbrauch und Zerstörung noch zu oft vordergründig "kostenlos" möglich sind, dauerhaft geschützt bleiben.
Leider zielt die Politik, die - bei allen Kritikpunkten - im wesentlichen auf dem richtigen Weg war, seit dem Ende des Ost-West-Konflikts dahin, zukunftssichernde Leitplanken niederzureißen. Das freie Spiel der Kräfte aber nutzt nur denen, die ohnehin schon stark sind. Anderen entzieht es nicht selten die Basis zum Leben.
Meine Ausführungen haben zwar das ursprüngliche Thema verlassen. Doch die nicht gerechtfertigte Idealisierung des Begriffs "Freie Marktwirtschaft" hat das erfordert.
Da hat Herr Ferenc vollkommen Recht, dass wir die Leitplanken der sozialen Grundlagen in unserer Wirtschaft benötigen. Auch ich bin Anhänger der „sozialen“ Marktwirtschaft und engagiere mich dafür. Meine “ freie“ Marktwirtschaft ist in diesem Zusammenhang so zu verstehen, dass gerade beim kritisierten Sozialsponsoring alle „frei“ in ihrer Entscheidung sind und es genügend Alternativen gibt andere Wege zu gehen. Mich hat nur die Unwissenheit des Autors zum Schreiben des Kommentars veranlasst, dessen Artikel die Arbeit des Großteils der „freien“ Werbewirtschaft verunglimpft und Neid auf erfolgreiche Unternehmen erzeugt. Solange ein „freier und sozialer“ Markt den Preis bestimmt sind Renditen, wie nach Lesen des Artikels zu vermuten, fern jeder Realität.
erstaunlich, wie naiv manche Politiker sein können. Glauben die denn wirklich, daß die heutzutage was geschenkt kriegen? Für manchen Amigo ist das vielleicht selbstverständlich, in der realen Welt aber doch eher unwahrscheinlich, oder?