Durch die Kanalisation in Bamberg: Der Weg des Abwassers

3 Min
Der Weg des Wassers durch die Bamberger Kanalisation. Foto: Ronald Rinklef
Der Weg des Wassers durch die Bamberger Kanalisation. Foto: Ronald Rinklef
Der Weg des Wassers durch die Bamberger Kanalisation. Foto: Ronald Rinklef
Der Weg des Wassers durch die Bamberger Kanalisation. Foto: Ronald Rinklef
 
Der Weg des Wassers durch die Bamberger Kanalisation. Foto: Ronald Rinklef
Der Weg des Wassers durch die Bamberger Kanalisation. Foto: Ronald Rinklef
 
Der Weg des Wassers durch die Bamberger Kanalisation.
Der Weg des Wassers durch die Bamberger Kanalisation.
 
Der Weg des Wassers durch die Bamberger Kanalisation. Foto: Ronald Rinklef
Der Weg des Wassers durch die Bamberger Kanalisation. Foto: Ronald Rinklef
 

Was passiert eigentlich mit dem Schmutzwasser der Bamberger, sobald es im Abfluss verschwindet? Wir sind dem Weg des Wassers durch die Unterwelt gefolgt - und am Ende im Main-Donau-Kanal wieder sauber raus gekommen.

Die unterirdische Halle ist riesig, und dabei ist es noch nicht mal die größte. Eckige Säulen vom Boden bis zur Decke, schwarze Steinplatten. Fast entsteht der Eindruck, es handle sich um einen Festsaal unter der Erde - wäre da nicht der Bach in der Mitte.

Und das, was alles mitschwimmt in dieser Brühe. Er ist der Kanal. Bei großer Abwassermenge tritt er über die Rinne in der Mitte hinaus und das braune Dreckwasser steht im "Saal" bis zu zwei Metern unter der Decke.
Es ist die unromantische Wahrheit, die im Dunkel unter der Erde fließt: Ein Teil des Bamberger Kanals, der durch den "Saal", ein 1000 Kubikmeterbecken, schwappt. Es gehört zum Kanalsystem, gebaut, um das Abwasser zwischenzuspeichern, wenn es plötzlich stark regnet. Der größte Speicher dieser Art fasst ganze 13.000 Kubikmeter und liegt unter dem Margaretendamm verborgen. Überhaupt ist von den 340 Kilometern öffentliches Kanalnetz in Bamberg nichts zu sehen.



Doch welche Wege nimmt unser Duschwasser oder eine Toilettenspülung eigentlich? Beispiel Zollnerstraße in Bamberg-Ost: "Als erstes geht es in die Grundstücksentwässerungsanlage", sagt Ralf Heberlein, Sachbearbeiter Grundstücksentwässerung und Kanalunterhalt bei der Stadt Bamberg. Bis zum Grundstücksanschluss an den öffentlichen Kanal ist in Bamberg der Grundstückseigentümer verantwortlich. "Er muss seine Anlage unterhalten und die Leitungen alle zehn Jahre mit einer Kamera untersuchen lassen", erklärt Heberlein.

Regelmäßig untersucht wird auch das öffentliche Kanalsystem der Stadt, in das der Hausanschluss mündet. Auch hier gibt es alle zehn Jahre eine gründliche Inspektion, sauber gemacht wird aber sozusagen immer: "Die 340 Kilometer des Kanalsystems werden im Zeitraum von zwei Jahren komplett gereinigt", erklärt Bernhard Ruppert, Leiter des Bereichs Entwässerung im Entsorgungs- und Baubetrieb (EBB).


Zusammen mit Regenwasser
So auch der Abschnitt in Bamberg-Ost, in dem das Abwasser aus der Zollnerstraße mit dem anfallenden Regenwasser zusammen trifft. "In neu gebauten Kanälen werden dagegen zwei Rohre verlegt, eines für Abwasser, eines für Regenwasser", erklärt Ruppert. "Die Prämisse: unbelastetes Regenwasser raus halten."

Der unterirdische Fluss in Bamberg-Ost verläuft bergab Richtung Zollnerunterführung. Dort biegt das Kanalrohr in die Ludwigstraße ab und fließt weiter unter der Memmelsdorfer Straße bis in die Magazinstraße. Nach einem Schwenk geht es parallel zum Main-Donau-Kanal in Richtung Kläranlage im Hafen.

Am Margaretendamm muss das Wasser Aufzug fahren, weil es mittlerweile in zehn Metern Tiefe fließt. Im Pumpwerk, von der Straße aus sichtbar als rundes, bunt gestreiftes Gebäude, wird es auf zwei Meter unter Straßennievau befördert. Vier Pumpen pressen hier insgesamt maximal 900 Liter pro Sekunde in den Kanal.
Vom Pumpwerk aus schießt das Wasser mit Druck die letzten zwei Kilometer bis zur Kläranlage und wird von dort aus gereinigt in den Main-Donau-Kanal geleitet. Etwa 25 000 Kubikmeter Wasser pro Tag werden so in Bamberg bewältigt - "wenn es regnet, kann es das Fünffache sein", sagt Bernhard Ruppert.

Auf seinem Weg von der Toilette bis zur Kläranlage fließen die umgerechnet 25 Millionen Liter durch Rohre, die bei einem Durchmesser von 15 Zentimetern anfangen und bei 2,80 Meter aufhören. So ein riesiger Kanal liegt etwa am Stephansberg unter der Straße. Ein solcher "Stauraumkanal" hat den gleichen Zweck wie ein großes Becken: Speicherplatz.

Längste Strecke sechs Stunden
Die längste Strecke, die eine Toilettenspülung in Bamberg hinter sich bringen kann, ist vom Campingplatz in Bug bis zur Kläranlage. Fünf bis sechs Stunden braucht das Abwasser, wie Hans Joachim-Wolff erklärt. Er ist Leiter der Kläranlage, die das Schmutzwasser von 110.000 Menschen im Bamberger Einzugsgebiet reinigt.

In der Kläranlage wird mit einem automatischen Rechen aus dem Wasser gefischt, was nicht ins Klo gehört: Damenbinden, Tampons, Wattestäbchen, sogar Zigarettenstummel. "Wir können das in der Kläranlage schon raus holen. Aber da wird die Entsorgung eben teurer", sagt Ralf Heberlein.

Vorausgesetzt, der Müll im Wasser kommt überhaupt so weit. Denn: Wenn etwas verstopft, dann meistens in der eigenen Hausanlage. Dort sind die Rohre schmaler, weiß Heberlein. Und Claus Reinhardt, Sprecher des Baureferats der Stadt Bamberg, sagt: "Insgesamt halten sich die meisten Leute daran, nichts in den Kanal zu werfen, was nicht hinein gehört."

Denn das kann unangenehme Folgen haben: "Ratten haben wir selten", weiß Ralf Heberlein. "Aber wer Essen in die Toilette wirft, züchtet sie sich an." Bewusst angezüchtet werden dagegen andere kleine Abwasser-Liebhaber: Bakterien in der Kläranlage. Nach der mechanischen Reinigung durch Rechen, Sandfang und Vorklärung, wird das Dreckwasser biologisch gereinigt, mit Hilfe von Bakterien.

Sie werden am Ende als Biomasse in den drei Nachklärbecken vom Wasser getrennt, das dann in den Main-Donau-Kanal geleitet wird. Das Wasser ist zu diesem Zeitpunkt zu 97 Prozent gereinigt - "chemisch und physikalisch, hygienisch nicht", sagt Kläranlagenleiter Hans-Joachim Wolff.

"Wer dieses Wasser trinken würde, säße vermutlich zwei Tage mit Darmproblemen auf der Toilette", sagt Bernhard Ruppert. Er fügt leise lachend hinzu: "Aber das würde dann ja auch wieder zu uns kommen."