Bamberg
Projekt

Digitales Gründerzentrum in Bamberg: Was den Bau in der Lagarde-Kaserne verzögert

Das Digitale Gründerzentrum soll einmal Wahrzeichen des Lagarde-Campus im Osten Bambergs werden. Doch statische Probleme führen zu einer längeren Bauzeit, Mehrkosten und einer Kündigung.
Statische Probleme traten beim Altbau  des Digitalen Gründerzentrums in der ehemaligen Lagarde-Kaserne auf.  Die historischen Reitställe aus Ziegelstein sollen erhalten bleiben, sind aber nicht denkmalgeschützt.  Foto: Matthias Hoch
Statische Probleme traten beim Altbau des Digitalen Gründerzentrums in der ehemaligen Lagarde-Kaserne auf. Die historischen Reitställe aus Ziegelstein sollen erhalten bleiben, sind aber nicht denkmalgeschützt. Foto: Matthias Hoch
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Verzögerungen am Bau - davor ist selbst ein Leuchtturm nicht gefeit: Ein solcher soll einmal das Digitale Gründerzentrum für die IT-Unternehmerszene von Stadt und Kreis werden, versinnbildlicht durch ein Gebäude mit einem vierstöckigen Turm an der Ecke Zollnerstraße/Berliner Ring.

Junge Existenzgründer vernetzen sich bereits fleißig seit 2017, nur der überwiegend zweistöckige Bau, in dem sich neue Firmen formen und Innovationen entwickelt werden sollen, stand in der Zeit sprichwörtlich auf wackligen Beinen. Schon im Herbst 2019 gab die Stadt bekannt, dass sich die Fertigstellung wegen Problemen mit der Statik um Monate auf Anfang 2021 verzögern wird. Nun wird es sogar Herbst.

Wie sich herausstellt, hatten Stadt und Landkreis schon frühzeitig an einer Schlüsselposition Konsequenzen ziehen müssen: "Wir haben Ende 2018 dem Statiker gekündigt und einen neuen eingestellt, um eine prüffähige Statik auf die Beine zu stellen", erklärt Stefan Goller. Der städtische Wirtschaftsreferent ist neben Kreisjurist Steffen Nickel Geschäftsführer der IGZ GmbH, die hinter dem Digitalen Gründerzentrum steht. Goller und Nickel präsentierten in dieser Woche den Kreis- und Stadträten den Stand des Projekts.

Der Wurm war vor allem im Altbau drin. Die Verantwortlichen wollen möglichst viel vom historischen Bestand der Lagarde-Kaserne erhalten, die im ältesten Teil aus dem Jahr 1890 stammt. Der Plan sieht vor, die ehemaligen Pferdeställe durch einen Neubau zu ergänzen.

Die Decken über dem Erdgeschoss des historischen Ziegelbaus sollten erhalten bleiben. Doch habe der Prüfstatiker keine Freigabe dafür gegeben. Die Baustelle kam zumindest am Altbau zum Stehen. "Kompletter Stillstand hat nie geherrscht, da in den Bereichen, die statisch unkritisch waren, weitergearbeitet wurde", betont Goller.

Dennoch bedeutete dies monatelange Verzögerungen. So musste Anfang 2019 bereits ein neuer Statiker beauftragt werden, der praktisch von vorne anfing. Im April 2019 dann liefen mit dem Abbruch des Dachstuhls zunächst wieder vorbereitende Maßnahmen am Altbau, um dann die neue Betondecke einbringen zu können. Die Statik ist jetzt prüffähig: Stabilität gibt es durch zusätzliche Stützen und Fundamente.

Die Arbeiten am eigentlichen Gebäude gingen aber erst im November 2019 weiter. Zusätzlich waren im August davor auch noch Probleme im Neubau aufgetaucht, die laut Goller aber Ende 2019 behoben wurden.

"Jetzt ist klar, warum so lange nichts an der Baustelle voran ging", stellte Franz-Wilhelm Heller (CSU) am Dienstag im Finanzsenat der Stadt fest. Dennoch lobte er das Projekt, ebenso wie etwa Heinz Kuntke (SPD), Hans-Günter Brünker (Volt) oder Wolfgang Grader (Grünes Bamberg). Letzterer kam auch aufs Geld zu sprechen: Trotz der statischen Probleme gebe es einen recht positiven Finanzabschluss - das sei dann eine finanzielle Meisterleistung.

Tatsächlich liege man, so Goller, nur geringfügig über dem Kostenansatz. Ursprünglich waren für das Digitale Gründerzentrum 11,9 Millionen Euro veranschlagt, nun seien es 12,36 Millionen Euro. Der Freistaat Bayern fördert das Projekt mit bis zu 6,7 Millionen Euro. Den verbleibenden Teil tragen Stadt und Landkreis zu gleichen Teilen - rund 5,7 Millionen Euro. Dies bedeutet je rund 2,8 Millionen Euro für Stadt und Landkreis. In der Stadt liegt man laut Goller noch eine dreiviertel Million unter dem Budgetansatz.

Kein Blankoscheck vom Kreis

Angesichts der unvorhergesehen Kostenmehrung durch die Statik-Probleme entspann sich auch im Kreisausschuss am Dienstag eine Diskussion. Das Digitale Gründerzentrum finden auch hier alle gut, allerdings wollte man keinen Blankoscheck für die Mehrkosten ausstellen. Denn während es für die Stadt einen Grundsatzbeschluss gibt, der einen "Sicherheitsaufschlag" von 30 Prozent auf die genehmigte Bausumme vorsieht, gibt es für den Landkreis keine solche Vorgabe. Und die wird es auch nicht geben. "Man setzt hier ein Zeichen, das nicht sein muss", sagte Landrat Johann Kalb (CSU). Jedes Gremium habe Verständnis, wenn Fehler passieren "und wenn es mehr kostet, dann kostet es eben mehr". Wolfgang Möhrlein (CSU) verwies auf die alten Haushaltsgrundsätze "Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit", Liebhard Löffler (FDP) warnte davor, "die Fehler der Stadt nachzumachen".

Freilich ist in diesem Fall die IGZ GmbH Bauherr, deren Gesellschafter Stadt und Landkreis gleichermaßen sind. Steffen Nickel warb für den formalen Budget-Puffer, "damit ich nicht jedes Mal in ein Landkreis-Gremium gehen muss". Letztendlich sei es aber keinesfalls das Ziel, die 30 Prozent voll auszuschöpfen. Nach längerer Diskussion entschloss sich der Kreisausschuss dann doch einstimmig, für das Digitale Gründerzentrum ebenfalls einen Sicherheitsaufschlag zu genehmigen. Allerdings, wie Landrat Kalb zur Güte vorschlug, nur in Höhe von 15 Prozent. Das wären aber auch noch 412 500 Euro Mehrkosten - allein auf der Landkreisseite.

Zu weiteren Kosten soll es aber laut Nickel und Goller nicht kommen: Knapp 80 Prozent des Budgets sind ausgegeben. Man habe noch zwei Millionen Euro übrig. Der Baumarkt sei zwar nicht immer berechenbar und Material gerade in Corona-Zeiten möglicherweise teurer. Dennoch soll der Kostenrahmen gehalten werden.

Ebenso der neue Zeitrahmen, denn Goller weiß auch, dass die Erwartungshaltung in der Gründerszene in Bezug auf das Gebäude groß ist. Man sei auch eng mit der Szene in Coburg, Hof und Bayreuth vernetzt. "Unsere Leute haben sehr gute Arbeit geleistet." Weniger gut findet man die Arbeit des ersten Statikbüros. Die Stadt will nun auch Schadensersatzansprüche geltend machen. Ein Prozess könnte sich über Jahre hinziehen. Bis dahin leuchtet der Leuchtturm wohl längst.