Ein 43-jähriger Rumäne muss für vier Jahre ins Gefängnis. Er hatte bei Einbrüchen in Ebrach und Schlüsselfeld Waren für rund 51 800 Euro erbeutet.
Drei Fälle besonders schweren Diebstahls bringen einen 43-jährigen Rumänen für vier Jahre ins Gefängnis. Bei Einbrüchen in Firmengebäude in Schlüsselfeld 2015 und 2016, sowie in Ebrach 2016 erbeuteten der Angeklagte und sein Komplize Beutestücke im Wert von rund 51 800 Euro und verursachten Schäden von knapp 1700 Euro. Für eines ihrer Opfer wurde der nächtliche Besuch existenzgefährdend.
Kurz vor Weihnachten 2015 war der Angeklagte mit einem Landsmann zum Kauf eines Gebrauchtwagens in Nürnberg. Bei der Probefahrt hätten sie plötzlich vor einem Werkzeugfachhandel in Schlüsselfeld gestanden. In der folgenden Nacht kamen sie wieder, deckten einen Teil des Daches ab, um sich einen Einstieg zu verschaffen. Drinnen fielen den beiden Nachbarn vom Schwarzen Meer Motorsägen, Staubsauger und Schreinerwerkzeuge aller Art in die Hände. Die Markenprodukte hatten im Einkauf etwa 9300 Euro gekostet.
Zudem griffen sie in die Ladenkasse und ließen etwas mehr als 100 Euro Kleingeld mitgehen. Außerdem verursachten die kriminellen Schulfreunde einen Sachschaden durch aufgebrochene Türen und Schlösser von knapp 1000 Euro. Besonders ärgerlich für die Eigentümer: Es war nicht der erste Einbruch in dem Familienbetrieb.
Tat bringt Firma in Not
Weiter ging es im Juni 2016 in Ebrach. Dort hatte sich das Diebstahls-Duo eine kleine Kfz-Werkstatt mit Reifenhandel ausgesucht. Angeblich waren sie bei der "Arbeitssuche" zufällig darauf gestoßen. Im Fokus standen neben automatischen Rangierhilfen für Wohnwagen (Mover) und Autoreifen jedoch Geräte, die man im Garten- und Landschaftsbau benötigt: Motorsensen und Motorsägen. Dort hatten sie Glück, da eines der Fenster wegen eines tags zuvor entstandenen Wasserschadens gekippt war, um die Räume trocknen zu lassen.
Das Pech für den Firmenchef: Er hatte seine Lagerbestände im Wert von fast 24 000 Euro nicht versichert. Das sei bis heute ein Problem. Er habe große wirtschaftliche Schwierigkeiten und wisse nicht, wie er seine Mitarbeiter bezahlen solle. Er habe sich inzwischen einen Wachhund angeschafft und laufe des Nachts Streife.
Der letzte Coup traf ein Logistikzentrum eines großen Sportartikelherstellers in Schlüsselfeld. Im August 2016 luden der Angeklagte und sein inzwischen ebenfalls verurteilter Komplize Sportbekleidung und Sportschuhe für 18 500 Euro in den Kleintransporter. Dazu durchfuhren sie ein nebenan gelegenes zwei Meter hoch bewachsenes Maisfeld. Zuvor hatten sie ein Loch in den Zaun gemacht und mit einem Zementbrocken eine Fensterscheibe eingeworfen. Das bedeutete noch einmal 700 Euro Sachschaden.
Kurioserweise hatte das Sicherheitssystem keinen Alarm geschlagen. Ein 62-jähriger, erfahrener Kriminalhauptkommissar vermutet deshalb bis heute, dass ein Insider die zu stehlende Ware außerhalb des Alarmbereiches bereitgestellt hat. Hier hinterließen sie auch verräterische DNA-Spuren.
Das Diebesgut habe er stets halbe-halbe mit seinem Komplizen geteilt, so der Angeklagte bei seinem umfassenden Geständnis. Auf verschiedenen Märkten in seinem Heimatland habe er die Sachen dann verkauft. Insgesamt erwirtschaftete er dadurch 7500 Euro.
Kamerun war ein Ladenhüter
Besonders schwer loszuwerden waren seiner Aussage nach die Fußball-Trikots der Nationalmannschaft Kameruns und die Leibchen mit dem Aufdruck Zenith St. Petersburg. Außerdem hätten sechs korrupte Grenzbeamte am Kontrollpunkt zwischen Ungarn und Rumänien "sich großzügig bedient". Mit dem Erlös hätte er seine sechs Kinder ernährt und Glücksspielschulden zurückgezahlt.
Wegen "bitterster Armut"
Das Hauptmerkmal einer "Bande", nämlich drei gemeinschaftlich handelnde Täter, konnte Oberstaatsanwalt Matthias Bachmann trotz einiger Verdachtsmomente wie eines dritten Schuhabdruck und weiterer bislang nicht zuordenbarer DNA-Spuren nicht beweisen. Er nahm allerdings drei besonders schwere Fälle des Diebstahls an, da sowohl eingebrochen worden sei, als auch der Erlös der Taten dazu gedient hätte, über längere Zeit den Lebensunterhalt damit zu finanzieren. "Nicht schönreden" wollte die Taten seines Mandanten Rechtsanwalt Michael Löwe (Fürth). Der habe das nicht aus Spaß gemacht, sondern wegen bitterster Armut. Er verdiene jedoch eine "saftige Strafe".
Nach nur kurzer Unterbrechung verurteilte die 3. Strafkammer unter dem Vorsitz Markus Rezniks den 43-jährigen Kraftfahrer zu vier Jahren. Darin ist auch eine Verurteilung zu zwei Jahren und neun Monaten "eingepreist", die den Angeklagten am Landgericht Nürnberg/Fürth ereilte. Denn im Februar 2017 hatte er einen Einbruchdiebstahl bei einer Firma in der Nähe Neumarkts begangen und dabei Elektrogeräte, Bargeld und ein Firmenfahrzeug im Gesamtwert von 81 000 Euro an sich gebracht. Einen Teil der Freiheitsstrafe hat er seit seiner Auslieferung aus Rumänien im Juli 2017 durch europäischen Haftbefehl bereits zehn Monate in der Justizvollzugsanstalt Bayreuth abgesessen.