E-Bus, Wasserstoff-Auto und Smart-Haus erlebten die Gäste der Energiemesse. Und die besondere Vision vom Mint-Zentrum.
Väterchen Frost spielte der fünften Hirschaider Energiemesse einen Streich: Auf dem Außengelände nach neuester Energie-Technik Ausschau zu halten, das wurde bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und eisigem Wind zur Härteprüfung. Und so kam der gute alte Flächenheizkörper im Eingangsbereich des Hauptgebäudes zu Ehren. Manch eine Hostess der Aussteller lehnte sich einfach dran und taute wieder auf.
Familienkutsche mit 462 PS
Richtig warm wurde es dem Besucher dann beim Anblick des Prunkstücks der Messe, einem Porsche Panamera e-hybrid: eine Familienkutsche mit 462 PS, die sich "kombiniert" mit 2,5 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer begnügt (so die Angabe des Herstellers). Viel Luxus und Technik für stolze 128 581 Euro. Die Tatsache, dass es auch für weit weniger Geld schon funktionierende E-Cars gibt, die sich mit Sonnenkraft bedanken lassen, oder auch Autos, die mit Wasserstoff angetrieben werden, nährt die Hoffnung, dass auch die heutigen Babys noch eine automobile Zukunft haben werden.
Dass neuartige Antriebe funktionieren, war bei der Energiemesse vielfach zu bewundern - vom E-Bike bis zum E-Bus ist schon viel auf dem Markt. Und auch das Wohnen der Zukunft im Smart-Haus ließ grüßen: Das Elektronengehirn macht Dienstmädchen überflüssig - schade oder auch nicht.
Kein Scheck, aber viel Lob
Um den Wandel zu beflügeln, braucht es helle Köpfe, wagemutige Menschen mit einem Fabel für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik: Mint lautete das Zauberwort, das über der Energiemesse schwebte. Sie erlebte die von den Ehrengästen bejubelte Geburt des Projekts Mint-Zentrum Hirschaid (FT vom 9. März). Die Väter des Gedankens, die Brüder Frank und Bernd Seuling sowie der Designer Karl Hüttinger aus Nürnberg, hofften allerdings nicht wirklich und also auch vergebens, dass so jemand wie die Staatsministerin Melanie Huml (CSU) oder der Bamberger Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) als Vorsitzender der Europäischen Metropolregion Nürnberg gleich einen dicken Scheck auf den Tisch des Hauses legen würden, um das Millionen-Projekt mitzufinanzieren.
Wie berichtet, werben die Brüder Seuling um Partner für die Umgestaltung des alten Baywa-Getreidespeichers in ein Mint-Zentrum für die Metropolregion. "Eine reizvolle Idee," kommentierte Landrat Johann Kalb (CSU). Er will sich ihr noch näher widmen. OB Andreas Starke sieht in einem Mint-Zentrum Hirschaid eine "hervorragende Bereicherung des Angebots an die Schuljugend, Naturwissenschaft und Technik zu erleben und so Perspektiven für ihre berufliche Zukunft entwickeln".
Virtueller Rundgang
Angesichts der verkehrsgünstigen Lage in der Metropolregion und der Dynamik, die dem Unternehmer Frank Seuling eigen ist, kann sich Starke gut vorstellen, dass im Zusammenwirken mit den richtigen Partnern das Projekt Wirklichkeit werden kann. Schon jetzt bezeichnet Starke den Energiepark Hirschaid als eine "Perle in der Metropolregion". Dass sie mit einem Mint-Zentrum direkt an der Bahnstrecke noch mehr glänzen würde, wusste Seuling mit Hilfe eines computeranimierten Rundgangs durch den nicht wiederzuerkennenden Getreidespeicher zu belegen. Auf dem Papier und digital ist der Traum schon wahr.
Dientzenhofer-Gymnasium auf Platz 1
Bei erstmals freiem Eintritt und mit der speziellen Ausstellung "Junge Forscher" übte die zweitägige Energiemesse besondere Anziehungskraft auf die Schuljugend aus. Mal eben einen Roboter konstruieren oder vorführen, wie die Carrerabahn mit alternativer Energie betrieben werden kann, das ist ja auch viel spannender als sich mit dem Smartphone die Zeit zu vertreiben.
Programmieren lernen im Kinderzimmer oder an der Grundschule? "Lego Education WeDo 2.0" ermöglicht den Einstieg und ist der Hit für Buben und Mädchen, wie an einem Messestand unschwer zu erkennen war. Der Roboter "NAO humanoide" wird an Schulen und Hochschulen Sympathie und Interesse wecken und bestenfalls kann auch vielleicht schon ein Elfjähriger einen Roboter konstruieren. Das zeigte sich beim "element-e Schulpreis". Da landete Fabian Gärtig vom Clavius-Gymnasium Bamberg mit seinem Prototyp einer Treppen steigenden Einkaufshilfe mit Solarmodul auf dem dritten Platz. Der Jury hat an seiner Entwicklung besonders die Verbindung von Praxisbezug, technischer Umsetzung und Einbindung nachhaltiger Energieelemente gefallen.
Treibhausgas in Erde binden
Zweiter Preisträger wurde die Technikerschule des Berufsschulzentrums Bamberg mit ihrem Pyrolyse-Ofen zur Herstellung von Bioholzkohle. Hier überzeugte vor allem der Gedanke, das Treibhausgas CO2 in nährstoffreicher Erde dauerhaft zu binden und damit einen langfristigen Beitrag gegen die Klimaerwärmung zu leisten.
Den ersten Preis erhielt das Dientzenhofer-Gymnasium Bamberg für seinen "ökologischen Lehrpfad". Den Preis verdienten sich die Schüler und ihre Lehrkräfte vor allem dadurch, dass sie über 20 Jahre hinweg Baustein für Baustein zusammentrugen, um aus verschiedenen ökologischen Einzelmaßnahmen ein Gesamtkonzept zu erstellen. Die Urkunden und Geldpreise wurden von den Vorsitzenden des Arbeitskreises "SchuleWirtschaft" Bamberg, Markus Knebel und Michael Stammberger, übergeben.