Knappe Mehrheit für die schwarz-rote Koalition in Bamberg. Neuer Bürgermeister wird der 42-jährige Universitätslehrer Christian Lange (CSU). Erstmals seit den 90er Jahren hat Bamberg auch wieder einen Dritten Bürgermeister. In geheimer Abstimmung setzte sich Wolfgang Metzner (SPD) gegen Dieter Weinsheimer (FW) durch.
Freude und Enttäuschung lagen an diesem Mittwochnachmittag im Saal der Harmonie nah beieinander. "Das ist ein Traumergebnis", sagte Clemens Söldner, ein 89-Jähriger CSUler, der die Abstimmung im Sitzungssaalt verfolgte. Eine Reihe hinter ihm zog Claudia Meyer die Mundwinkel nach unten: "Schade, das wäre eine Riesenchance und die Grünen gewesen."
Als Oberbürgermeister Andreas Starke um 17.15 Uhr das Ergebnis der ersten Bürgermeisterwahl verkündete, da war die Spannung im Sitzungssaal mit Händen greifbar. Würden die Reihen der CSU geschlossen bleiben? Würden die viel zitierten Abweichler die Strategie von CSU und SPD in Luft auflösen und die geplante Koalition im Rathaus in letzter Sekunde platzen lassen?
Zu der Sensation kam es nicht: "Peter Gack: 21 Stimmen, Christian Lange 24 Stimmen", sagte Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) mit nüchterner Stimme. Der Beifall im Saal hielt sich in Grenzen.
21 zu 24. Rein rechnerisch hat sich damit das Zahlenspiel der vergangenen Tage bewahrheitet. Zwölf Sitze der CSU, zehn Sitze der SPD plus Oberbürgermeister plus Martin Pöhner von der FDP macht zusammen 24.
Fragte man aber nach der Entscheidung Vertreter der CSU, wie sie das Ergebnis interpretierten, so war rasch klar, dass an den Gerüchten um zwei Abweichler in den Reihen der Christsozialen und zwei unbekannte Lange-Wähler in einer kleinen Fraktion mehr als nur ein Körnchen Wahrheit stecken musste. Waren es Mitglieder aus der Fraktion von Bambergs Unabhängigen Bürgern, wie kolportiert wurde? Einen Beweis wird es nach einer geheimen Wahl natürlich nicht geben. Und Daniela Reinfelder, die lange Zeit als Intimfeindin von Christian Lange galt, gab keine Auskunft.
Der 55-jährige Betriebswirt Gack und der 42-Jährige CSU-Kreisvorsitzende und Theologe Lange - was für unterschiedliche Persönlichkeiten hier aufeinanderprallten war schon an den Reden zu erkennen, mit der beide um Zustimmung warben. Lange blieb in seiner Aufzählung verhalten und blass. Er sprach zwar viele geplante Verbesserungen in der Kulturpolitik an, aber konnte nicht überzeugen.
Gack dagegen sprach mit dem Charisma eines Überzeugungstäters . Er zog Lehren aus dem Ergebnis vom 16. März, das von einer dramatischen Wählerverweigerung geprägt war, und er hielt ein mitreißendes Plädoyer für eine Abkehr vom Blockmodell der letzten Jahre. "Entscheiden wir nicht mehr nach festgefügten Konstellationen, sondern finden wir zu einer Sachdiskussion und zu einem Wettbewerb der Ideen", sagte Gack und schaffte es sogar seine Gegner zu beeindrucken.
Doch CSU und SPD hatten die Wahl offenbar gut vorbereitet. Bis in die Nacht zum Mittwoch soll zwischen den Fraktionen noch gefeilscht und gepokert worden sein. Wie gut das Verhandlungspaket abgewogen war, das zeigte sich nicht nur an der punktgenauen Prognose, die Helmut Müller Minuten vor der Wahl zweiten Bürgermeisters abgegeben hatte. Auch bei der der nächsten Nagelprobe an diesem 7. Mai bewährte sich das schwarz-rote Machtmodell. "Der dritte Bürgermeister soll vor allem dazu beitragen, dass die beiden hauptamtlichen Bürgermeister entlastet werden", begründete Oberbürgermeister Andreas Starke die Wahl eines weiteren Kollegen, der vor allem bei den vielfältigen repräsentativen Verpflichtungen der Stadt zum Einsatz kommen soll. Anders als bis vor kurzem noch geplant, soll die neue Nummer Drei an der Rathausspitze nicht hauptamtlich bestallt sein, sondern ehrenamtlich. Das heißt, er erhält den vierfachen Satz der Aufwandsentschädigung eines Stadtrats, derzeit 1792 Euro.
Auch der zweite Urnengang gestaltete sich denkbar knapp. Mit 25 Stimmen konnte Wolfgang Metzner einen Zähler mehr als eine halbe Stunde zuvor Christian Lange verbuchen. Doch für den Mann aus der kleinen Fraktion der Freien Wähler war das Ergebnis von 20 Stimmen gegen eine Übermacht aus CSU und SPD mehr als ein Achtungserfolg. Während sein Konkurrenz Wolfgang Metzner von OB Andreas Starke die Amtskette umgehängt bekam, konnte Weinsheimer auf den hinteren Rängen nur zusehen. Dennoch freute er sich: "Wir haben unser Hauptziel erreicht und einen hauptamtlichen dritten Bürgermeister verhindert."
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... wie die GAL auf ihrer Internetseite zutreffend schreibt!
Emotionen sind menschlich aber nicht zielführend. Es geht darum das Bestmögliche für die Bamberger , für die Stadt zu erreichen. Daran müssen sich Bamberger Stadträte messen lassen.
Interne Grabenkämpfe sollten die Fraktionen bei sich ausrichten und nicht schürende personalisierte Hetzkampagnen lostreten.
Das ist wieder ein echter Wehner-Bericht!Schade - keine Überraschung! Peter Gack ist sicher ein sehr kompetenter Stadtrat, wer sagt aber denn, dass Christian Lange kein guter Bürgermeister sein wird? Und in der Demokratie entscheidet halt die Mehrheit und die lag in diesem Fall bei CSU , SPD und FDP . Außerdem , was würden denn die Wähler von CSU und SPD sagen, wenn ein Kandidat derGAL gewählt werden würde - sie haben sich doch bewusst für ihre eigenen Bewerber entschieden. Ein dritter Bürgermeister ( ehrenamtlich ) ist sicher in einer Stadt wie Bamberg sinnvoll ( siehe die meisten kreisfreien Städte und Dutzende von Gemeinden ), befremdlich ist allerdings, dass die gleichen, die ihn jetzt für sinnvoll halten vor 6 und 12 Jahren dagegen waren.Eine Anmerkung am Rande: 12 CSU ,10 SPD ,1 OB und 1 Pöhner ergeben 24 Stimmen!
Was ist aus der Bamberger SPD geworden???
Es gab einmal Zeiten, da saßen noch Personen für die SPD im Stadtrat, die wussten, was sozialdemokratische Prinzipien und Ziele sind. Diese Personen wurden jedoch nach und nach vergrault, weil sie mit den Zielen des OBs oft nicht konform gehen wollten.
Jetzt sehe ich bei der SPD nur noch Marionetten auf der einen und Karrieristen auf der anderen Seite. Beiden gemeinsam ist, dass sie mit Sozialdemokratie so gar nichts anfangen können und dies auch gar nicht verbergen.
Dabei bräuchte gerade Bamberg dringend wirkliche, soziale Politik - weg von Großprojekten, hin zu den Menschen.
Die Krönung dieser betrüblichen Entwicklung ist nicht nur die Fortsetzung der Großen Koalition, sondern vielmehr auch das Hieven ausgerechnet von Wolfgang Metzner in das Amt des Dritten Bürgermeisters. Wolgang Metzner, der bereits bei der Jungen Union war, später über die GAL-Liste in den Stadtrat gewählt wurde und erst seit eineinhalb Jahren überhaupt bei der Bamberger SPD ist - und dort überaus umstritten.
Arme Bamberger SPD, armes Bamberg!
„Schade“, sagt Claudia Meyer, „das wäre eine Riesenchance und [gemeint ist wohl „für“] die Grünen gewesen.“ Wahrscheinlich hat sie recht. Die Chance haben die Grünen selber verspielt, weil sie sich nach dem Ausscheiden um den Posten des Zweiten Bürgermeisters wie kleine Kinder benahmen und kein Interesse am Posten des Dritten Bürgermeisters bekundeten und so den Weg für die Wahl Metzners von der SPD ebneten.
Da liegt der Hase im Pfeffer. Alle anderen Spekulationen sind irrational und führen ins Leere!