Auf fast 6,5 Millionen Euro summieren sich die Sperrbeträge zum Großprojekt Lagarde. Doch von einem Stillstand kann deshalb keine Rede sein. Auf dem Lagarde-Campus würden die großen Wohnbauvorhaben im Westteil alle wie geplant fortgeführt, beruhigt Kämmerer Bertram Felix. Was sich zur Lagarde auf der Sperrliste findet, habe größtenteils mit Einsparungen (beim Abbruch und Recycling fallen stolze 3,6 Millionen Euro weniger an als erwartet) oder Planänderungen (der Verzicht auf die Tiefgarage bringt 63 000 Euro Ersparnis) zu tun.
Und auch das Kulturquartier Lagarde werde durch derzeit gesperrte 328 000 Euro nicht weiter verzögert, erklärt Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar. Demnächst gibt es mit der Stadtbau und dem Kulturamt Gespräche zur weiteren Entwicklung der Posthalle.fö
Polizei-Umzug
Gesperrt sind auch die im Haushaltsplan vorgesehenen 169 000 Euro für die "Erschließung Am Tännig". Hinter diesem Posten steckt der geplante Umzug der Polizei Bamberg-Land und der Verkehrspolizei. Als im Juli 2018 dieser alternative Standort gefunden worden war, sorgte das in Bamberg für große Erleichterung. Denn die ursprünglichen Pläne für einen Neubau am Rande des Hauptsmoorwaldes hatten in Verbindung mit einem gleichzeitig vorgesehenen Gewerbepark Geisfelder Straße mächtig Gegenwind mit sich gebracht. Müssen die Umzugspläne der Polizei nun auch warten, weil coronabedingt kein Geld da ist? Das sei nicht der Fall, sagt der Kämmerer. "Hier liegt uns noch keine Entwurfsplanung vor, diese Mittel werden noch nicht gebraucht", erläutert Bertram Felix.fö
Handwerkskammer
Auch das neue Berufsbildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer für Oberfranken wird laut Finanzreferent Bertram Felix keineswegs dadurch verzögert, dass sich unter dem Stichwort "Erschließung HWK Forchheimer Straße" 118 000 Euro auf der Sperrliste finden. "Das Geld wird noch nicht gebraucht, wir befinden uns hier in einem frühen Planungsstadium." 30 000 Euro würden hier für eine kleinere Vorplanung eingesetzt.
"Es handelt sich hier auf jeden Fall um ein Projekt höheren Ranges", sagt der Kämmerer. Einstimmig hatte 2019 die Herbst-Vollversammlung der Handwerkskammer für den Neubau an der Forchheimer Straße gestimmt.
Die Stadt Bamberg hatte zuvor monatelang dafür geworben, dieses Zentrum in Bamberg zu schaffen.föChapeau Claque
"Die Stadt hat Chapeau Claque immer gut unterstützt und natürlich ist es schade, dass dies in dieser Krise nicht weiterhin geschieht", sagt Stefanie Buld, die Geschäftsführerin von Chapeau Claque. Auch der 10 000-Euro Zuschuss für das Kindertheater wurde gesperrt. "Ich habe versucht, dem Stadtrat deutlich zu machen, dass wir uns als Arbeitgeber verstehen und nicht als Bittsteller. Kultur wird, wenn sie auch für Familien erschwinglich bleiben soll, immer einer Förderung bedürfen", sagt Buld. In diesem Winter werde man keine Neuproduktion wagen und verschiebe den Nussknacker sowie Ronja Räubertochter um ein Jahr. "Wir werden auf unsere Repertoirestücke zurückgreifen und ein buntes Programm für die Kinder zusammenstellen. In der Hoffnung, dass die Stücke auch mit Zuschauern gefüllt sind."
Buger Brücke
Lang und wechselvoll ist die Geschichte der Buger Brücke und ihrer immer wieder vorgesehenen Erneuerung. In diesem Fall wirken sich auch die Corona-Folgen konkreter aus. Denn hier ist die Ausschreibung nun Ende Oktober/Anfang November und nicht, wie ursprünglich geplant, schon im Frühjahr vorgesehen. "Damals haben wir angesichts der aktuellen Entwicklungen einen Tag vorher die Reißleine gezogen. Aber gebaut werden muss die Brücke", unterstreicht Kämmerer Bertram Felix.
Den diesjährigen Haushalt entlastet die Verzögerung um 4,8 Millionen Euro, das Gesamtvolumen von 13 Millionen Euro für den Brückenneubau (oder mehr, wenn die Kosten steigen) müsste die Stadt aber dennoch in den nächsten Jahren stemmen. Das letzte Wort in dieser Angelegenheit hat der Stadtrat.fö
Zirkus Giovanni
"Wenn der Zuschuss von 15 000 Euro gestrichen wird, geht das direkt zu Lasten von benachteiligten Jugendlichen und von Kindern", sagt Emil Hartmann, der Gesamtleiter des Don Bosco Jugendwerks Bamberg. 2019 habe der Zirkus Giovanni insgesamt 2093 Kinder und Jugendliche erreicht, davon 1393 in nachhaltigen Wochenprojekten und 700 im Rahmen von Mitmachzirkusaktionen. Dass seit März keine Schülerprojektwochen möglich waren, belaste das Budget zusätzlich. Auch der 5000-Euro-Zuschuss für "Zahltag", ein Projekt, das arbeitslose Jugendliche unterstützt, wurde gesperrt. Hartmann hofft nun, dass der Stadtrat im Herbst noch zu einem anderen Ergebnis kommt. "Vielleicht kann man ja an vielen Stellen ein bisschen was wegnehmen und dafür bei uns keine 100 Prozent."fö
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KOMMENTAR von Stefan Fößel
Gründlich prüfen
Auf spürbare Einschnitte hatte der Kämmerer schon vorab alle eingestellt. Und sie berühren in der Tat sämtliche Lebensbereiche, Kultur und Schulen, Wirtschaft und Sport, sie reichen von sozialen Projekten wie dem Zirkus Giovianni bis zum Neubau der Buger Brücke, der wie eine Fata Morgana immer wieder näher rückt und dann wieder ein Stück ferner erscheint. Eine leidenschaftliche, öffentliche Diskussion dazu gab es in Finanzsenat oder Stadtrat nicht, man einigte sich auch unter den neuen Machtverhältnissen größtenteils vorab. Im Ergebnis beinhaltet die Sperrliste nun auch millionenschwere Luftnummern, die keinem wehtun. Zugleich könnte an manchem vierstelligen Zuschuss die Zukunft einer Idee hängen. Grund genug, auch die vermeintlich kleinen Positionen im Herbst noch einmal gründlich zu prüfen.
Ich arbeite in einer städtischen Behörde. Bei uns in der Abteilung gibt es NICHT EINEN schadensfreien Bürostuhl! Es läuft so ab, dass wenn einmal ein Kollege in Urlaub ist, wird sein Stuhl sofort gegen einen schlechteren ausgetauscht. Wenn er wieder da ist holt er sich den vom nächsten nicht anwesenden Kollegen. Eine Schande ist so etwas! Das hat mit SPAREN NICHTS MEHR ZU TUN!
Ach ja, zugesagt wurden uns neue Schreibtischstühle bereits VOR Corona, im Februar 2020!