Die Friedrich-Ebert-Stiftung macht deutlich, dass auch im hochgelobten Freistaat bei weitem nicht alle Städte und Kommunen im Überfluss und Wohlstand leben.
Erst kürzlich hat Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) seinen alle zwei Jahre erscheinenden Heimatbericht veröffentlicht. Darin unterstreicht er, dass die Schaffung von gleichwertigen Lebensverhältnissen und Arbeitsbedingungen in Bayern eine Daueraufgabe bleibt. Im Großen und Ganzen zieht Söder in seinem Bericht eine positive Resonanz: So würden die Einwohnerzahlen und die Wettbewerbsfähigkeit weiter steigen, vor allem auch im ländlichen Raum.
Eine Einschätzung, die Professor Manfred Miosga, Autor der neuen Studie "Gleichwertige Lebensverhältnisse in Bayern", beim Bayern-Forum der Friedrich Ebert-Stiftung in der Bamberger Konzerthalle so allerdings nicht teilen wollte: "Wir haben genauer hingeschaut und zwar jenseits der Ballungsräume in die Mittelstädte und Oberzentren sowie in den ländlichen Raum." Dabei hätte er feststellen müssen, dass die Schere in Bayern weiter auseinanderklaffe.
So gebe es nach wie vor den boomenden Süden mit seinem Speckgürtel München, aber auch Regionen wie beispielsweise in Niederbayern, der Oberpfalz und Franken, die mit deutlichen Bevölkerungsverlusten, stagnierenden Beschäftigungszahlen und steigenden Schulden zu kämpfen hätten. Gerade an den Rändern Bayerns und im ländlichen Raum führe die Spirale immer weiter abwärts. "Nicht zuletzt durch die Privatisierung ziehen sich Post und Telekom, aber auch Bahn und Nahverkehr in der Fläche immer weiter zurück", schilderte der Professor. Hinzu komme, dass sich die Nah- sowie ärztliche Versorgung in vielen ländlichen bayerischen Gegenden bedrohlich verschlechtere.
Die Folgen: Teilhabechancen sinken dort stetig, das Zugehörigkeitsgefühl wird verringert und Rechtspopulismus keimt weiter auf.
Doch was dagegen tun? Einen Kritikpunkt sieht Miosga im Abbau der Beschäftigten im öffentlichen Dienst. "Kommunen sollen mit immer weniger Personal noch mehr leisten", beklagt er. Zudem hätte man Oberzentren beinahe schon fast inflationär ausgewiesen und zulange zu viel Geld in die Ballungsräume gesteckt. Zwar habe die Regierung mit dem Nordbayernplan, der Behördenverlagerung und den Stabilisierungshilfen versucht, dem entgegenzuwirken. Doch laut Miosga würden diese Instrumente noch nicht richtig greifen, um ein weiteres Ausfransen an den Rändern des Freistaates zu verhindern.
"Daher müssen wir genauer hinschauen, als es im Heimatbericht getan wurde", fordert der Professor.
Und wie steht Bamberg da? In der anschließenden Diskussion bezeichnete der oberfränkische DGB-Regionsgeschäftsführer, Mathias Eckardt, Bamberg als "Insel der Glückseligen" - zumindest im Vergleich zu Ostoberfranken. Auch Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) meinte: "Bamberg geht es sicherlich im Gegensatz zu anderen bayerischen Städten durch die Universität, die guten weichen Standortfaktoren und guten Schulangeboten sicherlich nicht allzu schlecht." Allerdings gebe es auch etliche Probleme. So fehle es in der Weltkulturerbestadt an bezahlbarem Wohnraum, müssten die Betreuungseinrichtungen für Kinder weiter ausgebaut werden und in vielen Punkten könnte Bamberg noch altersgerechter werden.