Bamberg
Neonazis
"Die Rechte" in Bamberg: Chronologie einer Radikalisierung
Mitglieder der Partei "Die Rechte" wurden in der vergangenen Woche festgenommen. Sie sollen größere Gewaltaktionen geplant haben. Die Gruppe hat sich zunehmend radikalisiert. Die Chronologie zeigt: Die Szene ist gut vernetzt.

Foto: Thomas Witzgall
Die 2012 in Hamburg gegründete rechtsextreme Partei "Die Rechte" ist seit einigen Monaten auch im Raum Bamberg aktiv. Anfänglich gab sich die neonazistische Gruppierung noch einen bürgerlichen Anstrich und setzte sich gegen sogenannte Asylbetrüger zur Wehr. Dann trat eine zunehmende Radikalisierung ein. Inzwischen zeigen sich die Mitglieder offen und äußerst aggressiv. Höhepunkt waren Festnahmen in der vergangenen Woche.
25. Oktober 2014 Bamberg
Eine auf Facebook gegründete Seite "Bamberg wehrt sich - Asylmissbrauch Nein Danke" hat für diesen Tag zur Demo gegen Asylbewerber aufgerufen. Anfänglich ist unklar, wer genau hinter der Gruppe steckt. Womöglich besorgte Bürger? Die Auflösung am Tag der Demo: Es gehen 150 Neonazis auf die Straße, schwarz vermummt. Unter ihnen der aus München angereiste ehemalige Landesvorsitzende der NPD, Karl Richter. Den Neonazis stellen sich weit mehr als 1000 Gegendemonstranten entgegen.
24. Januar 2015 Bamberg
"Bamberg wehrt sich" organisiert erneut eine Kundgebung. Dieses Mal auf dem Maxplatz in Bamberg. Anmelderin ist Nadine H., die im März Vorsitzende des Kreisverbands Bamberg "Die Rechte" werden wird. Bei der Kundgebung redet Sebastian Schmidtke, Berliner NPD-Chef.
16. Februar Nürnberg
Beim ersten Nügida-Aufmarsch sind auch Bamberger Rechtsextreme beteiligt. Der rechtsradikale Aktivist Andreas G. aus dem Kreis Bamberg tritt bei der Veranstaltung als Ordner auf.
1. März Bamberg
Der Kreisverband der Partei "Die Rechte" gründet sich in Bamberg. Landeschef Philipp Hasselbach aus München, einschlägig bekannter Neonazi, ist an dem Tag anwesend, was Bilder auf der Internetseite der Partei beweisen. Die meisten Gesichter darauf sind verpixelt. Eine Person trägt einen Kapuzenpulli, auf dem "Sonnenstudio 88" gedruckt ist. 88 steht für "Heil Hitler". Ein Gesicht bleibt unverpixelt: das von der gewählten Vorsitzenden Nadine H.
7. März Nürnberg
Neben dem bayerischen Landesvorsitzenden der Partei "Die Rechte" und seinem Nürnberger Kollegen Dan Eising demonstrieren auch Rechtsextreme aus Bamberg vor der JVA Nürnberg für die Freilassung des inhaftierten Holocaustleugners Gerd Ittner. Andreas G. tritt nicht nur als Redner auf, im Anschluss an die Demonstration kommt es auch zu einem gewaltsamen Übergriff auf eine feministische Demonstration, an dem sich Andreas G. beteiligt.
1. Mai Saalfeld/Hallstadt
Beim Aufmarsch der nationalsozialistischen Partei "Der III. Weg" im thüringischen Saalfeld sind auch Bamberger Neonazis von "Die Rechte" vertreten. Sie formieren sich hinter einem Banner mit der Aufschrift "Nationaler Widerstand Bamberg". Auf der Rückfahrt wollen die Neonazis spontan in Bamberg eine Kundgebung abhalten, steigen jedoch vorher in Hallstadt aus, um dort zu demonstrieren.
7. Juni Bamberg
Neonazis stören eine Veranstaltung im "Balthasar". Das Vereinsheim in der Bamberger Innenstadt ist ein Treffpunkt für linke Gruppen. Die Angreifer, zum Teil Mitglieder der Partei "Die Rechte", gehen vermummt und aggressiv vor.
29. August Rosenheim
Aus ganz Bayern reisen laut der Initiative "Endstation Rechts" Mitglieder Partei "Die Rechte" nach Rosenheim, um dort gegen Flüchtlinge zu demonstrieren. Auf der Kundgebung hält Nadine H. eine Rede, in der Flüchtlinge als Invasoren verunglimpft werden. Auf einen störenden Gegendemonstranten prügeln mehrere Neonazis - darunter Andreas G. - ein und malträtieren ihn mit Tritten.
12. September Bamberg
Die Gruppe plant eine Kundgebung am Bamberger Bahnhof. Doch wird diese kurzfristig von der Stadt untersagt. Der Grund: Die Rechtsextremen wollten zu einer Hooligan-Demo nach Hamburg reisen, die wird aber wegen Sicherheitsbedenken verboten, als Ersatz wollen die Bamberger Neonazis in der Domstadt demonstrieren. Aufgrund der Verbindung wird die Veranstaltung ebenso untersagt.
21. Oktober Bamberg
Die Polizei durchsucht am frühen Morgen mehrere Wohnungen von Rechtsextremen in Bamberg und in Nürnberg, nimmt elf Männer und zwei Frauen fest. Darunter befinden sich auch führende Mitglieder der Partei "Die Rechte". Wie sich einen Tag später herausstellt, hatten die Rechtsextremen einen Anschlag in Verbindung mit einer geplanten Demo vor dem Balkanzentrum in Bamberg geplant. Die Ermittler finden neben reichlich Propagandamaterial auch eine scharfe Waffe und zwei Kugelbomben. Gegen drei Beschuldigte vollstreckt die Staatsanwaltschaft Bamberg noch am Mittwoch Haftbefehle.
Die Rechte
2012 in Hamburg gegründet, 500 Mitglieder deutschlandweit. Der bayerische Landesverband wurde im Mai 2015 gegründet, hat 40 Mitglieder. Im Kreisverband Bamberg sind zehn feste Mitglieder und 15 bis 20 Sympathisanten.
Der III. Weg
Gilt als Nachfolger des verbotenen Freien Netzes Süd, die Partei weist ideologische Bezüge zur NSDAP auf. In Bayern gibt es etwa 80 Mitglieder.
NPD
Die NPD ist weiterhin die größte rechtsextremistische Partei (5200 Mitglieder). Sie wurde 1964 in Berlin gegründet. Der bayerische Verband umfasst 800 Mitglieder. Er wurde 1965 in Bamberg gegründet.
25. Oktober 2014 Bamberg
Eine auf Facebook gegründete Seite "Bamberg wehrt sich - Asylmissbrauch Nein Danke" hat für diesen Tag zur Demo gegen Asylbewerber aufgerufen. Anfänglich ist unklar, wer genau hinter der Gruppe steckt. Womöglich besorgte Bürger? Die Auflösung am Tag der Demo: Es gehen 150 Neonazis auf die Straße, schwarz vermummt. Unter ihnen der aus München angereiste ehemalige Landesvorsitzende der NPD, Karl Richter. Den Neonazis stellen sich weit mehr als 1000 Gegendemonstranten entgegen.
24. Januar 2015 Bamberg
"Bamberg wehrt sich" organisiert erneut eine Kundgebung. Dieses Mal auf dem Maxplatz in Bamberg. Anmelderin ist Nadine H., die im März Vorsitzende des Kreisverbands Bamberg "Die Rechte" werden wird. Bei der Kundgebung redet Sebastian Schmidtke, Berliner NPD-Chef.
16. Februar Nürnberg
Beim ersten Nügida-Aufmarsch sind auch Bamberger Rechtsextreme beteiligt. Der rechtsradikale Aktivist Andreas G. aus dem Kreis Bamberg tritt bei der Veranstaltung als Ordner auf.
1. März Bamberg
Der Kreisverband der Partei "Die Rechte" gründet sich in Bamberg. Landeschef Philipp Hasselbach aus München, einschlägig bekannter Neonazi, ist an dem Tag anwesend, was Bilder auf der Internetseite der Partei beweisen. Die meisten Gesichter darauf sind verpixelt. Eine Person trägt einen Kapuzenpulli, auf dem "Sonnenstudio 88" gedruckt ist. 88 steht für "Heil Hitler". Ein Gesicht bleibt unverpixelt: das von der gewählten Vorsitzenden Nadine H.
7. März Nürnberg
Neben dem bayerischen Landesvorsitzenden der Partei "Die Rechte" und seinem Nürnberger Kollegen Dan Eising demonstrieren auch Rechtsextreme aus Bamberg vor der JVA Nürnberg für die Freilassung des inhaftierten Holocaustleugners Gerd Ittner. Andreas G. tritt nicht nur als Redner auf, im Anschluss an die Demonstration kommt es auch zu einem gewaltsamen Übergriff auf eine feministische Demonstration, an dem sich Andreas G. beteiligt.
1. Mai Saalfeld/Hallstadt
Beim Aufmarsch der nationalsozialistischen Partei "Der III. Weg" im thüringischen Saalfeld sind auch Bamberger Neonazis von "Die Rechte" vertreten. Sie formieren sich hinter einem Banner mit der Aufschrift "Nationaler Widerstand Bamberg". Auf der Rückfahrt wollen die Neonazis spontan in Bamberg eine Kundgebung abhalten, steigen jedoch vorher in Hallstadt aus, um dort zu demonstrieren.
7. Juni Bamberg
Neonazis stören eine Veranstaltung im "Balthasar". Das Vereinsheim in der Bamberger Innenstadt ist ein Treffpunkt für linke Gruppen. Die Angreifer, zum Teil Mitglieder der Partei "Die Rechte", gehen vermummt und aggressiv vor.
29. August Rosenheim
Aus ganz Bayern reisen laut der Initiative "Endstation Rechts" Mitglieder Partei "Die Rechte" nach Rosenheim, um dort gegen Flüchtlinge zu demonstrieren. Auf der Kundgebung hält Nadine H. eine Rede, in der Flüchtlinge als Invasoren verunglimpft werden. Auf einen störenden Gegendemonstranten prügeln mehrere Neonazis - darunter Andreas G. - ein und malträtieren ihn mit Tritten.
12. September Bamberg
Die Gruppe plant eine Kundgebung am Bamberger Bahnhof. Doch wird diese kurzfristig von der Stadt untersagt. Der Grund: Die Rechtsextremen wollten zu einer Hooligan-Demo nach Hamburg reisen, die wird aber wegen Sicherheitsbedenken verboten, als Ersatz wollen die Bamberger Neonazis in der Domstadt demonstrieren. Aufgrund der Verbindung wird die Veranstaltung ebenso untersagt.
21. Oktober Bamberg
Die Polizei durchsucht am frühen Morgen mehrere Wohnungen von Rechtsextremen in Bamberg und in Nürnberg, nimmt elf Männer und zwei Frauen fest. Darunter befinden sich auch führende Mitglieder der Partei "Die Rechte". Wie sich einen Tag später herausstellt, hatten die Rechtsextremen einen Anschlag in Verbindung mit einer geplanten Demo vor dem Balkanzentrum in Bamberg geplant. Die Ermittler finden neben reichlich Propagandamaterial auch eine scharfe Waffe und zwei Kugelbomben. Gegen drei Beschuldigte vollstreckt die Staatsanwaltschaft Bamberg noch am Mittwoch Haftbefehle.
Rechtsextreme Parteien: enge Verbindungen
Die Rechte2012 in Hamburg gegründet, 500 Mitglieder deutschlandweit. Der bayerische Landesverband wurde im Mai 2015 gegründet, hat 40 Mitglieder. Im Kreisverband Bamberg sind zehn feste Mitglieder und 15 bis 20 Sympathisanten.
Der III. Weg
Gilt als Nachfolger des verbotenen Freien Netzes Süd, die Partei weist ideologische Bezüge zur NSDAP auf. In Bayern gibt es etwa 80 Mitglieder.
NPD
Die NPD ist weiterhin die größte rechtsextremistische Partei (5200 Mitglieder). Sie wurde 1964 in Berlin gegründet. Der bayerische Verband umfasst 800 Mitglieder. Er wurde 1965 in Bamberg gegründet.