Die "Bamberg schockt"-App kann Leben retten

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Die "Bamberg schockt"-App zeigt dem Ersthelfer mögliche Standorte von Defibrillatoren in und um Bamberg an. Foto: Bamberg schockt
Die "Bamberg schockt"-App zeigt dem Ersthelfer mögliche Standorte von Defibrillatoren in und um Bamberg an.  Foto: Bamberg schockt
Das sollten Laien beachten, die eine Person mit Einsatz eines automatisierten externen Defibrillators (AED) reanimieren. Den Algorithmus gibt es auch zum Download auf der Internet-Seite der Initiative.
Das sollten Laien beachten, die eine Person mit Einsatz eines automatisierten externen Defibrillators (AED) reanimieren. Den Algorithmus gibt es auch zum Download auf der Internet-Seite der Initiative.
 

Ein 22-Jähriger muss reanimiert werden - der Notfall ist Auslöser für die Initiative "Bamberg schockt". Inzwischen gibt es mehr Defibrillatoren.

Dietmar Willert erinnert sich noch gut an diesen Fall: Vor zwei Jahren bricht ein Student auf dem Sportplatz der Universität in der Feldkirchenstraße zusammen. Er muss reanimiert werden. Dietmar Willert und seine Kollegen nehmen den Notruf entgegen: Sie leiten vom Telefon aus die Erste-Hilfe-Maßnahmen der Laien vor Ort an. So lange, bis der Rettungsdienst eintrifft - der Student kann dank der Herzdruckmassage eines Zuschauers gerettet werden. "Hätte der das damals nicht so super gemacht, wäre der junge Mann wohl nicht so gesund, wie er es heute wieder ist", sagt der stellvertretende Leiter der Integrierten Leitstelle (ILS) im Paradiesweg.

Wer die 112 im Raum Bamberg und Kreis Forchheim wählt, landet bei der ILS. Von dort bekommt er auch kompetente Unterstützung. "Die Disponenten leiten an und bleiben so lange am Telefon, bis der Rettungsdienst vor Ort ist", erklärt Willert.
Seit zirka zwei Jahren wird die standardisierte Telefonreanimation durchgeführt. Kein Laie wird in der Notsituation allein gelassen.


Immer mehr Defibrillatoren

Der plötzliche Herztod, der den damals 22-jährigen Studenten ohne Erste Hilfe ereilt hätte, ist Auslöser für die Initiative "Bamberg schockt", die Christoph Arend ins Leben rief - mit Unterstützung von Hendrik Bachmann, Chefarzt der Kardiologie und Intensivmedizin der Landkreiskliniken. Das Ziel: Der Einsatz automatischer elektrischer Defibrillatoren soll stärker in die Laienreanimation integriert werden.

Arend ist selbst seit Jahren als Rettungsassistent für das Bayerische Rote Kreuz (BRK) im Einsatz. Er hat festgestellt, dass es nur wenige Defis in Stadt und Landkreis gibt, eine Übersichtskarte gar nicht vorhanden ist - und das, obwohl der Einsatz von Defis bei Herzkammerflimmern Leben retten kann.

Nach dem Startschuss der Initiative, die von Bamberger Ärzten, vom BRK sowie lokalen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Privatleuten unterstützt wird, ist nach knapp zwei Jahren eine Vielzahl an Defibrillatoren hinzugekommen. "Was bis jetzt passiert ist, ist sensationell", resümiert Arend zum Tag der Ersten Hilfe am 10. September. Über das BRK haben viele Privatpersonen und Unternehmen Defibrillatoren gespendet, die nun zum Teil meist an öffentlich zugänglichen Orten hängen. Eine App kann kostenlos heruntergeladen werden, die im Notfall eine Anleitung zur Reanimation gibt und eine Karte mit den Defis am aktuellen Standort und der Verfügbarkeit anzeigt.


Hilfe mittels Herzdruckmassage

Bisher sind in der App knapp 70 Standorte in Stadt und Landkreis registriert. Defibrillatoren können in der App auch direkt gemeldet werden. Wer ein solches Gerät besitzt, das an einem zugänglichen Ort zu finden ist, kann dies einfach über sein Smartphone angeben.

Die Karte mit den Standorten liegt inzwischen auch der Integrierten Leitstelle vor. Bei einem Notfall könne man darauf zurückgreifen, sagt Dietmar Willert, und gegebenenfalls Personen zu einem Standort lotsen. Doch stehe bei einem Notruf nach wie vor die sofortige Reanimation bei einem Atem- oder Herzstillstand im Vordergrund. "Die Überlebenschance verringert sich pro Minute um zehn Prozent", sagt Willert. Mit einer Herzdruckmassage kann der Kreislauf aufrechterhalten werden. Unterstützend seien Defibrillatoren sinnvoll.

Die Initiative kann auch Ersthelfern Mut machen, sich im Ernstfall an eine Person heranzuwagen, die dringend Hilfe benötigt. Die Berührungsängste seien noch groß, berichtet Willert. Oftmals müsse am Telefon Überzeugungsarbeit geleistet werden, dass Ersthelfer auch eingreifen: "Wir wissen, dass es eine große Überwindung für Laien bedeutet, fremde Personen zu reanimieren. Deshalb bedanken wir uns auch immer bei den Ersthelfern."


App Die "Bamberg schockt"-App gibt es im App-Store und in Google-Play. Mehr Infos und die Defi-Standorte finden sich auch bei www.bambergschockt.de

Leitstelle Rund 55.000 Einsätze der Rettungsorganisationen werden pro Jahr über die Integrierte Leitstelle (ILS) disponiert. Die ILS arbeitet unter dem Dach des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Bamberg-Forchheim (ZRF).