Der letzte Vorhang ist gefallen

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Mit gelben Rosen verabschiedete sich der langjährige Intendant Rainer Lewandowski (Mitte) von seinem Team. Mit im Bild: Dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner (Zweiter von links) und Kulturreferent Christian Lange (rechts) . Foto: Barbara Herbst
Mit gelben Rosen verabschiedete sich der langjährige Intendant Rainer Lewandowski (Mitte) von seinem Team. Mit im Bild: Dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner (Zweiter von links) und Kulturreferent Christian Lange (rechts) . Foto: Barbara Herbst
Der scheidende Intendant Rainer Lewandowski Foto: Barbara Herbst
Der scheidende Intendant Rainer Lewandowski Foto: Barbara Herbst
 

Eine Ära geht in Bamberg zu Ende. Am Schluss der Spielzeit 2014/15 im E.T.A.-Hoffmann-Theater lud die Stadt Bamberg zum Empfang für das Ensemble. Für 21 Mitarbeiter bedeutete es, Abschied zu nehmen, allen voran Intendant Rainer Lewandowski.

Das letzte Stück der Spielzeit 2014/15, welches das Ensemble ohne Generalprobe auf die Bühne des E.T.A.-Hoffmann-Theaters brachte: Welchem Genre gehörte es an? War es ein Drama? Oder eher eine Tragikomödie? Oder einfach nur auf gut Deutsch ein Trauerspiel?

Tosender Beifall

Zumindest gab es mehrere Vorhänge und tosenden Beifall nach diesem Empfang durch die Stadt Bamberg für das Ensemble, insbesondere für den bisherigen Intendanten Rainer Lewandowski. "26 Jahre lang lag die Entwicklung des Hauses in seinen verantwortungsbewussten Händen, und mit seinem Ausscheiden geht wahrhaftig eine Ära zu Ende", würdigte Bürgermeister und Kulturreferent Christian Lange (CSU) den Intendanten, der nun in den Ruhestand geht.

Der Name Lewandowski stehe synonym für die Theatersanierung und die Wanderspielzeiten, für überregionale, ja internationale Wirkung durch Einladung zu Abstechern und Gastvorträgen, aber auch für die enge Verknüpfung der Stadt durch Projekte mit Bamberg-Bezug und Kooperationen, führte der Bürgermeister aus. Inszenierungen aus Lewandowskis Feder seien mit Fernseh-Aufzeichnungen und Auszeichnungen geehrt worden. "Insgesamt vier Mal wurde sein Vertrag verlängert - die Stadtväter waren also von seinen Leistungen sehr überzeugt", so Lange.

Wunderbar wandelbar

Mit der vergangenen abwechslungsreichen Theatersaison sei einmal mehr bewiesen worden, dass Bamberg über ein bemerkenswertes Theater verfüge, mit kompetenten und kreativen Menschen in den technischen und künstlerischen Gewerken, einem geschmackssicheren künstlerischen Leitungsteam, ausgezeichneten Regisseuren und Ausstattern sowie einem "wunderbar wandelbaren und ausdrucksstarken Ensemble", führte der Redner weiter aus und sagte danke für das "herausragende gemeinsame Engagement".

Nicht übernommen

Nach dieser Lobeshymne fiel der unvermeidliche letzte Vorhang hinter zwanzig weiteren Mitarbeitern, die von der neuen Intendantin Sibylle Broll-Pape nicht für die kommende Spielzeit übernommen wurden. Bürgermeister Lange bat die Männer und Frauen einzeln auf die Bühne, listete für jeden und jede Funktionen und besondere Fähigkeiten auf. Der scheidende Intendant Lewandowski verabschiedete sich von seinem Team mit gelben Rosen und einer herzlichen Umarmung. Das war nicht einstudiert, sondern echte Empathie. "Ihr habt aus dem Theater das gemacht, was es ist", versicherte er den Abschied Nehmenden.

Gleichwohl gelang es Lewandowski in seiner kurzen Ansprache an die Versammlung, Gefühlsregungen zu unterdrücken. Nüchtern brachte er die stattliche Bilanz der vergangenen Spielzeit zu Gehör, "die wir dem Einsatz und Können des gesamten Ensembles aller Sparten und Abteilungen verdanken". Die Gesamtausnutzung der Plätze im Großen Haus, im Studio und bei den Calderon-Spielen habe bei 80 Prozent gelegen.
Rainer Lewandowski dankte für das "lang anhaltende Vertrauen der Stadt Bamberg, dem engagierten Theaterverein und natürlich dem Publikum". Er sparte jedoch nicht mit einem Seitenhieb in Richtung Bürgermeister Lange: "Das partnerschaftliche Verhältnis zur Stadt Bamberg hat sich allerdings im letzten Jahr auseinanderentwickelt", fasste Lewandowski kurz und knapp die Geschehnisse zusammen.

"Zweischneidig"

Bei Sekt und Häppchen reflektierte etwa der Schauspieler Matthias Tuzar, dessen Jahresvertrag nicht verlängert wurde, darüber nach. Diese offizielle Abschiedsstunde sei für ihn "zweischneidig": "Der Arbeitgeber Stadt lobt uns weg und stellt die neue Intendantin ein." Der gebürtige Österreicher geht nun nach Wien zurück und wird dort als freier Schauspieler versuchen, Stückverträge zu bekommen.

Auch für andere bisherige Kollegen und Kolleginnen gestaltet sich die Zukunft ungewiss. Einige haben wohl in anderen Häusern bereits eine Anstellung gefunden, doch etliche können sich nur als "freie Schauspieler" ins Gespräch bringen. "Das ist euphemistisch ausgedrückt, denn sie sind arbeitslos", sagte denn auch Anja Simon, die ab 2003 als Regieassistentin und dann als Dramaturgin und Theaterpädagogin gewirkt hatte. Sie sucht ebenfalls nach einem neuen Arbeitsplatz, und zwar "möglichst in meiner Heimatstadt Bamberg und im kulturellen Bereich".