Der "echte Franke" Markus Söder zündet

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Markus Söder ließ bei seiner Rede kaum ein Thema aus. Foto: Bertram Wagner
Markus Söder ließ bei seiner Rede kaum ein Thema aus. Foto: Bertram Wagner
 
 
 
 
 
 
 
 

Minister Markus Söder war auf Einladung des CSU-Ortsverbandes prominenter Gast bei den Jubiläumsfeierlichkeiten der Geisfelder Feuerwehr.

Nach den Feierlichkeiten "130 Jahre Feuerwehr" brannte es - zumindest verbal - lichterloh im Festzelt: Markus Söder als Staatsminister der Finanzen, Landesentwicklung und Heimat, bot auf Einladung des CSU-Ortsverbandes vor 700 Besuchern, darunter MdB Thomas Silberhorn und MdL Heinrich Rudrof, ein pointenreiches Feuerwerk mit einer breiten Themenpalette und stürmisch gefeiertem fränkischen Bezug. In seiner 40-minütigen, völlig frei gehaltenen Rede mit hohem Unterhaltswert beherrschte er die Klaviatur mit markanten Zahlen, brisanten Themen wie der Maut und den bayerischen Erfolgen ("über ein Jahrzehnt ohne Schulden"), die es möglich machten, als "starkes, selbstbewusstes Land den eigenen Kurs bestimmen zu können".

"Ein echter Franke! Spitze!", als die Bayern- und Deutschlandhymnen verklungen waren, brachte es Gemeinderat und Kreisrat Weghorn treffend auf einen kurzen Nenner. "Söder hat das erfüllt, was ich erwartet habe. Eine Rede mit vielen Pointen und Schlitzohrigkeit." "Auch wenn er europäische oder bayerische Themen anspricht, er vergisst sein Frankenland nicht", freute sich Martin Schilling als Festausschuss-Vorsitzender des Feuerwehr-Jubiläums über den Besuch des Nürnbergers, der nur einmal ins Grübeln kam und sich pessimistisch gab, nämlich als er nach der faszinierenden Fußball-WM die Zukunft "seines Clubs" ins Spiel brachte.

Nachdem der 47-Jährige die beiden Neuen im Amt, Landrat Johann Kalb ("Kenn ich noch net so lang") und den aus Hessen stammenden Bürgermeister Wolfgang Desel ("mit Migrationshintergrund"), zu ihren Erfolgen beglückwünscht hatte, stellte er heraus, dass Deutschland stärker aus der Finanzkrise herauskam als es zuvor war und nun als "europäische Leitlokomotive und Stabilitätsanker" dastehe. Und die Begründung folgte auf dem Fuß: "Deutschland geht es so gut, weil Bayern und Franken so gut da stehen!"


Weiter Weichen stellen

Zurücklehnen werde man sich trotzdem nicht, vielmehr müssen weiter Weichen gestellt werden, auch wenn es derzeit nicht die "Wunsch-Bund-Koalition" sei. Diese unterschiedlichen Philosophien erklärte Söder auf Kabarett-Niveau mit dem privaten Vergleich am Sonntagabend zuhause. Seine Frau bevorzuge Rosamunde Pilcher-Filme, er den Tatort. Zwei TV-Geräte im Hause Söder lösen das Problem, in der großen Politik ist dies natürlich schwieriger, wobei er in diesem Kontext "Steuererhöhungen als falsches Signal" bezeichnete. "Der Staat muss mit dem Geld auskommen, was er hat!" Für ihn unverständlich ist auch der Sturm der Entrüstung zum Thema Maut. "Das ist doch fair, die Bundesregierung hat Recht. Die anderen Länder machen dasselbe!"

Ins Schwärmen geriet Söder über die "bayerische Situation, wie es sie nirgendwo gibt", und spielte dabei auf die Verschuldung der anderen Bundesländer an. "Wir sind Vorbild in Europa und tilgen sogar alte Schulden. Dadurch sparen wir eine Milliarde Euro pro Jahr ein, während manche Länder eine Insolvenzberatung brauchen. Bayern wird nicht zum Spielball von Rating agenturen!"

Der fränkische Applaus brandete auf, als der bayerische Finanz-Chef dem Publikum mit großer Geste zurief, dass München hinsichtlich der Investitionen zu gut abschneide und bei aller Liebe etwas mehr für Franken getan werden müsse. "Nicht jede Behörde muss in München sitzen."

"Es darf kein Bayern mit zwei Geschwindigkeiten geben", so riss Söder das Breitband-Thema im ländlichen Raum an und brachte das größte Förderungsprogramm der letzten 40 Jahre aufs Tablett. Die Zahlen beeindruckten: 1,5 Milliarden Euro in Bayern (jede Gemeinde 500 000 Euro) - im Vergleich dazu Baden-Württemberg mit 50 Millionen. Und dies alles, obwohl noch fünf bayerische Milliarden in den Länderfinanzausgleich fließen.
Nachdem Söder den Hausherren ("Die Feuerwehr hat grandios gefeiert und hilft ja auch grandios") lobte, befürwortete Bürgermeister Wolfgang Desel in seinem Grußwort den neuen Söder-Heimat-Dienstsitz in Nürnberg, stellte der "Migrant" die Großgemeinde kurz vor und legte das Schwergewicht auf den kommunalen Finanzausgleich sowie die ICE- und Güterausbaustrecke Nürnberg-Berlin. "Zielorientierte Gelassenheit" wünschte sich Desel.


Levis Strauss statt Dürer

Apropos Wunsch: Landrat Johann Kalb möchte, dass der Nürnberger Flughafen nicht nach dem bekanntesten Franken zwischen New York und Moskau, nämlich Albrecht Dürer, sondern nach dem bekanntesten Franken zwischen Nord- und Südpol benannt werde. "Levis Strauss-Airport" forderte er unter frenetischen Beifall.
Natürlich durfte an diesem "politischen Abend" beim Jubiläum der Eintrag ins "Goldene Buch" der Gemeinde ebensowenig fehlen wie das passende Gastgeschenk mit kulinarischen regionalen Köstlichkeiten für den Minister.


Das bleibt haften

Kurzweilige Reden, allesamt straff organisiert, und dazu heimische Einlagen, in diesem Falle von der Blasmusik und dem Chor der Kulturellen Dorfgemeinschaft Geisfeld (Leitung: Konrad Kalb bzw. Herbert Schön), so bleiben derartige Veranstaltungen während der Legislaturperiode und nicht in Wahlkampfzeiten in bester Erinnerung. Das 130er-Jubiläum der Feuerwehr in Geisfeld wird sicherlich noch lange mit dem waschechten Franken Markus Söder verbunden bleiben.