Der bleiche Raucher am Schönleinsplatz

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Prinzregent Luitpold und sein Paradepferd Foto: Sabine Christofzik
Prinzregent Luitpold und sein Paradepferd Foto: Sabine Christofzik
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Nicht nur Angenehmes steht, sitzt und liegt herum auf den Wiesen zwischen dem berühmten Medicus und dem Prinzregenten.

Aaaah, der Typ im Leichensack! Den mag ich am liebsten. Hätte nie gedacht, dass ich ihn hier treffe. Unter einer Ruhebank.

Er liegt im Dreck. Doktor Schönlein hat ihm wohl auch nicht helfen können, dem notorischen Qualmer. Zumindest weiß ich jetzt, wie der Satz "Rauchen Sie weiter und das Leben zieht den Reißverschluss zu" auf polnisch aussieht. Oder was steht da immer auf den Zigarettenpackungen? Das kommt davon, wenn man an Supermarktkassen stets angestrengt zur Seite schaut, wenn Tabakwaren sich ins Blickfeld drängen.

Nur bei dem perfekt geschminkten Jüngling im weißen Futteral riskiere ich ein Auge. Da ist nichts schwarz wie bei den Fotos von Lungen und Zehen.

Einige Zentimeter weiter die Abbildung eines fauligen Unterkiefers, garniert mit einem Warnhinweis in der Sprache des Nachbarlandes im Osten. Gingen auch die Kräfte der Zigarettenschachtelbesitzer langsam zu Ende, so dass sie es nicht mehr geschafft haben, die wenigen Gramm Dünnpappe einige Meter weiter in den Mülleimer zu befördern?

Und so liegen da die Glimmstengelbehälter in Gesellschaft eines Kugelschreibers ganz in der Nähe des Reformators der deutschen Medizin, der sich mit Husten (und toten Körpern) sehr gut auskannte. Nach Johann Lukas Schönlein, der mit unergründliche Miene aus seinem verglasten Kasten auf die roten Männer in der Ferne schaut, ist der Platz benannt.


Die Kehrseite der hockenden Chinesen

Den hatte ich hauptsächlich angesteuert, um die Kamera den hockenden Chinesen mal unter den Poppes zu halten - eine Ansicht, die ich noch nirgends gesehen habe, obwohl es Fotos von den gelackten Kerlen mittlerweile (wieder) zu Hauf gibt.

Nun ist auch klar warum: Diese Perspektive gibt nicht viel her. Außer man lässt beim Drücken des Auslösers den eigenen Skalp ins Bild pendeln - was in diesem Fall aber unbeabsichtigt geschah.

Mehr zu sehen gibt es dagegen in und um die große Krippe. Maria und Josef müssen die letzten Meter zum Stall wie auf Wolken gegangen sein, so weich wirken die Moospolster von Weitem.