Das Welterbe Bamberg ist ihr Beruf

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Patricia Alberth bei ihrem Vortrag im Renaissancesaal Foto: Christina Lotter
Patricia Alberth bei ihrem Vortrag im Renaissancesaal Foto: Christina Lotter

Bei der Unesco ist das Weltkulturerbe Bamberg glücklicherweise nicht negativ bekannt. Leider falle die Stadt dort bisher aber auch positiv kaum auf. Das will Patricia Alberth, die neue Leiterin des Zentrums Welterbe Bamberg, ändern. Sie stellte sich und ihre Arbeit bei einem Vortrag vor.

Seit November ist sie im Amt - Zeit für eine erste kleine Bilanz und den großen Ausblick auf Pläne und Ziele. Beides verknüpfte Patricia Alberth, die neue Leiterin des Zentrums Welterbe Bamberg, in ihrem Vortrag "Das Welterbe Bamberg aus Unesco-Sicht" im gut besuchten Renaissance-Saal des Rathauses Geyerswörth.

Ihren "Helikopterflug" über Bamberg - also: Wie wird Bamberg von außerhalb der Stadtmauern wahrgenommen? - begann sie mit einer Einführung in die Internetseite der Unesco, auf der, für jedermann zugänglich, die grundlegenden Informationen zu sämtlichen Welterbestätten abrufbar sind.

So sind dort etwa die Nominierungsakte, aber auch die Bewertungen der einzelnen Welterbestätten durch Unesco-Gremien einzusehen.
Ebenfalls gibt es auf der Homepage eine Art ‚Problemstatistik', die anzeigt, wie oft das Welterbekomitee sich innerhalb der letzten Jahre mit einer Stätte auseinander gesetzt hat.

Um auf die Tagesordnung des jährlich tagenden Komitees zu gelangen, muss eine Stadt zum Beispiel Entscheidungen, etwa über Bauvorhaben, getroffen haben, die den Status des Welterbes potenziell gefährden. Erfreulich für Bamberg: Die Problemstatistik liegt bei Null, das Welterbekomitee sieht also keinen Diskussionsbedarf - im Gegensatz etwa zu Regensburg oder Köln.

Stuft das Komitee eine Welterbestätte tatsächlich als gefährdet ein, landet diese auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes. "Und sobald eine Stätte einmal auf der Roten Liste steht", so Alberth, "nimmt das Komitee sie noch kritischer unter die Lupe." Im Extremfall führe das bis zur Aberkennung des Welterbestatus', wie etwa 2009 beim Dresdner Elbtal.

Andererseits wusste Patricia Alberth, die zuvor acht Jahre am Hauptsitz der Unesco in Paris tätig war, auch zu berichten, dass Bamberg dort zwar nicht negativ auffällt, aber auch nicht als Positivbeispiel wahrgenommen wird.

Eines ihrer erklärten Ziele als Leiterin des Zentrums Welterbe wird es daher sein, "eine bessere Vernetzung nach Paris" herzustellen. Es gehe auch darum, für innovative Projekte zu werben und sie international bekannter zu machen.

Daneben liegt es ihr aber vor allem am Herzen, das Bewusstsein der Bamberger für das Weltkulturerbe zu stärken. "Besonders junge Leute", ist sie überzeugt, "müssen an das Weltkulturerbe herangeführt werden." Deswegen werden bestehende Schulkooperationen weitergeführt und neue geplant. Darüber hinaus sollen Veranstaltungen, wie etwa ein Familientag oder der Welterbetag, Kindern und Jugendlichen Schützens- und Erhaltenswertes näher bringen.

Ganz aktuell steht außerdem die Erstellung eines neuen Managementplans an, der seit 2005 für alle Welterbestätten verpflichtend ist. Zur offiziellen Auftaktveranstaltung dieses Prozesses Anfang Mai lädt Patricia Alberth schon jetzt alle Bamberger ein.

Hohes Engagement der Bürger

Bürgerbeteiligung und Partizipation sind Stichworte, die bereits in der Umfrage des Zentrums Welterbe Bamberg anlässlich des Tags der offenen Tür im Rathaus fielen. Als Ergebnis der Umfrage bescheinigte Alberth den Bambergern nicht nur ein hohes Engagement für das Weltkulturerbe, sondern auch ein ausgeprägtes Bewusstsein für mögliche Gefährdungen desselben.

Dies stellte das Publikum in der anschließenden Fragerunde sogleich unter Beweis und nahm Bezug auf den geplanten Bahnausbau: Eine "Vorreiterrolle" solle das Zentrum Welterbe in dieser Diskussion einnehmen, um die Sichtachsen zu erhalten. Alberth erläuterte: "Das Problem liegt bereits in Paris, die Diskussion ist dort bekannt. Allerdings können die Auswirkungen schlecht beurteilt werden, solange nicht mehr Details bekannt sind."
Außerdem gab sie zu bedenken, dass nicht nur die Sichtachsen, sondern auch die Grundwasserversorgung des immateriellen Kulturguts der Bamberger Gärtnerei berücksichtigt werden müssten. Natürlich werde man sich aktiv in die Diskussion einbringen.

Die Unesco kennt verschiedene Arten von Welterbestätten bzw. Denkmälern: Weltkulturerbestätten (Kulturdenkmäler), Weltnaturerbestätten (Naturdenkmäler) und gemischte Welterbestätten (Kultur und Natur), darüber hinaus das Weltdokumentenerbe sowie immaterielles Kulturerbe.
Rechtliche Grundlage ist das Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt (Welterbekonvention). 191 Länder haben es unterzeichnet.

Welterbestätten gibt es in über 160 Ländern. Deutschland gehört mit 38 Welterbestätten weltweit zu den Top 5 - neben Italien, China, Spanien und Frankreich. Maximal zwei Stätten werden pro Jahr neu auf die Liste gesetzt.