Trotz eines eisigen Jura-Windes: Tausende Besucher kamen am Sonntag nach Steinfeld, das sein 950-jähriges Bestehen feierte. Den Gästen wurde viel geboten.
Noch zehn Grad drunter und leise wäre der Schnee gerieselt: Suchte man vor einer Woche noch den Schatten, herrschte am lang ersehnten und durchgeplanten Festwochenende auf dem Jura allenfalls erträgliches Wanderwetter.
Aber das hielt die 400 Dorfbewohner und tausende von Gästen nicht davon ab, aus besonderem Anlass zünftig zu feiern: 950 Jahre sind seit der ersten urkundlichen Erwähnung des 476 Meter hoch gelegenen Juradorfes vergangen. Da lädt man sich gerne mal Gäste ein.
"Ja, die Bärcher, des sän die Hard'n!" stellte ein Besucher angesichts der Massenbewegung auf der für den Durchgangsverkehr gesperrten B 22 fest.
Eröffnet worden war das Jubiläum mit einem Festabend am Samstag. Der Erste Bürgermeister von Stadelhofen, Ludwig Göhl, begrüßte dazu viel Prominenz, auch den Schirmherrn, MdL Heinrich Rudrof (CSU).
Einst sechs Brauereien
Bezirksheimatpfleger Günter Dippold beleuchtete besonders die Bierkultur des Ortes, in dem es einmal sechs Brauereien und ebenso viele Gaststätten gab. Die "Hübner Bräu" und drei Gaststätten sorgen heute noch für Speis' und Trank: Steinfeld ist längst kein Geheimtipp mehr unter den Naherholungssuchenden in der Region.
Im Festgottesdienst am Sonntag beschäftigte sich der 1941 in Stadelhofen geborene Pfarrer Hans Hübner mit den Sorgen und Nöten der Menschen von einst und jetzt. Der Ortsname lässt auf ein karges Umfeld schließen und das zwang seine Bewohner von jeher in einen harten Kampf ums Dasein. Gleichwohl ging von der örtlichen St.-Martins-Kirche Heil und Segen aus.
Für das Jubiläumfest hatte man einen Ochsen vom fränkischen Weidevieh geschlachtet und am Spieß gegrillt: Eine Delikatesse von 320 Kilo Gewicht. Ab 11 Uhr standen die Gäste danach Schlange. Wem der Anblick zu martialisch war oder das Warten zu lange wurde, musste keinen Kohldampf schieben: Gegrillt, gesotten und gebrutzelt wurde überall - entlang der Ortsdurchfahrt und in den Seitengassen.
Viel zum Schauen und Staunen
Früher lebte man in dem Juradorf beschwerlicher. Davon erzählten die Bewohner gestern anschaulich.
Die Feuerwehr führte mit ihrer 1877 in Dienst gestellten, selbst ansaugenden Handdruckspritze die bescheidenen Mittel im Brandfall vor. Margit Herrnleben, Hanna Wolf und Barbara Müller zeigten, wie schmutzige Wäsche gekocht, gerumpelt und gestampft wurde, als der Hausfrau noch keine Maschine zur Verfügung stand.
Daniel Groh und Sebastian Neuner warfen zwei aus bäuerlichem Besitz überlieferte Erntemaschinen an. Eine handbetriebene Windfege half, das geerntete Getreide in Korn, Spelzen, halbe Körner (Hühnerfutter) und Unkraut zu trennen. Ein Stiftendrescher, ebenfalls manuell in Schwung gebracht, löste den Dreschflegel ab. Die Rumpelkiste diente Bauern, bis es Dampfdrescher gab und schließlich, in den 1920er Jahren, Kraftstrom die Dreschmaschine antrieb.
Heute kann sich der Landwirt schon mal einen 670 PS starken, selbstfahrenden Feldhäcksler ausleihen. So ein "Monster" war genauso zu sehen wie ein Holzvollernter für die rationelle Waldarbeit.
Zwischendurch wurden Kindheitsträume geweckt: mit einer 150 Jahre alten Hochzeitskutsche, einem feuerroter Porsche-Traktor oder einem 20 PS "starken" DKW , Baujahr 1954.
Und: Wie schön zu wissen, dass es den Hufschmied noch gibt, den Korbmacher, den Landmetzger, den Schafscherer und die Imker. Steinfeld hat gezeigt, wie Leib und Seele zusammengehalten werden und wer daran seit Jahrhunderten Anteil hat. Es war ein schönes Fest.