Und wieder bleiben die Fitnessstudios leer

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Matthias Albrecht in seinem Fitnessstudio. Vor der erneuten Schließung hat er hier Geräte gesperrt, um für großzügigen Abstand zu sorgen, und "Begegnungsverkehr" vermieden. Foto: Matthias Hoch
Matthias Albrecht in seinem Fitnessstudio. Vor der erneuten Schließung hat er hier Geräte gesperrt, um für großzügigen Abstand  zu sorgen, und "Begegnungsverkehr" vermieden. Foto: Matthias Hoch
Rainer Schaller (RSG Group, u.a. McFit): "Niemand aus der Politik hat Interesse daran, der Wirtschaft mutwillig zu schaden." Foto: privat
Rainer Schaller (RSG Group, u.a. McFit):  "Niemand aus der Politik hat Interesse daran, der Wirtschaft mutwillig zu schaden." Foto: privat
 
Blick ins Burgebracher Fitnessstudio der Familie Albrecht. Foto: Matthias Hoch
Blick ins Burgebracher Fitnessstudio der Familie Albrecht. Foto: Matthias Hoch
 
Blick ins Burgebracher Fitnessstudio der Familie Albrecht. Foto: Matthias Hoch
Blick ins Burgebracher Fitnessstudio der Familie Albrecht. Foto: Matthias Hoch
 
Blick ins Burgebracher Fitnessstudio der Familie Albrecht. Foto: Matthias Hoch
Blick ins Burgebracher Fitnessstudio der Familie Albrecht. Foto: Matthias Hoch
 
Blick ins Burgebracher Fitnessstudio der Familie Albrecht. Foto: Matthias Hoch
Blick ins Burgebracher Fitnessstudio der Familie Albrecht. Foto: Matthias Hoch
 
Blick ins Burgebracher Fitnessstudio der Familie Albrecht. Foto: Matthias Hoch
Blick ins Burgebracher Fitnessstudio der Familie Albrecht. Foto: Matthias Hoch
 
Blick ins Burgebracher Fitnessstudio der Familie Albrecht. Foto: Matthias Hoch
Blick ins Burgebracher Fitnessstudio der Familie Albrecht. Foto: Matthias Hoch
 
Blick ins Burgebracher Fitnessstudio der Familie Albrecht. Foto: Matthias Hoch
Blick ins Burgebracher Fitnessstudio der Familie Albrecht. Foto: Matthias Hoch
 
Blick ins Burgebracher Fitnessstudio der Familie Albrecht. Foto: Matthias Hoch
Blick ins Burgebracher Fitnessstudio der Familie Albrecht. Foto: Matthias Hoch
 

Die Albrechts haben viel investiert, damit Burgebracher Fitnessfreunde weiter trainieren können. Wie die ganze Branche mussten sie nun zum zweiten Mal in einem Jahr schließen. Das schürt Ärger und Zukunftsängste.

Matthias Albrecht versteht die Welt nicht mehr. Auch er befindet sich mit seinem Studio Funatic Fitness mittlerweile im zweiten Lockdown. Und das im Jahr, nachdem er seinen eine Million Euro teuren Neubau mit einer Fläche von 1000 Quadratmetern eröffnet hatte. Für den musste sich der 49-Jährige hoch verschulden. Nun plagen Albrecht nicht nur Ängste um die wirtschaftliche Zukunft seiner Familie und seiner Mitarbeiter, er fühlt sich von der Politik auch zutiefst ungerecht behandelt.

"Wir haben alles richtiggemacht, Auflagen sogar übererfüllt, unsere Mitarbeiter geschult, überall Schilder aufgehängt, alle Kontakte erfasst, Laufwege organisiert. Bei uns gibt es großzügige Abstände, Fenster vor fast jedem Fitnessgerät, Luftreiniger, neun Meter Deckenhöhe und an allen Ecken Desinfektionsmittel-Spender - was sollen wir denn noch machen?", fragt Albrecht. 10 000 Euro habe er allein investiert, um allen Hygienevorschriften gerecht zu werden.

Als er kürzlich wieder einkaufen war, sei er wütend geworden. Denn im Supermarkt standen die Kunden dicht an dicht, sie konnten alles anfassen und keiner wurde namentlich erfasst. "Wir haben hier 50 Quadratmeter für jeden, der Sport treibt, und eine fast krankenhausähnliche Sicherheitsstufe. Im Supermarkt sind es für jeden Kunden vielleicht zehn Quadratmeter."

Videos kommen gut an

Seinem Ärger machte der Fitnessstudio-Betreiber mittlerweile in zwei weitverbreiteten Facebook-Videos Luft, in denen er nicht nur seine Existenzängste schildert, sondern den Zuschauern auch einen virtuellen Rundgang durch seinen Neubau ermöglicht. Nach dem ersten Lockdown hat sich Albrecht sehr gefreut, dass circa 80 Prozent seiner Kunden wieder zum Training gekommen sind. Aber gerade vor den für die Fitnessstudios lukrativsten Herbst- und Wintermonaten musste er wieder schließen.

Der Ende November von Bund und Ländern beschlossene Teil-Lockdown betrifft "sämtliche Bereiche der Freizeitgestaltung". Die bundesweit 10 000 Fitnessstudios mussten daher ihren Betrieb ebenso vollständig einstellen wie unter anderem auch Schwimm- und Spaßbäder oder der Freizeit- und Amateursport auf allen öffentlichen und privaten Sportanlagen. Der Bund will mit den Kontaktbeschränkungen die massiv steigenden Corona-Infektionszahlen in den Griff bekommen. Die Fitnessstudios haben aber schon mit den Folgen der Corona-Schließungen im Frühjahr zu kämpfen. "Ein Monat geschlossen kostet ein Jahr, um den Schaden wiedergutzumachen", hat die Präsidentin des Fitnessstudioverbandes DSSV, Birgit Schwarze, noch vor dem zweiten Lockdown festgestellt.

Sehr hart gearbeitet

Die hiesigen Fitnessstudios halten auch während der Schließung Kontakt zu ihren Kunden und beraten telefonisch oder online. "Wir haben unsere Übungen komplett auf Workouts umgestellt, die man auch daheim machen kann", sagt Sabine Buuck, die Inhaberin von Crossfit in Hallstadt. Die Teilnehmer haben eine App, mit der sie auch alleine trainieren könnten. Und vor dem Lockdown haben sie bewegliches Trainingsgerät von der Kurzhantel bis zum Medizinball mit nach Hause genommen. Über die App und regelmäßige Zoom-Kurseinheiten bleiben sie zudem virtuell verbunden.

"Das ist natürlich nicht vergleichbar mit dem, was man hier machen könnte. Aber es ist gut, um die Zeit zu überbrücken", sagt Buuck. Auch für sie war die neuerliche Schließung bitter. "Wir hatten alles super durchdacht, jeder hatte seinen Bereich, wir haben den -Gehalt gemessen und ständig gelüftet. Da konnt e sich eigentlich keiner anstecken." Nun hoffe auch sie inständig, in vier Wochen wieder öffnen zu können.

Schaller zeigt Verständnis

"Wir haben vollstes Vertrauen in die Politik und gehen die Entscheidungen selbstverständlich alle mit. Gesundheit ist schlichtweg das Wichtigste. Und niemand aus der Politik hat Interesse daran, der Wirtschaft mutwillig zu schaden", sagt Rainer Schaller. Der Schlüsselfelder ist Gründer und Geschäftsführer der RSG Group, zu der unter anderem die europaweit rund 250 Studios der Marke McFit gehören. "Natürlich ist es enttäuschend, wenn man sein Geschäft schließen muss und seinen Mitgliedern nicht den gewohnten Service bieten kann - alles andere als diese Haltung wäre komisch."

Auch sein Unternehmen habe "wirklich sehr hart daran gearbeitet, die Hygiene-Vorgaben und Regeln umfassend umzusetzen". Schaller schätze es aber, dass es dieses Mal eine bundesweite Lösung gibt "und nicht wieder einen individuellen Flickenteppich, was während des ersten Lockdowns nicht ganz einfach für uns in der Umsetzung war".

2021 wird das "schwerste Jahr"

In Burgebrach hofft man derweil darauf, dass die Mitglieder so treu bleiben, wie sie es bislang waren. Viele Mitglieder ließen im Frühjahr ihre Beiträge weiterlaufen - und dürfen das Studio dafür im kommenden Jahr einige Monate kostenlos nutzen. Was den Albrechts in diesem Jahr sehr geholfen hat, wird sich freilich dann 2021 negativ auf der Einnahmenseite bemerkbar machen. Weshalb der Betreiber sagt: "Das nächste Jahr wird das schwerste."

Wenn auch den Fitnessstudios, wie von der Politik angekündigt, tatsächlich 75 Prozent der ausgefallenen Einnahmen erstattet würden, wäre das für Matthias Albrecht eine große Hilfe. Aber er hat Zweifel: "Das wird wieder an alle möglichen Bedingungen geknüpft. Laut Steuerberater wird zum Beispiel Kurzarbeit anteilig angerechnet." Nun fordert Albrecht für alle betroffenen Branchen pragmatische Lösungen.

Umsatzverluste nicht wegzudiskutieren

"Ich will Corona auf keinen Fall kleinreden, will nicht, dass es sich verbreitet, und stehe auch sehr hinter den Kontaktbeschränkungen. Aber dass es nun auch wieder Gastronomen, Kulturschaffende oder Fitnessstudio-Betreiber trifft, die alle Regeln eingehalten haben, ist einfach ungerecht", sagt Albrecht. Deshalb werde auch der Unmut in der Bevölkerung immer größer. Nun wünsche der 49-Jährige sich Perspektiven statt neuer Hürden. Denn seine großen Umsatzverluste könne keiner wegdiskutieren.

Dass es Ende November wirklich weitergeht, kann sich Matthias Albrecht auch nicht vorstellen: "Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber ich fürchte, das wird mindestens bis Januar dauern." Allerdings dürfe es dann nicht wie im Frühjahr sein, als etwa Spielotheken einen Monat früher wieder öffnen durften als Fitnessstudios. "Denn wir leisten schließlich einen Beitrag dazu, dass sich unsere Mitglieder gesund und fit halten."