Die Sorge um ihre Jobs treibt die Bosch-Mitarbeiter auf die Straße. Eine rasche Elektrifizierung der Antriebstechnogien hätte schlimme Folgen für Bamberg.
Wenn es ein Zeichen dafür gibt, wie stark die Region Bamberg vom Dieselmotor abhängt, dann wohl dieses: Der Platz vor dem Werkteil 1 und 2 in der Robert-Bosch-Straße ist an diesem Donnerstagmittag in Rot getaucht. Von 3000 Bosch-Mitarbeitern, die nach einer Betriebsversammlung den Weg zum Werkstor finden, trägt der Löwenanteil Westen in der Farbe Rot. Man muss wissen: Rot steht für den Anteil von Mitarbeitern, die in Bamberg Diesel-Komponenten fertigen. Die Boschler in den Farben Blau und Weiß sind dagegen eine Minderheit. Sie stehen für die Beschäftigungszahlen bei "Benzinern" und Elektroautos.
Für alle, denen sich das Farbenspiel beim Bosch-Aufmarsch nicht erschloss, erklärte Mario Gutmann, die Symbolik in drastischen Worten: "Wenn die Elektrifizierung in vollem Umfang kommt, dann sind die Roten und die Blauen weg. Dann bleibt nur noch dieses traurige Häuflein der Weißen übrig - und auch die arbeiten nicht in Deutschland oder Europa, sondern in China."
Für Bamberg und die gesamte Region steht viel auf dem Spiel. Noch beschäftigt der größte heimische Arbeitgeber zwar 7400 Mitarbeiter. Doch die Belegschaft schrumpft parallel zum Rückgang der Nachfrage nach Dieselkomponenten bereits seit Jahren. Niemand weiß, wo das enden wird. Gutmann jedenfalls spricht von einer Reise mit "dramatischen Zügen". Bosch werde auf unter 5000 Leute runterkommen, ein massiver Aderlass - trotz der Übernahme der Auszubildenden. "Es geht ans Eingemachte, es geht ums Geld der Leute, und es geht noch weiter", ruft der Arbeitnehmervertreter den Menschen zu.
Der Schrumpfkurs hat begonnen
Der Schrumpfkurs beim größten Bamberger Arbeitgeber ist ein Fakt, den am Donnerstag auch Martin Schultz, kaufmännischer Werkleiter im Bosch-Werk Bamberg, bestätigt. Jährlich verliert das Werk über Vorruhestandsregelungen, Altersteilzeitverträge und Abfindungen 200 bis 250 Mitarbeiter. Um die Flaute abzufangen, schickt Bosch seine Mitarbeiter erstmals in den unfreiwilligen Osterurlaub. Immerhin: Betriebsbedingte Kündigungen sind bisher ausgeschlossen, das Beschäftigungsniveau werde "einvernehmlich" reduziert, betont Schultz.
Demonstrativ Seite an Seite stehen Belegschaft und Werkleitung in Sachen Diesel. Gutmann prangerte die einseitigen staatlichen Subventionen für die Elektrifizierung an. Die Werkleitung betonte die Zukunftschancen, die der "moderne Diesel dank des geringen Verbrauchs und des geringen -Ausstoßes" habe.
Doch einfach wird es nicht, den Standort Bamberg in seiner jetzigen Stärke zu sichern. Johann Horn, IG-Metall-Bezirksleiter, nahm die Politik, aber auch die Geschäftsleitung in die Pflicht: "Wir erwarten, dass Bosch gemeinsam mit der Gewerkschaft und den Beschäftigten ein Zukunftskonzept für Bamberg entwickelt.
der e-motor wird sich im laufe der zeit, ob seiner grossen probleme, als genau so ein irrweg herausstellen wie die atomenergie
Bosch-Mitarbeiter, eure Geschäftsleitung hat doch bei dem Dieselskandal kräftig mit geholfen und ist doch für den Rückgang der Nachfrage nach Dieselkomponenten und den evtl. Aderlass eurer Arbeitsplätze mit verantwortlich. Die Politiker kassieren doch bloß ab und sind nur noch das Sprachrohr der Großindustrie, die bestimmt was in D gemacht wird.
Die Angestellten von Bosch können sich bei ihren Bossen herzlich bedanken. Haben sich doch vor Jahresfrist entschieden aus Forschung und Produktion von Batteriezellen für Elektroautos auszusteigen: https://heise.de/-3983465
Bosch ist deswegen jetzt auch bei keinem der europäischen Batterie-Konsortien dabei - einschließlich dem, für das Recycling von E-Auto-Batterien.
So bringt man sich selbst in die Rolle des Pferdekutschers!
Entgegen dem Trend habe ich mir jetzt einen Neuwagen mit Diesel-Motor gekauft. Zur Einstufung in die "Gefahrenzone" erhielt der Wagen eine Euro 4 Plakette. Der Wagen erfüllt die Norm 6d, also die sauberste Dieselausführung aller Zeiten. Warum erhält der Wagen dann eigentlich keine blaue Umweltplakette, warum nicht Euro 5? Kann ich jetzt weiterhin nach Stuttgart, Hamburg oder Berlin fahren?
Wieso kommen die gewählten Volksvertreter hier nicht endlich in die Gänge, reden Klartext und machen entsprechende Gesetze? Das geht mir fürchterlich auf den Keks!
Über den Tellerrand zu schauen, ist lange aus der Mode. Doch nur in isolierten Sachverhalten zu denken, kann in unserer komplexen Welt keine sinnvollen Lösungen erbringen.
Der Klimaschutz ist unverzichtbare Notwendigkeit. Viel Zeit ist bereits verloren, von Hysterie kann diesbezüglich keine Rede sein. Aber allein die Antriebsart im Verkehr zu ändern, löst nicht nur dieses Problem nicht (auch "Ökostrom" ist, zwar nicht im selben Maß, mitnichten ohne negative Auswirkungen auf unsere natürlichen Lebensgrundlagen; die Produktion einer Antriebsbatterie verbraucht soviel Energie wie ein Mittelklassewagen in mehrjährigem Betrieb), sondern auch kein anderes (Flächenverbrauch, ineffektive Rohstoffnutzung, Unfallgefahr, unwirtliche Städte, ...).
Das Verkehrssystem hätte schon vor Jahrzehnten umgestaltet werden müssen, von entsprechender Siedlungspolitik flankiert. Die Subventionen, die heute - überwiegend versteckt bzw. anders deklariert - in das System des motorisierten Straßenverkehrs fließen, übersteigen nicht nur die aller anderen erdgebundenen Verkehrsarten deutlich. Für öffentlichen Fern- und vor allem Nahverkehr (95 % allein der Bahnkunden nutzen letzteren), Rad- und Fußverkehr und Ergänzungen (CarSharing u. a.) eingesetzt, bewirkten sie deutlich mehr Arbeitsplätze als in der Automobilwirtschaft bedroht sind.
Warnende Stimmen gibt es lange: Je länger der notwendige Wandel verhindert wird, desto härter werden die sozialen Folgen zu spüren sein. Die Stahlindustrie hat es weitgehend hinter sich, die Kohle steckt mittendrin, der Energiesektor taumelt hin und her, im Verkehr hat man noch nicht einmal wirklich begonnen.
Und nicht vergessen werden darf: Die Krise des Dieselmotors rührt nicht von den wenigen Elektroautos her, die bislang fahren. Hier haben - in trauer Gemeinsamkeit - Industrie und Politik durch Betrug und Lüge Vertrauen zerstört.