Bambergs wohl erste Kirchengemeinde hat "Erlöser-App"

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Rolf Lang hat sie installiert, die wohl erste App einer Kirchengemeinde in Bamberg. Foto: Ronald Rinklef
Rolf Lang hat sie installiert, die wohl erste App einer Kirchengemeinde in Bamberg. Foto: Ronald Rinklef

Die Erlöser-Kirchengemeinde ist offenbar die erste in Bamberg mit eigener App - damit Nutzer von mobilen Endgeräten direkter angesprochen werden. Das Erzbistum plant einen GPS-Kirchenfinder.

Wie kriegt man die "Facebook-Verweigerer"? Vielleicht mit dieser App, hat sich Rolf Lang gedacht. Der 56-Jährige ist Meßner (offiziell "Kirchner") in der Bamberger Erlöserkirche. Und er mag Technik - auch, weil man sie dazu nutzen kann, Menschen mit dem Glauben in Kontakt zu bringen. Mit Gott, mit der Kirche.

In diesem Fall: der Erlöserkirche. Wann ist ein Gottesdienst mit Abendmahl? Wann ein Konzert in der Kirche? Findet auch nächste Woche morgens um sieben wieder eine Passionsandacht statt? Sicher, das steht alles auch im Gemeindebrief oder auf dem Zettel mit den Abkündigungen, der in der Kirche ausliegt. Auf diesen klassischen Wegen kommen die Gemeindemitglieder an Informationen.

Doch auch soziale Netzwerke wie Facebook oder Applikationen (kurz "Apps) für mobile Endgeräte, haben in der Kirchengemeinde ihre Fans. Genauer gesagt: 114 auf Facebook - so viele haben auf der Seite "Evangelische Erlöserkirche Bamberg" das "gefällt mir"-Symbol geklickt. Die "Erlöser-App" wurde bisher 32 Mal herunter geladen.

Die kostenlose Anwendung gibt es seit einem viertel Jahr. So richtig Werbung hat Rolf Lang dafür bisher noch nicht gemacht. "Wir sind da sehr vorsichtig einstiegen", sagt er. "Im nächsten Gemeindebrief wird darauf aufmerksam gemacht."

Er findet: Das Schöne ist, dass man nicht beim sozialen Internet-Netzwerk Facebook angemeldet sein muss. Es gebe ja einige "Facebook-Verweigerer". "Leute, die Angst um ihre Daten haben. Man muss im Internet immer aufpassen, was und wie viel man von sich preis gibt."

Was die Facebookseite der Erlöserkirche "preis gibt", sind zum Beispiel Termindaten oder Hinweise, wie auf die Kinderbibelwoche. Außerdem kann man sich auf einer Karte anzeigen lassen, wo die Erlöserkirche liegt.

Rolf Lang postet (="veröffentlicht") auch Fotos, etwa vom geschmückten Altar oder vom Kirchturm, der von im Frühling blühenden Büschen eingerahmt ist. Immer wieder teilt der Kirchner außerdem Bilder von der Facebookseite von Heinrich Bedfort-Strohm, dem Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Erst Facebookseite, dann App

Im Mai 2005 hat Rolf Lang die Facebookseite aktiviert, vor kurzem die App - warum? "Ich bin über den Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Bayreuth dazu gekommen. Deren App habe ich gesehen und habe mir gedacht: Das nehme ich auch gleich in Angriff." Er hat sich das entsprechende Programm herunter geladen und die kostenlose App installiert. Sie ist so programmiert, dass sie automatisch die Inhalte der Facebookseite der Erlöserkirche übernimmt. Rolf Lang hofft, dass vielleicht "ein Teil unserer Gemeindeglieder, der nicht so kirchennah ist, über die App etwas aufschnappt. Und sich denkt: ,Mensch, das könnte mich interessieren.'"

Bistum: App steht auf der Agenda

Interessiert an einer App ist man auch auf katholischer Seite. Wie Harry Luck, Pressesprecher des Erzbistums Bamberg erläutert, verfüge das Bistum aktuell noch nicht über eine Applikation. "Wir sind noch nicht ganz so weit. Aber sie steht auf der Agenda."

Vor kurzem hat das Bistum eine neue Social-Media-Redakteurin eingestellt. Sie kümmert sich um Facebook, Twitter und passt gemeinsam mit der Online-Redaktion die Inhalte der Internetseite für Smartphones und Tablet-PCs an. Der nächste Schritt ist laut Luck, über die Entwicklung einer App nachzudenken.

"Man könnte zum Beispiel einen Kirchenfinder einbauen, der mit GPS funktioniert. Dann können die Nutzer nachsehen, wo die nächste Kirche ist, wann dort ein Gottesdienst statt findet. Und Touristen können eine Kirche auf der Karte suchen, die sie besichtigen wollen."

Hat vielleicht schon eine Gemeinde eine App? "Mir ist davon nichts bekannt, dass es bereits Apps von unseren katholischen Gemeinden gäbe."

Und wie schaut es bei den Lutheranern aus? "Die Erlösergemeinde scheint in der Tat bisher die einzige mit einer eigenen App zu sein", sagt Diakonin Andrea Hofmann, Referentin des Dekans.

Eine Art Dekanats-App, wie es den Katholiken in Form einer Bistums-App vorschwebt, ist im Dekanat zumindest in naher Zukunft nicht geplant. "Das ist für uns weniger einer Plattform, wegen unserer Dekanatsstruktur. Unsere Gemeinden sind autonom, es gibt keine zentrale Steuerung", erläutert die Diakonin. "Ich finde es toll, dass die Erlöserkirche hier federführend ist. Der Mitarbeiter, der die App betreut, versorgt ja auch die Facebookseite."
Der "Mitarbeiter", das ist Rolf Lang. Glaubt er, dass sich auch ätere Mitglieder der Kirchengemeinde an die Nutzung der App heranwagen? "Es gibt in jedem Alter Menschen, die Technik mögen."