Bamberger Innenstadt: Pfandring statt Pfandkiste

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Sozial- und Umweltreferent Ralf Haupt zeigt am Gabelmann, wie die neuen Pfandringe aussehen. Neun Flaschen passen hinein. Foto: Matthias Hoch
Sozial- und Umweltreferent Ralf Haupt zeigt am Gabelmann, wie die neuen Pfandringe aussehen. Neun Flaschen passen hinein. Foto: Matthias Hoch
So sahen die Pfandkisten aus. Foto: Ronald Rinklef/Archiv
So sahen die Pfandkisten aus. Foto: Ronald Rinklef/Archiv
 

Im Oktober 2013 hat eine kleine bürgerliche Initiative neun Pfandkisten in der Bamberger Innenstadt aufgehängt. Die sind nun weg. Dafür hat die Stadtverwaltung zwei Pfandringe angebracht. Dort können Passanten ihre Pfandflaschen hineinstellen, damit Pfandsammler sie leichter finden können.

Es geht ums Pfand, so viel ist klar. Die Grundidee ist auch schnell erklärt: Wer in der Innenstadt unterwegs ist und eine Pfandflasche übrig hat, stellt diese in den dafür vorgesehen Pfand-Behälter, der an einem Mülleimer oder Schild befestigt ist. Ein Pfandsammler kann sich am Leergut bedienen, es abgeben, und sich so ein paar Cent verdienen.

Aber in welche Vorrichtung packt man seine leere Flasche denn nun? Die Pfandkiste? Den Pfandring? Oder beides? Nein. Denn die Pfandkisten gibt es nicht mehr. Dienstagnachmittag wurden in Bamberg zwei nagelneue Pfandringe eingeweiht. In diesen soll zukünftig das Leergut abgestellt werden - nur in diesen.


Die neun Pfandkisten, die eine Initiative des Bamberger Freiwilligenzentrum Carithek im Herbst vergangenen Jahres aufgehängt hatte, sind weg. Mitarbeiter des Entsorgungs- und Baubetriebs der Stadt Bamberg haben alle noch übrig gebliebenen Kisten abgenommen. "Die Pfandringe sind eine optisch ansprechendere Lösung. In einer Weltkulturerbe-Stadt sind sie angenehmer als Plastikkästen", sagt Ralf Haupt, Sozial- und Umweltreferent der Stadt.

670 Euro für beide Stahlringe
Rund 670 Euro haben die beiden Pfandringe gekostet - und sind damit günstiger, als ursprünglich veranschlagt. Im Oktober hatte die Stadtverwaltung noch mit 1000 Euro für die Spezialanfertigungen gerechnet.

Neben den Altglascontainern am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) und am Gabelmann schmiegen sich die Ringe aus gelbem Stahl nun um die Bäuche von Mülleimern. Ruckelfest, witterungsbeständig, robust. Das unterscheidet sie von ihren Vorgängern, den Pfandkisten. Laut Ralf Haupt hat es entsprechende Beschwerden aus der Bevölkerung gegeben, dass die an Schildern befestigten Kisten teilweise schief in einen Radweg hängen würden oder in einer ungünstigen Höhe installiert sind, so dass man hängen bleiben könnte. "Außerdem ist ein einheitliches Bild schon wichtig", sagt Haupt.

"Wichtig", das sei vor allem die Weiterführung des Grundgedanken, wie es Theresa Gerhard formuliert. Sie hat im vergangenen Jahr mit zwei Mitstreitern die weißen Pfandkisten in der Bamberger Innenstadt aufgehängt. Auf die Idee ist die Studentin gekommen, als sie ein Praktikum im Carithek-Freiwilligenzentrum gemacht hat und auf die bundesweite Aktion "Pfand gehört daneben" aufmerksam geworden ist. Auf der Internetseite der Initiative wird sowohl die kostenlose Pfandkiste - samt Bauanleitung - als auch der Pfandring vorgestellt.

Bei beiden geht es darum, dass niemand mehr im Müll wühlen muss - was nicht nur gefährlich sein kann, "sondern auch als entwürdigend betrachtet wird", wie Ralf Haupt sagt. Simone Famulla, Leiterin des Carithek Freiwilligenzentrums lobt: "Dass die Stadt nun die Ringe installiert hat, ist ein perfektes Beispiel dafür, wie sich Bürgerbeteiligung und städtische Kommunalpolitik ergänzen können."

Die Stadt Bamberg ist die erste Kommune in Deutschland, die offiziell zwei Pfandringe gekauft hat. Sieben Flaschen können pro Ring deponiert werden, wie in einer Pressemitteilung der Stadt erklärt wird.

"Der im Rahmen eines Designwettbewerbes von Paul Ketz entwickelte Pfandring, der sich um öffentliche Abfalleimer herumspannt, fand die Zustimmung des Umweltsenates und wird nun getestet", heißt es in der Mitteilung weiter. Dort wird Designer Paul Ketz zitiert: "Bamberg ist die erste Stadt, die so mutig ist, das zu erproben. Es ist schön, dass Bamberg die Vorreiterrolle einnimmt."

Bereits im Juli 2012 hatte die GAL-Stadtratsfraktion beantragt, probeweise Pfandkisten aufzuhängen. Im Mai 2013 beschloss der Umweltsenat denn eine einjährige Testphase von zwei sogenannten "Pfandflaschensammelbehältern" - den Pfandringen. "Wenn sie sich bewähren, können wir überlegen, das Ganze weiterzuführen", sagt Ralf Haupt.

"Ich finde es gut, dass die Stadt das aufgegriffen hat", sagt Theresa Gerhard. Doch die Studentin, die damals die weißen Pfandkisten aufgehängt hat, merkt auch an: "Es wäre schon schön gewesen, wenn Pfandkisten und Pfandringe nebeneinander hätten existieren können." In Bamberg gebe es ein hohes Pfandaufkommen. "Wir haben überlegt, im Sommer aufzustocken. Auf der Erba oder im Hain, wo sich viele junge Leute treffen." Dann überlegt sie kurz und meint: "Aber es stimmt schon, dass man darauf achten muss, was sich in einer Weltkulturerbestadt gut ins Stadtbild einfügt."

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