Bamberger Hobby-Filmer begeistern mit viralen Videos

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Das Schneiden des Videos erfordert viel Feinarbeit. Foto: Lena Alt
Das Schneiden des Videos erfordert viel Feinarbeit. Foto: Lena Alt
Philipp, Leo und Julian drehen die Videos für "Philmfilm". Foto: Lena Alt
Philipp, Leo und Julian drehen die Videos für "Philmfilm". Foto: Lena Alt
 
Philipp zeigt, wie er am Rechner das Greenscreen-Video nachbearbeitet. Foto: Lena Alt
Philipp zeigt, wie er am Rechner das Greenscreen-Video nachbearbeitet. Foto: Lena Alt
 
Auch an der Wand seiner Wohnung hat Philipp sein Projekt verewigt. Foto: Lena Alt
Auch an der Wand seiner Wohnung hat Philipp sein Projekt verewigt. Foto: Lena Alt
 
Der Kurzfilm"Weiter oben" basiert auf einer Kurzgeschichte von Christian Ritter. Foto: Lena Alt
Der Kurzfilm"Weiter oben" basiert auf einer Kurzgeschichte von Christian Ritter. Foto: Lena Alt
 
Unscheinbar, aber bildgewaltig - mit dieser kleinen Kamera filmt Philipp alle seine Video. Foto: Lena Alt
Unscheinbar, aber bildgewaltig - mit dieser kleinen Kamera filmt Philipp alle seine Video. Foto: Lena Alt
 

Während die Bamberger Basketball-Fans noch immer über die Niederlage der Brose Baskets in den Play-Offs trauern, kursiert auf Bambergs Facebook-Seiten schon eine neue Basketball-Sensation: Ein Video mit dem Titel "Basketballer trainiert während der Fahrt". Wir haben uns mit den Machern unterhalten.

Während die Bamberger Basketball-Fans noch immer über das Ausscheiden der Brose Baskets in den Play-Offs trauern, kursiert auf Bambergs Facebook-Seiten schon eine neue Basketball-Sensation: Ein Video mit dem Titel "Basketballer trainiert während der Fahrt". Die kuriose Szenerie: Ein Auto fährt über den Berliner Ring in Bamberg, es zieht einen Anhänger hinter sich her, auf dem ein Basketballkorb montiert ist. Aus dem vorderen Fenster klettert ein Mann im Basketballtrikot und hangelt sich an den Dachstreben entlang zum Anhänger. Er greift zu einem grünen Ball, schwankt kurz, findet aber dann doch Halt und trainiert routiniert ein paar Korbwürfe - und das alles am hellichten Tag bei voller Fahrt.

Bei einem zweiten Blick stellt sich heraus: Dieses gefährliche Manöver ist natürlich nicht echt. Doch wer steckt hinter der aufwändigen Produktion? Der Abspann des Videos gibt Aufschluss.
Es ist Philipp Mößner, Gründer des Filmprojekts "Philmfilm", der zusammen mit seinem Team den 40-sekündigen Clip produziert hat. Auch andere Videos, die in Bamberg und Umland auf sämtlichen Social Media-Kanälen kursieren, gehen auf sein Konto. Am erfolgreichsten war dabei die Bamberger Adaption von Pharell Williams‘ Hit "Happy", die zusammen mit dem Online-Magazin Bamigo realisiert wurde und auf Youtube schon fast 44.000 mal angeklickt wurde. Auf dem Youtube-Kanal von Philmfilm findet man über 60 Videos, neben kleinen Sketchen und Veranstaltungs-Trailern auch Musikvideos und Interviews.

Die Nachbearbeitung ist das aufwändigste
Die meisten der Videos sind in Kooperation mit anderen Bambergern geschaffen worden. Bei einem Besuch in seiner Wohnung erklärt Philipp Mößner zusammen mit seinem Team, Julian Neubauer und Leo Minges, wie eine solche Video-Produktion für sie abläuft. "Die Leute kommen oft auf uns zu, wenn sie eine coole Idee haben", erzählt Philipp. Zusammen wird dann an der Konzeption des Videos gearbeitet, bis ein Plan für den Dreh steht. Der ist dann meist schnell im Kasten - am aufwändigsten sind die Vorbereitung und vor allem die Nachbearbeitung.

Der Dreh des Basketball-Videos war innerhalb von zwei Stunden abgeschlossen. Dabei wurde die Fahrt über den Berliner Ring gefilmt - natürlich ohne Julian, der den Basketballer spielt - und anschließend die Korbwürfe auf dem stehenden Anhänger. Um die beiden Videos dann realistisch zusammenzufügen, wurde das sogenannte "Greenscreen"-Verfahren verwendet. Deswegen filmte Philipp den trainierenden Julian vor einer grellgrünen Stoffleinwand. Alles, was in diesem Video grün war, wurde später durch das Video vom Berliner Ring ersetzt.

In der Theorie klingt das einfach, die tatsächliche Nachbereitung ist aber ein sehr langwieriger Prozess. Über 15 Stunden saß Philipp daran, die beiden Videos zusammenzusetzen und Julian immer genau auszuschneiden. Auch der Ball war ein Kapitel für sich. "Es war nicht so schlau, dass wir ausgerechnet einen grünen Ball genommen haben. Der ist dann natürlich zusammen mit dem grünen Hintergrund verschwunden", lacht Philipp. Oft merke man erst beim Dreh selbst, dass man in der Vorbereitung etwas vergessen oder falsch geplant hat - hier ist dann Kreativität und Improvisation gefragt. Aber genau das mögen die drei Jungs an ihrem gemeinsamen Hobby. "Wir machen eben gerne außergewöhnliche Videos. Und eigentlich wird nie ein Video genau so, wie es ursprünglich geplant war", sagt Julian. Mit dem Ergebnis können sie dann aber trotzdem immer zufrieden sein.




Kreativität ist wichtiger als die Ausbildung
Dabei hat keiner der drei auf dem klassischen Weg das Filmhandwerk gelernt. Der "Chef-Filmer" Philipp, der hauptsächlich für die technischen Aspekte der Videos verantwortlich ist, arbeitete ursprünglich als Sozialberater und Heilerziehungspfleger. Die Leidenschaft für Videos lag ihm aber schon immer im Blut. "Schon während meiner Grundschulzeit habe ich Stop Motion Videos von meinen Lego-Figuren gemacht. Die habe ich noch mit einer alten Videokamera auf Band gefilmt, da musste man immer auf Aufnahme und dann sofort wieder auf Stop drücken." Mit 16 Jahren modellierte er dann mit Hilfe von 3D-Programmen schon ganze Flugzeuge. Vor Kurzem hat er seine Leidenschaft letztendlich zum Beruf gemacht, zuerst bei TV Oberfranken ein Praktikum absolviert und sich dann mit einer eigenen Videofirma selbstständig gemacht. Mit "Midnight Productions" will er in Zukunft professionelle Imagefilme drehen.

Während Leo gerade eine Ausbildung zum Marketingkaufmann macht, studiert Julian in Erlangen Theater- und Medienwissenschaften. Beide haben vor allem an der Konzeption von Videos Spaß und wirken häufig als Schauspieler in den Clips mit. Am wichtigsten ist auch ihnen, einfach Spaß bei der Sache zu haben. Wenn man eine gute Idee habe, könnte man auch mit einer Handykamera ein tolles Video machen. Außer einer professionellen Kamera haben die drei nämlich kaum Equipment. "Da muss man dann eben wieder kreativ sein und sich etwas basteln. Wir haben auch schon einen Videokran aus Besen und so gebaut", erzählt Philipp und lacht. "Der hat dann aber auch nur einen Dreh lang gehalten."

Das Team um Philipp realisiert inzwischen aber auch größere Projekte. Auf seinem Fernseher zeigt Philipp den mehrfach ausgezeichneten Kurzfilm "Weiter oben", der auf einer Geschichte des Bamberger Poetry Slammers Christian Ritter basiert. In wenigen Minuten erzählt der Film eine beeindruckende Geschichte über ein Hochhaus. Hier wohnen verschiedenste Leute, die mit verschiedensten Problemen zu kämpfen haben. Während eigens komponierte Musik die Geschichte unterlegt und ein Modellflugzeug mit installierter Kamera stimmungsvolle Luftbilder von Bamberg zeigt, besticht das Video vor allem durch ausgefeilte Animationen. Auf dem riesigen LCD-Bildschirm kommt erst richtig zur Geltung, wie professionell die Jungs ihre Videos produzieren. Da fällt dann nicht einmal mehr auf, dass die Räume eigentlich mit Baustrahlern ausgeleuchtet sind.